Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (982) Goldrestaurationen im Seitenzahnbereich gelten als die haltbarsten und wertigsten Restaurationen überhaupt [Donovan et al., 2004; Erpenstein et al., 2001]. Als Teilkronen sind sie sogar bei wurzelkanalbehandelten Zähnen allen anderen Restaurationsvarianten hinsichtlich ihrer Lebenserwartung überlegen [Dammaschke et al., 2013]. Je mehr Flächen einer Restauration versorgt werden, desto länger ist die Verweildauer im Mund. Bei mehr als dreiflächigen Gold- inlays lag einer Studie zufolge die Über- lebensrate nach 25 Jahren bei 85 Prozent [Erpenstein et al., 2001]. Dies entspricht einer jährlichen Verlustrate von 0,6 Prozent – ein Wert, der mit anderen Restaurations- verfahren schwer erreichbar ist [Manhart et al., 2004]. Im Hinblick auf diese Erfahrungen wollen manche Eltern auch im Mund nur das Beste für ihre Kinder und entscheiden sich deshalb manchmal schon bei initialen Läsionen für eine Goldversorgung. Dass dieses nicht immer die beste Entscheidung ist, soll der folgende Fall zeigen. Der Fall Eine 20-jährige Patientin stellte sich zusam- men mit ihrer Mutter in der zahnärztlichen Praxisklinik mit Beschwerden an Zahn 26 vor (Abbildung 1). Es zeigte sich ein generell sehr gut gepflegtes Gebiss mit kleinen Fül- lungen, die eher einer erweiterten Fissuren- versiegelung entsprachen. Lediglich an Zahn 26 imponierte ein großes mehrflächiges Goldinlay, das im Prinzip einer Gold-Teil- krone entsprach. Der Zahn war heiß-/kalt- und diskret perkus- sionsempfindlich. Die Goldrestauration war vor etwa zwei Jahren eingegliedert worden und machte seitdem latent Beschwerden. Daraufhin war die Patientin bereits mehrfach beim Erstbehandler vorstellig geworden, der kontinuierlich Einschleifmaßnahmen vorgenommen hatte. Eine Röntgendiagnostik lehnte die Patientin ab. Da aufgrund des Beschwerdebildes eine Behandlungsindikation vorlag, aber noch keine Indikation für eine Wurzelkanal- behandlung gestellt werden konnte, wurde im Konsens mit der Patientin entschieden, die Goldrestauration zur weiteren klinischen Diagnostik zu entfernen. Nach Lokalanästhesie (Ubistesin 1/200.000, 1,5 ml) erfolgte nach Legen von zwei Trenn- schnitten mit einem Hartmetall-Kronen- auftrenner die Entfernung der Gold-Restau- ration. Unter der Teilkrone befand sich keine Unterfüllung und ein völlig kariesfreier Kavitätenboden ohne jegliche Anzeichen einer Fraktur. Da somit Sekundärkaries und eine Infraktion als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden konnten, blieb als Ursache der Heiß-Kalt-Beschwerden im Prinzip die fehlende Zementunterfüllung unter der großflächig auf dem Dentin auf- sitzenden Metallrestauration, die sämtliche Temperaturspitzen ungepuffert auf das Dentin weiterleitete. Dass die klassische Lehrbuchmeinung [Hellwig et al., 1999], unter Metallrestaurationen (Gold, Amalgam, NEM) immer eine Unterfüllung zu legen, wirklich Sinn macht, zeigt der vor- liegende Fall somit in aller Deutlichkeit. Restaurative Zahnmedizin Die direkte Komposit-Teilkrone Claus-Peter Ernst Gold oder Komposit? Das ist oft die Frage. Dieser Fall beschreibt, dass sich eine zahnfarbene Versorgung für großflächigere Areale durchaus eignet. Alle Fotos: Ernst 86 Zahnmedizin

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