Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (946) Parodontal: leichte (12, 11, 22, 23, 35, 47) und moderate bis schwere lokalisierte, chronische Parodontitis an 16, 21, 36, 44, 46, 26; Furkationsgrad II-III an 16, 26 Prothetisch: prothetisch insuffizient ver- sorgtes adultes Gebiss: insuffizienter Kronen- und Brücken-ZE an 16, 13, 23, 26, 36, 37, 44–47 Röntgenologisch: generalisierter, leichter, horizontaler Knochenabbau mit teilweise schweren vertikalen Defekten an 16, 26, 36, 44, 46; Sekundärkaries an 13,23; insuffiziente Wurzelkanalfüllungen an 23 und 47 Prognose: nicht erhaltungswürdig für die Zähne 16, 26; zweifelhaft für die Zähne 13, 23, 47. Planung Aufgrund der hoffnungslosen Prognosen kamen beide Oberkiefermolaren 16 und 26 nicht mehr als Pfeilerzähne in Betracht. Bis auf die Zähne 13, 12 und 23 erschienen die Oberkiefer-Frontzähne erst einmal sicher, so dass der Patientin signalisiert werden konnte, dass nicht alle Oberkieferzähne ge- zogen werden müssen. In Anbetracht der guten Mundhygiene, einer hohen Adhärenz und einer weit überdurch- schnittlichen Motivation der Patientin wurde gemeinsam beschlossen, den Erhalt der fraglichen, jedoch strategisch wichtigen Zähne anzustreben. So wurde zunächst die Krone an Zahn 13 entfernt, um die Rest- zahnhartsubstanz nach Kariesexkavation beurteilen zu können. An Zahn 23 sollte nach Kronenentfernung eine endodontische Behandlung vorgenommen werden. Bei er- folgreichem Verlauf sollte anschließend im Rahmen einer Implantatversorgung in bei- den Seitenzahnbereichen eine chirurgische Kronenverlängerung (ARF) an dem Wurzel- stamm des Zahnes 23 durchgeführt werden – mit dem Ziel, diesen später als sicheren Pfeiler mit einer Krone versorgen zu können. An Zahn 47 wurde ebenfalls eine Revision der Wurzelfüllung durchgeführt. Die Be- handlungsmaßnahmen ergaben im weiteren Verlauf eine Erhaltungsmöglichkeit aller drei betroffenen Pfeilerzähne. Nachdem für die Patientin zu Beginn der Be- handlung der Zahnerhalt und die Funktion im Vordergrund gestanden hatten, wurde durch ein angefertigtes Frontzahn-Mock-up im Oberkiefer auch der Wunsch nach einer ästhetischen Verbesserung der Situation ge- weckt. Somit ergab sich folgender Therapieplan, der eine ästhetische Neuversorgung in der Front mit der Harmonisierung der beiden zentralen Schneidezähne beinhaltete. 1. Extraktion der Zähne 16 und 26 sowie Eingliederung einer Interimsprothese 2. Schaffung einer guten Mundhygiene und Beginn einer systematischen PAR-Behandlung 3. Endorevision der Zähne 23, 47 und EKR des Zahnes 13 zwecks Evaluation der Rest- zahnhartsubstanz 4. Sinusaugmentation und (navigierte) Im- plantation im Oberkieferseitenzahnbereich, chirurgische Kronenverlängerung (ARF) an Zahn 23 5. EKR der restlichen Pfeiler, Stiftaufbau an 23 mit provisorischer Versorgung und Umbau der Interimsprothese (mit neuer Klammer an 23) 6. Optimierung der rot-weißen Ästhetik an 11, 21 mittels chirurgischer Kronenverlän- gerung (ARF) an 21 und Rekonstruktion der keratinisierten Gingiva an 46 mittels Freiem Schleimhauttransplantat (FST) 7. Freilegung der Implantate 8. Prothetische Phase 9. Eingliederung in ein Nachsorgeprogramm Vorbehandlung Nach der gemeinsamen Festlegung der Therapie begann die Behandlung mit einer Hygienesitzung, in der (standardmäßig) die aktuelle Mundhygiene begutachtet, Opti- mierungspotenziale kommuniziert und In- struktionen gegeben wurden. Anschließend fand eine Professionelle Zahnreinigung statt. Wegen der fraglichen Prognose der beiden Zähne 13 und 23 wurden zunächst Silikon- schlüssel im Oberkieferseitenzahnbereich angefertigt. Die Brücken wurden entfernt, Abbildungen 4a bis 4g: a: Intraorale Ansicht der Ausgangssituation der Oberkieferfront nach erfolgter EKR an 13 mit Aufbaufüllung und Endorevision an 23; b: Das Lachen der Patientin mit Interimsersatz; c: Direktes Mock-up an 11 inzisal und 21 zervikal und optische Kürzung des Zahnes 21 mit einem schwarzen, wasserfesten Stift; d: Lachbild (hier noch ohne Mock-up an 11); e bis g: verschiedene Modellansichten nach Übernahme der Referenzen durch das direkte Mock-up: Wax-up 11 und 21 (Harmonisierung), Set-up 23 und Reduktion der Interims im Bereich 23 mit neuer Klammer für Zahn 23 50 Die klinisch-ethische Falldiskussion

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