Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (988) dene Name „Arbeitsgemeinschaft“ mit sei- nen historischen Wurzeln als Subordination unter dem Druck der Gleichschaltungs- ideologie der NS-Zeit wurde 1951 beibe- halten, anders als zum Beispiel bei der AG Kieferorthopädie (1949) [Haußer, 1950] und der AG für Prothetik und Werkstoffkunde (1951) [Mitteilung. Dtsch Zahnärztl Z, 1951], die sich beide gleich als „Deutsche Gesell- schaft“ rekonstituierten. Andere Arbeits- gemeinschaften von 1935 behielten zwar diesen Namen, wurden aber später aufge- löst und als „Deutsche Gesellschaft“ neu ge- gründet wie zum Beispiel die AG Parodonto- logie (1971) [Mitteilung. Deutsche Gesell- schaft für Parodontologie, 1971] und die AG Zahnerhaltung (1986) [Bengel, 2009]. In diesem Kontext verwundert der Name Arbeitsgemeinschaft heute viele Kollegen, denn die etwa 1.000 Mitglieder der AGKi vertreten in der DGZMK eine Haupt- disziplin, vielleicht sogar den Ursprung der Zahnheilkunde. Auch Axhausen hatte 1932 eine Gesellschaft gegründet und keine Arbeitsgemeinschaft. Die Benennung der AGKi als Arbeitsgemeinschaft hat damit einen vollkommen anderen Hintergrund als viele heutige Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise in der DGZMK, die dort meistens kleinere Gruppierungen mit ein- geschränkten Rechten bezeichnen. Prof. Härle hat die AGKi durch die 16 Jahre seiner Vorstandsarbeit als Schriftführer ab 1973, später als Vorsitzender über zwei Amtsperioden und über 30 Jahre durch Vorträge geprägt (Abbildung 2). Er wurde 2008 zum Ehrenmitglied ernannt. Legendär ist sein Eintreten für den Zahnfleischrand- schnitt als bevorzugter intraoraler Zugangs- weg zu Frakturen, Dysgnathien, Kieferspalt- osteoplastik und zur Zahnchirurgie nach skandinavischem und parodontologischem Vorbild. Auch die Tagungsorganisation mit Durchsetzung der Rednerdisziplin bei der AGKi nach angelsächsischem Muster über exakt acht Minuten ist wohl in erster Linie Härle zu verdanken. Dies war in den 1960er- und 1970er-Jahren offensichtlich ein Problem, denn in damaligen Kongressberichten liest man immer wieder, dass die letzten Vorträge der Kongresse aus Zeitmangel nur in Kurz- form abgehandelt und nicht mehr diskutiert werden konnten. Von der Tennisbar zur Research Competition Zu den wesentlichen Leistungen in der AGKi nach 1989 zählen die Integration der ostdeutschen Kollegenschaft sowie die Modernisierung und Professionalisierung der Kongressabläufe und des Auftritts in der Öffentlichkeit. Heute erfolgt mithilfe des internetgestützten Systems die Anmeldung, Bewertung, Programmaufnahme von Vor- tragsanmeldungen und online besteht eine ansprechende Repräsentanz (http://www. ag-kiefer.de/agki ). Die Tagungsorganisation inklusive der Projektionstechnik und der Abwicklungen der Finanzen obliegt seit den Neunzigerjahren professionellen Firmen – kein Vergleich mit früheren Tagungen, die zum Teil auf das finanzielle Risiko des Kongresspräsidenten mit studentischen Hilfskräften zum Diaschieben abgewickelt wurden. Seit 1963 ist mit wenigen Ausnahmen (1972 Kronberg/Ts., 2006–2009 Wiesbaden) Bad Homburg der Ort der Jahrestagung, anfäng- lich drei Tage nach Christi Himmelfahrt bis Sonntag, später Donnerstag bis Samstag, aktuell Donnerstag und Freitag. Bad Hom- burg ist mit einem hohen Anteil von Kurz- vorträgen zu jährlich wechselnden Haupt- themen vor allem der Kongress der jungen Generation und man kann dort als junger Assistenzarzt oder -zahnarzt schnell bekannt werden und sich Sporen für ein größeres Parkett verdienen. Legendär sind die abend- lichen Ausklänge nach dem traditionellen Spargelessen in der „Tennisbar“ und anderen Bad Homburger Lokalitäten, wo sich der Chef meistens nicht lumpen ließ. Im Laufe der Zeit kamen zum Hauptreferenten und zu den Kurzvorträgen mehrere Experten- vorträge, ein Seminarzyklus, Workshops, ein zweites, alternatives Kongressthema, die Disputatio und ganz neu die Research Competition mit der Publikumsbeteiligung bei der Wahl des Tagungspreises hinzu. Die Integration der ostdeutschen Kollegen nach der Wende erfolgte informell, ohne offizielle Gesellschaftsfusionen, nachdem die Stomatologische Gesellschaft der DDR aufgelöst worden war [Nolden, 1990]. Die Kollegen lernten schnell die familiäre Atmosphäre der Tagung in Bad Homburg und das hohe wissenschaftlich Niveau, ver- bunden mit einer enormen Fortbildungs- effizienz, schätzen. Heute ist die AGKi das wissenschaftliche Forum der an Zahn-, Mund-, und Kiefer- chirurgie interessierten Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Zahnärzteschaft – Die 68. Jahrestagung der Arbeitsgemein- schaft für Kieferchirurgie findet vom 10. bis zum 11. Mai 2018 in Bad Homburg statt. Nach 1986 und 2002 wurde zum dritten Mal die „Zahnerhaltende Chirurgie“ als Kongressthema gewählt. Dem Publikum soll verdeutlicht werden, dass die Zahn- ärzteschaft nicht nur Zähne zieht, um für Brücken und Implantate Platz zu schaffen, sondern auch viele operative Methoden zur Zahnerhaltung – Wurzelspitzenresek- tionen oder Parodontalregeneration – kennt. Das zweite Thema „Periimplantäre Infektionen“ trägt demselben Umstand in Bezug auf Zahnimplantate Rechnung und soll neben den Fachärzten und Fach- zahnärzten auch breitere Kreise der Zahnärzteschaft ansprechen. Jahrestagung der AG Kieferchirurgie T ERMIN Foto: Gerd Kittel / Kur- und Kongreß-GmbH Bad Homburg v. d. Höhe 92 Gesellschaft

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