Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09
zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (922) Die Straumann Gruppe erwirbt eine Minder- heitsbeteiligung an Dental Monitoring (DM), einem auf Telemonitoring spezialisierten französischen Unternehmen, sowie die glo- balen Vertriebsrechte an deren Technologie, heißt es in einer Mitteilung. Investitions- summen wurden nicht genannt – wohl aber die Pläne, die hinter der Investition stehen: Straumann will die auf künstlicher Intelligenz basierende Technologie von DM „in seine kieferorthopädischen und digitalen Lösungen integrieren“. Die beiden Unternehmen wol- len gemeinsam weitere Anwendungen für künstliche Intelligenz im Dentalbereich ent- wickeln. Schon jetzt ermöglicht die Technik von DM eine deutliche Veränderung des Behandlungsalltags: Zahnärzte und Kiefer- orthopäden können damit Verlaufskontrol- len durchführen, ohne dass der Patient die Praxis besuchen muss. Doch nicht nur unnötige Kontrollvisiten sol- len sich so vermeiden lassen. Eingespart wird nicht nur die Zeit für die Behandlung – auch die Behandlung selbst geht schneller: Indem das System den Zeitpunkt identifi- ziert, an dem der Patient für den nächsten Korrekturschritt bereit ist, kann die kiefer- orthopädische Behandlung beschleunigt werden. Und das System prüft der Mitteilung zufolge auch, ob in der Nachbehandlung ein Rückschritt aufgetreten ist. Das Produkt von DM kann – angeblich – aber sogar noch mehr: Es wurde weiterentwickelt, „um auch die Mundhygiene zu kontrollieren und Karies, Frakturen, Restaurationsdefekte, Zahnfleischschwund, Entzündungen, Infek- tionen sowie andere Erkrankungen zu er- kennen“. Dazu hat das Unternehmen „seit 2013 eine große Anzahl relevanter klinischer Daten gesammelt und und mit Schlüssel- wörtern markiert, um hochpräzise lernende Algorithmen zu entwickeln“, erklärt das Unternehmen auf Anfrage. Heute kann die Technologie „mehr als 170 verschiedene klinische Situationen anhand von Bildern erkennen, die Patienten mit ihren Smart- phones gemacht haben.“ „Das wird die Zahnmedizin verändern!“ Zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten – etwa in Verbindung mit Intraoral-Scannern in der Zahnarztpraxis oder zur Kontrolle von Zahn- implantaten – seien denkbar, heißt es in der Mitteilung. „Wenn Zahnärzte ihren Patien- ten eine zuverlässige, leicht zu benutzende mobile App anbieten können, um ihre Zähne und den Behandlungsfortschritt zu kontrollieren, wird dies die Zahnmedizin verändern“, ist sich Marco Gadola, CEO der Straumann Gruppe, sicher. Ein DM-Sprecher betont auf Anfrage, dass die Technik nicht als Diagnose-Instrument gedacht sei, „sondern als Ergänzung zur direkten Beobachtung. Das Team von Kie- ferorthopäden von DM validiert die Ergeb- nisse klinisch, bevor sie dem behandelnden Zahnarzt/Kieferorthopäden mitgeteilt wer- den“. Bis heute habe das Unternehmen fast zwei Millionen klinische Aufzeichnungen von Patienten validiert, heißt es – „und die Zahl wächst exponentiell“. Denkbar wäre, dass Straumann mit der Technik in den Markt der Aligner-Fern- behandlung einsteigt – dazu kommentiert Straumann lediglich, man werde „mit Dental Monitoring zusammenarbeiten und einen integrierten Ansatz mit dem Dental- Monitoring-System definieren“. DM betont, dass die Technik helfe, „Termine am Behandlungsstuhl durch virtuelle Vorsorge- untersuchungen zu ergänzen und sicher- zustellen, dass die Patienten bei Vorfällen individuell betreut werden und rechtzeitig eingegriffen werden kann“. So lasse sich die Compliance der Patienten fördern und die Behandlungszeit optimieren. Eine der An- wendungen von DM in der Aligner-Therapie sei, „die Passform jedes Aligner in Verbin- dung mit anderen Faktoren zu überprüfen, bevor der Patient zum nächsten übergehen kann“ und sicherzustellen, dass jeder Aligner die optimale Zeit getragen werde. Dental Monitoring (DM) wurde 2013 gegründet und führte sein Produkt 2015 auf dem französischen Markt ein. Der Start des kommerziellen Vertriebs erfolgte 2017. Die Produkte von DM werden nach Angaben des Unternehmens heute in den USA, Europa, Asien und Australien verkauft. Das Unterneh- men mit Hauptsitz in Paris und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter. Die in Basel ansässige Straumann Gruppe ist ein weltweit tätiges Unternehmen im Bereich Zahnersatz und kieferorthopädische Lösungen. Sie beschäftigt derzeit mehr als 4.800 Mit- arbeiter weltweit. Ihre Produkte, Lösungen und Dienstleistungen werden in mehr als 100 Län- dern über eigene Vertriebsgesellschaften verkauft. Straumann investiert in Telemonitoring-App Verlaufskontrolle via Handyscan Eine Börsennachricht mit Folgen: Die Straumann Group investiert in den App- Hersteller Dental Monitoring (DM). Der ermöglicht mithilfe künstlicher Intelligenz eine KFO-Verlaufskontrolle aus der Ferne. Jetzt noch das Bild für meinen Zahnarzt. Fotos: Youtube – Dr. Scott Morita 26 Praxis
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