Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (924) Die Patientin wurde durch einen nieder- gelassenen Oralchirurgen an die Ambulanz der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz überwiesen. Bereits 2010 war die Läsion als Zufallsbefund in einer Panoramaschichtaufnahme festge- stellt worden. Damals bestanden keine Sen- sibilitätsausfälle, Schmerzen oder ähnliche Beschwerden. Im Konsens mit der Patientin wurde die Empfehlung zur engmaschigen Nachkontrolle mittels radiologischer und klinischer Diagnostik ausgesprochen. Ende 2017 bemerkte die Patientin eine Aufbiss- empfindlichkeit sowie Schmerzen im rechten Unterkiefer. Nach erneuter Vorstellung beim erstbefundenden Oralchirurgen wurde nach radiologischer Kontrollaufnahme eine Ver- größerung der Raumforderung diagnosti- ziert. Bei Größenprogredienz und Zunahme der Beschwerden erfolgte im Januar 2018 die obige Überweisung. Auf der alio loco durchgeführten Panorama- schichtaufnahme (Abbildung 1) war eine ausgeprägte, zystische Raumforderung mit einer Ausdehnung von Regio 46 bis Regio 48 zu erkennen. Klinisch zeigten sich keine Sensibilitätsstörungen im Bereich des Nervus alveolaris inferior. Die Vitalitätsprüfung der Zähne 46 bis 48 fiel positiv aus, es bestand auch keine Perkussionsempfindlichkeit (Ab- bildung 2). Zahn 48 fiel durch eine dritt- gradige Lockerung auf. Auf Palpation ent- leerte sich kein Pus. Die anschließend durch- geführte Digitale Volumentomografie (Ab- bildung 3) zeigte einen invasiv wachsenden, teils honigwabenähnlichen, zystischen Be- fund des rechten Unterkiefers mit einer Aus- dehnung in den Canalis mandibulae sowie in Teile des aufsteigenden Unterkieferasts. Darüber hinaus ließen sich Wurzelresorptio- nen der Zähne 47 und 48 eruieren. In Zusammenschau der klinischen und der radiologischen Befunde wurde die Ver- dachtsdiagnose eines Ameloblastoms bezie- hungsweise einer Keratozyste gestellt. Nach ausführlicher Beratung über mögliche Diffe- renzialdiagnosen und Therapieoptionen entschied sich die Patientin zur Entfernung der Raumforderung in Intubationsnarkose. Hierbei erfolgte zunächst die Extraktion der teils stark gelockerten Zähne 47 und 48. In beiden Fällen konnte die vorher radiologisch auffällige Wurzelresorption ausgemacht werden (Abbildung 4). Nach der Extraktion breitete sich über die Extraktionsalveolen Zysteninhalt in die Mundhöhle aus (Abbil- dung 5). Im Anschluss wurde die Raum- forderung unter Schonung des kaudal der Zyste verlaufenden Nervus alveolaris inferior exkaviert. Hierbei kam es im dorsalen Anteil Der besondere Fall mit CME Intraossäres Hämangiom des rechten Unterkiefers Philipp Matheis, Peer W. Kämmerer Eine 58-jährige Patientin stellte sich aufgrund einer größenprogredienten, symp- tomatischen zystischen Raumforderung des rechten Unterkiefers vor. Die his- tologische Aufbereitung des Gewebes ergab ein intraossäres Hämangiom und somit einen im Kiefer sehr seltenen Befund. Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Alle Fotos: Matheis, Kämmerer 28 Zahnmedizin

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