Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (978) Zummittlerweile zehnten Mal war Wieczorrek in der Region – zum dritten Mal im Winter. „Die globale Klimaerwärmung führt gerade in Regionen, die den geringsten Beitrag da- zu leisten, zu existenziellen Veränderungen für Mensch und Tier“, erzählt er. „So war in den Bergen rund um Ladakh bis Februar der Schneefall komplett ausgeblieben. Eine Ka- tastrophe, da dies zu akutem Wassermangel auf den Feldern der Bauern führen wird. Der einzige Verbindungsweg in unsere Dörfer und zu den Amchis, den tibetischen Natur- heilern, ist im Winter der zugefrorene Fluss Chaddar. Er führte aber zu wenig Wasser und friert nicht mehr an allen Stellen richtig zu.“ Damit wurde der Fluss noch gefährlicher, als er ohnehin schon ist, berichtet der Zahn- arzt: Während seines Aufenthalts kam ein zwölfjähriges Mädchen auf dem Weg zur Schule ums Leben. Gemeinsam mit einer Mitschülerin war es in das Eis des Flusses eingebrochen. Ihre Freundin konnte ge- rettet werden, sie wurde unter das Eis geschwemmt. Nach der Bergung wurde das Mädchen in Leh, der größten Stadt in Ladakh, beerdigt. Und die Eltern konnten nicht dabei sein, weil der Fluss nicht ent- sprechend zugefroren war. Da auch Wieczorrek nicht – wie geplant – die Dörfer aufsuchen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Aufenthalt in Leh zu nutzen. Zusammen mit dem Projekt- koordinator und Landrat vor Ort, Sonam Dorjay, sprachen sie mit Avni Lavasa – sie ist Deputy Commissioner, eine Art Chefin der Regionalverwaltung von Leh. „Wir über- reichten ihr außerdem einen Brief, in dem wir unsere prophylaktische zahnärztliche Zusammenarbeit mit den Amchis vorstell- ten“, sagt Wieczorrek. „Mithilfe unserer Stoffpuppe Tunu demonstrieren wir in den Dörfern die richtige Zahnhygiene und er- klären sie anhand zahnärztlicher Rolltafeln. Am Ende des Gesprächs übergaben wir die Tafeln, Postkarten und Tunu an Lavasa – in der Hoffnung, dass sie weitere Verbreitung in Ladakh finden.“ Zu wenig Schnee machte Plan B nötig Der Meininger hatte schließlich Glück: In Leh arbeitete er mit einer jungen Zahn- ärztin zusammen, die in Delhi studiert hatte und nun in die kleine Himalayastadt zurückgekommen war. „Es sind Begegnun- gen von unschätzbarem Wert, wenn man sich ein breit gefächertes Bild machen will von der Situation vor Ort. Sie hat mit ein- fachsten Mitteln die Patienten sehr gut be- handelt und zwar so, dass es für die dortige Situation angemessen und sinnvoll war. In der Hauptsache waren das Extraktionen, Wurzel- und Schmerzbehandlungen. Natür- lich ist hier nicht alles vergleichbar mit unseren deutschen Maßstäben, aber die Grundlagen der Zahnmedizin sind überall gleich.“ Eine weitere Station der Winterreise: der Ort Khaltsi, 80 Kilometer westlich von Leh im Industal gelegen. Dort gibt es eine Dorf- Ladakhpartners-Partnership Local Doctors e.V. Prophylaxe mit der Stoffpuppe Die Winter auf dem Dach der Welt sind sehr kalt, die Lebensbedingungen nicht mit denen der Sommermonate vergleichbar. Schon die An- und Abreise: ein Lotte- riespiel. Nach drei Wochen ist der Meininger Zahnarzt Maik Wieczorrek aus dem indischen Himalaya zurückgekehrt. Für den von ihm initiierten Hilfsverein „Ladakhpartners-Partnership Local Doctors e.V.“ war er dort im Februar unter widrigen Umständen unterwegs. Besuch bei Deputy Commissioner Avni Lavasa, der Chefin der Regionalverwaltung. Maik Wieczorrek und der Landrat der Region, Sonam Dorjay, erzählten ihr von den zahlreichen Hilfsaktionen und den Aktivitäten der Vereins in ihrer Region. Erklärt wurde ebenso die Entstehungsgeschichte von Tunu, dem Murmeltier, das bei Kindern und Jugendlichen zum Einsatz kommt und zum Zähne- putzen animieren soll (v.l.n.r.: der Landrat der Region, Sonam Dorjay, Maik Wieczorrek und Deputy Commissioner Avni Lavasa). 82 Gesellschaft

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