Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (926) seltener betroffen, so dass im Bereich des Unterkiefers, wie im vorliegenden Fall, in der Literatur derzeit nur wenige intraossäre Verläufe beschrieben sind [Alves et al., 2006; Dhiman et al., 2015]. Generell finden sich Hämangiome der Kieferknochen eher im Unterkiefer (Verhältnis Unter- zu Ober- kiefer 2:1 [Dincer Kose et al., 2016]) und hier im Bereich der Prämolaren und der Molaren [Drage et al., 2003], wobei der Altersgipfel zwischen der zweiten und der fünften Lebensdekade und das Geschlechts- verhältnis von weiblich zu männlich mit 2:1 angegeben wird [Cheng et al., 2006]. Die initiale Diagnosestellung gestaltet sich aufgrund eines symptomlosen oder zumin- dest symptomarmen Verlaufs sowie un- spezifischer radiologischer Muster oftmals schwierig. Als Differenzialdiagnosen sollten beispielsweise das Ameloblastom, die Keratozyste, das odontogene Myxom, die fibröse Dysplasie, das Osteosarkom und die aneurysmatische Knochenzyste einbezogen werden. Selten – und hier vor allem bei größeren Manifestationen – finden sich Pulsationen und mobile Zähne bei inspek- torisch bläulichen, langsam wachsenden Läsionen; Schmerzen und Parästhesien sind keine charakteristischen Merkmale, können aber mit der Schwellung einhergehen [Dhiman et al., 2015; Cheng et al., 2006]. Radiologisch finden sich sowohl uni- als auch multilokuläre Verschattungen/Trans- luzenzen, oft mit peripherer Sklerosierung. Darüber hinaus können Resorptionen be- nachbarter Zahnwurzeln auftreten. Dieses komplexe Erscheinungsbild kann zu klinischen Fehleinschätzungen seitens des Behandlers führen. Besonders vor geplanten Resektionen sollte eine weiterführende Dia- gnostik zwecks Beurteilung der knöchernen Grenzen und Nachbarstrukturen erfolgen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- tomografie oder die Magnetresonanztomo- grafie können zur verbesserten Darstellung der Ausdehnung oder Beschaffenheit (solitär oder zystisch) der Läsion herangezogen werden [Robertson et al., 1999]. Beim Ver- dacht auf ein Hämangiom oder eine arterio- venöse Malformation kann prätherapeutisch eine Darstellung der Gefäße erfolgen. Histologisch wird das Hämangiom in eine kapilläre, eine kavernöse und eine gemischte Variante eingeteilt, wobei die meisten Abbildung 4: Extrahierter Zahn 48 mit ausgeprägter Wurzelresorption Abbildung 5: Klinischer Situs bei Operation: Aus den Extraktionsalveolen herausquellender Zysteninhalt kann identifiziert werden. Abbildung 6: Klinischer Situs bei Operation: Ansicht auf exkavierte Zyste Abbildung 7: Entnommenes Präparat für die histologische Begutachtung 30 Zahnmedizin

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