Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (928) Tumore vom kavernösen Typ sind. Diese zeichnen sich vor allem durch mitotische Aktivität, große vaskuläre Strukturen und eine lang andauernde klinische Anamnese aus. Endothelzellen proliferieren und bilden ein plexiformes vaskuläres Muster. Die dünnwandigen kavernösen Räume sind von einer einzelnen Schicht aus Endothel- zellen umgeben, die zwischen den ossären Trabekeln verteilt sind. Verschiedene Behandlungsmodalitäten wurden in der Literatur beschrieben, die auf erstens der Blutungskontrolle, zweitens einer vollständigen Beseitigung der Läsion und drittens der Verhinderung eines Wieder- auftretens basieren [Dhiman et al., 2015]. Diese Therapieansätze beinhalten die nicht- invasive Radiotherapie, die intraläsionale Sklerosierung und Embolisation, die Küret- tage sowie die Resektion mit anschließender – wenn notwendig – knöcherner Rekon- struktion. Die Entscheidung hierzu basiert auf den klinischen Befunden, dem Alter des Patienten und der individuellen Anamnese. Eine Bestrahlung wird für unzugängliche Läsionen empfohlen, da sich so das Wachs- tum kontrollieren lässt. Allerdings wurden Hämangiome als wenig strahlensensibel beschrieben und diese Therapieoption beinhaltet potenzielle strahlenbedingte Ne- benwirkungen (Schädigung des Kondylen- wachstums, Schäden in der Zahnentwicklung und an den Speicheldrüsen) [Wilde et al., 1966]. Die intraläsionale Injektion von sklerosierenden Mitteln wurde bei ausge- dehnten Läsionen zur Anwendung gebracht. Die Medikamente wirken gewebereizend und thrombogen, haben jedoch im Fall von Knochenläsionen lediglich begrenzte An- wendungsmöglichkeiten [Hayward, 1981]. Die Embolisation der wichtigsten afferenten Gefäße, die das Hämangiom versorgen, ist ebenfalls eine Behandlungsoption, wenn der Patient für eine Operation nicht geeignet ist [Kaneko et al., 2001]. Letztendlich verbleibt die Chirurgie allein oder in Kombination mit der Embolisation die beste therapeutische Option, wobei diese entweder die Kürettage – wie im vorliegenden Fall – oder gar eine radikale Exzision des betroffenen Kiefer- segments, gefolgt von einer sofortigen Re- konstruktion durch ein Knochentransplantat, umfasst. Da ein Blutverlust während der Operation erwartet wird, sollte präoperativ der Einsatz hämostatischer Maßnahmen oder – in ausgewählten Fällen – eine Blut- transfusion geplant werden. Dr. Philipp Matheis Assistenzarzt Klinik und Poliklinik für MKG- Chirurgie der Universitäts- medizin Mainz Augustusplatz 2 55116 Mainz philipp.matheis@unimedizin- mainz.de PD Dr. mult. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für MKG- Chirurgie der Universitäts- medizin Mainz Augustusplatz 2 55116 Mainz Abbildung 8: Histologisches Präpa- rat (H&E; x200): Es zeigen sich multiple, großlumige, teilweise mit Erythrozyten gefüllte Gefäße. Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Alle Porträts: privat Bei zystischen Raumforderungen des Kiefers sollten differenzialdiagnostisch neben den häufigen Entitäten – wie der Keratozyste, der aneurysmatischen Knochenzyste oder der radikulären Zyste – auch seltene Erkrankungen in Betracht gezogen werden. Bei unklaren radiologischen Befunden von zystischen Raumforderungen trägt eine histologische Sicherung der Dignität entscheidend zur Differenzialdiagnostik bei. Intraossäre Hämangiome können über einen langen Zeitraum symptomarm per- sistieren und sich spontan zurückbilden. Eine kausale Therapie ist nur in be- stimmten Fällen (Blutungen, Schmerzen oder Gefühlsstörungen) indiziert. Fazit für die Praxis Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Intraossäres Hämangiom CME AUF ZM - ONLINE 32 Zahnmedizin

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