Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (984) Bei direkten Kompositrestaurationen hin- gegen ist die postoperative Sensitivitätsrate signifikant niedriger, wenn keine Unter- füllung gelegt wird – bedingt durch die voll- adhäsive Anbindung und die bakterien- dichte Versiegelung [Pallesen et al., 2014]. Zudem gibt es kaum einen besseren Thermoisolator als Komposit oder Keramik. Aufgrund eigener sehr guter Erfahrungen zum Ersatz von Goldrestaurationen durch Komposit [Ernst, 2006; Ernst, 2015; Ernst, 2016] schien die direkte Versorgungsvariante die Therapie der Wahl zu sein. Abbildung 2 zeigt die nachpräparierte und mit einem zirkulären, anatomischen Tofflemire-Band (Kerr) isolierte Kavität. Die approximale Abdichtung und die Separa- tion erfolgten mithilfe eines Compositight Fusion Wedges (Garrison) mesial und eines G-Wedges (Garrison) distal. Zur adhäsiven Vorbehandlung wurde ein Universaladhäsiv (Scotchbond Universal, 3M) verwendet. Aufgrund der vorliegenden Überreizung des großflächig freigelegten okklusalen Dentins sollte hier selbst- konditionierend [Marchesi et al., 2014] vorgegangen werden. Die zusätzliche Schmelzätzungsoption der Universal- adhäsive stellt eine optimale adhäsive Anbindung sicher [Loguerico et al., 2015; Takamizawa et al., 2016; Takamizawa et al., 2015]. Da eine spätere Neuversorgung nicht unwahrscheinlich erschien, erfolgte die Applikation eines weiß-opak-eingefärbten Flow-Komposits (Venus Diamond Flow, Kul- zer) [Ernst, 2014] auf die approximalen und die palatinalen Präparationsgrenzen (Abbildung 3). Dies erleichtert eine spätere Detektion und damit eine potenzielle Wiederentfernbarkeit deutlich. Als Kompositrestaurationsmaterial kam Filtek One (3M), ein ästhetisches Bulk-Fill-Komposit, in der Farbe A2 zur Anwendung. Aufgrund der Abstimmung des Lichtbrechungsindexes auf den Polymerisationsprozess konnte bei dem Material erstmals bei einem pastösen Bulk-Fill-Material eine sehr gute Lichtweiter- leitung zur Sicherstellung einer suffizienten Polymerisationstiefe erzielt werden. Der im unausgehärteten Zustand gleiche Lichtbrechungsindex von Matrix und Füll- körpern erlaubt eine sehr gute Lichtweiter- leitung zur Sicherstellung einer suffizienten Polymerisationstiefe von 4mm. Durch die Änderung dieses Indexes während der Poly- merisation treten vorrangig Lichtstreueffekte auf, was zu einem opakeren Erscheinungs- bild nach der Polymerisation führt. Da kein Kavitätenanteil > 4mm war, hätte die Gesamtversorgung theoretisch in einer „Bulk“-Applikation erstellt werden können. Da jedoch Höcker modelliert werden soll- ten, war es sinnvoll, hier dennoch in verti- kalen Inkrementen vorzugehen, die einzeln mit einem LED-Polymerisationsgerät (Elipar Deep Cure, 3M) für jeweils 20 Sekunden ausgehärtet wurden. Abbildung 4 zeigt die fertig ausgearbeitete und polierte Restauration unmittelbar nach Behandlungsabschluss, Abbildung 5 bei einer weiteren Kontrolle nach einem Jahr: Der Abbildung 2: Zur direkten adhäsiven Kompositversorgung vorbereitete, mit einer Matrize isolierte karies- und fraktur- freie Klebefläche Abbildung 3: Kavität nach adhäsiver Vorbehandlung und Applikation eines weiß-opaken Flow- Komposits an den tiefen Kavitäten- rändern Abbildung 4: Die mit dem Bulk-Fill- Komposit Filtek One versorgte Kavität unmittelbar nach Ausarbeitung und Politur 88 Zahnmedizin

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