Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09
zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (981) besondere Vorsicht bei der Applikation von BFK in die Approximalkästen, um Luft- einschlüsse in den Ecken der Kavität zu ver- meiden Der physikalische Grundsatz der Re- ziprozität (umgekehrtes Verhältnis) von Lichtintensität und Belichtungszeit gilt nicht für die Komposithärtung: Eine Erhöhung der Lichtintensität zum Beispiel von 1.500 mW/cm² auf 5.000 mW/cm² bedeutet nicht, dass die Lichthärtung von 10 s auf 3 s gesenkt werden kann (obwohl die Energie-Dichte (Lichtintensität x Belich- tungszeit) in beiden Fällen mit 15 J/cm² gleich wäre). Bei den derzeitigen Kompositen sollten Polymerisationsgeräte mit über 2.000 mW/ cm² und Belichtungszeiten von unter 10 s mit Zurückhaltung bewertet werden. Aufgrund der erfolgreichen klinischen Erfahrungen mit Belichtungszeiten von 10 s bis 20 s werden Lichtintensitäten von 1.000 bis 1.500 mW/cm² empfohlen. stets die gute anatomische Adaptation der Matrize vor allem am zervikalen Rand des Approximalkastens prüfen. Der Behandler soll die Größe des Licht- austrittsfensters und die Kavitätengröße beachten. Komposit im äußersten Rand- bereich oder außerhalb der Lichtquelle wird nicht beziehungsweise nicht ausreichend gehärtet. Wichtig ist, die Lichtquelle direkt über und im rechten Winkel zur Oberfläche der Res- tauration zu positionieren und auszurichten. Das Kavitätendesign und Metallmatrizen können Abschattungen bei der Belichtung verursachen. Um die beste Lichtausbeute zu erzielen, sollte das Austrittsfenster so an- guliert werden, dass Abschattungen nicht oder nur minimal vorhanden sind. Die Belichtungszeit ist zu verlängern, wenn der Abstand zwischen Lichtaustrittsfenster und der Kompositoberfläche erhöht ist. In tiefen Bereichen (meist Approximalkästen) ist der Abstand zur Lichtquelle größer, und weniger Lichtenergie kommt am Komposit an (im Vergleich zu Schichten nahe der Okklusalfläche). Um dies zu kompensieren, sollte die Belichtungszeit erhöht werden. Nach Entfernung der Matrize sollte die Restauration von bukkaler und von lingualer Seite zusätzlich belichtet werden. Man sollte stets eine ausreichende Dosis an Licht applizieren, um das Komposit erfolg- reich durchzuhärten, ohne den Zahn und das umgebende bestrahlte Weichgewebe (Gingiva) durch Überhitzung zu schädigen. Eine gute Absaugung (oder Luftbläser) zur Luftzirkulation um den Zahn gilt als effektive Methode, um den Anstieg der Temperatur in der Pulpa zu reduzieren. Klinische Ergebnisse: Klinische Studien zu nur wenigen Produkten (bis zu sechs Jahren) liegen vor und zeigen, dass der klinische Er- folg mit den herkömmlichen Kompositen in Inkrementtechnik vergleichbar ist. Mehr Langzeitstudien sind wünschenswert. Schlussfolgerungen: Basierend auf den vor- handen In-vitro- und In-vivo-Daten können die meisten BFK als gleichwertig zu den herkömmlichen Kompositen im kaulast- tragenden Seitenzahnbereich eingestuft werden. Jedoch müssen die flowable BFK mit einem konventionellen Komposit oder einem höher viskösen BFK abgedeckt wer- den. Die Inkrementtechnik (Schichttechnik) bleibt der Goldstandard – bis mehr klinische Langzeitdaten mit fünf Jahren und mehr vorliegen. (engl. Publikation in CDA essentials 4/2017) Von den deutschen Universitäten waren Prof. Hickel und Prof. Ilie, LMU München, sowie OA Dr. Blunck, Charité-Universitätsmedizin Berlin, eingeladen. Lesen Sie auf den Seiten 86–89 den Fall einer 20-jährigen Patientin, bei der eine Kavität mit einem Bulkfill-Komposit versorgt wurde. Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Hier finden Sie die Teilnehmerliste der Konsensuskonferenz. Teilnehmer der Konferenz M EHR AUF ZM - ONLINE Abbildung 4: Bei der Lichthärtung darauf achten, dass der gesamte Umfang der Füllungsgrenzen zuverlässig belichtet und die Polymerisations- lampe möglichst nahe positioniert wird Foto: privat Foto: privat Abbildung 7: fertige Füllungen an den Zäh- nen 36 und 37 Prof. Dr. Carlos Soares ist Professor and Chair of Ope- rative Dentistry and Dental Materials Department an der School of Dentistry an der Federal University of Uberlandia-Brazil und Koordinator der Brazilian Agency for Graduate Pro- grams in Dentistry – CAPES. Prof. Dr. Nicoleta Ilie ist Leiterin des Werkstoff- kundlichen Labors der Universitätszahnklinik der LMU in München. Prof. Dr. Richard Price ist Leiter des Department of Dental Clinical Sciences, Dalhousie University, Nova Scotia, B3H 4R2 Foto: Dalhousie University Prof. Dr. Reinhard Hickel ist Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Paro- dontologie am Klinikum der Universität München sowie Dekan der Medizinischen Fakultät. 85
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