Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10
zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1052) 29. Fortbildungstagung der ZÄK Freiburg Zahnerhaltung einmal anders Unter dem Generalthema „Zahn- erhaltung einmal anders“ bildeten sich über 1.500 Teilnehmer auf der Fortbildungstagung der Zahn- ärztekammer Freiburg in Rust fort. Präsentiert wurden praxis- nahe Konzepte zur Parodonto- logie und Endodontie in der zahnärztlichen Praxis. Dr. Peter Riedel, Erster Vorsitzen- der der Bezirkszahnärztekammer Freiburg, zeigte sich mit der hohen Teilnehmerzahl sehr zufrieden. Bereits zum vierten Mal tagte der Kongress am Rande des Vergnügungsparks Rust, nach- dem die frühere Tagungsstätte „Titisee“ aus Kapazitätsgründen verlassen werden musste. Das Spektrum der diesjährigen Themen deckte sowohl die Kern- bereiche (Mundhygienekonzepte und Prävention von Deminerali- sationen bei festsitzenden Appa- raturen) wie auch die Randgebiete der Zahnmedizin ab. Das Programm reichte von neuen Therapie- verfahren bis hin zu klinischen Fragestellungen wie „die Zahn- medizin und das Blasinstrumen- tenspiel“ oder „Schnarchen im Kindesalter“ oder auch „MKG- Verletzungen bei Terroropfern“. Aus der Kieferorthopädie zeigte Prof. Dr. Christopher Lux, Heidel- berg, dass die Eingliederung von festsitzenden Apparaturen immer wieder zu einer erschwerten manuellen Reinigung und letzt- endlich zu Belägen sowie end- mineralisierten Stellen am Zahn- schmelz führt. Er favorisierte Erythrytol zur Reinigung im Pul- verstrahlgerät Auch warnte er, Brackets zu früh zu kleben: „Den- ken Sie immer daran, dass die posteruptive Schmelzreifung ab- geschlossen sein muss, bevor Sie diese applizieren! Sonst kommt es zu Schmelzbildungsstörungen an genau diesen Stellen!“ Prof. Dr. Gabriel Krastl, Würzburg, erklärte, wie wichtig es nach einem Zahntrauma mit geöffneter Pulpa für die Primärtherapie ist, das Eindringen von Bakterien zu ver- hindern. Entscheidend sei dabei allein schon das Abdecken der Dentinflächen und das Anfertigen eines adhäsiven Wundverbands. So reduziere sich das Pulpanekrose- risiko bereits um 50 Prozent. PD Dr. mult. Peer Kämmerer, Mainz, erklärte die in der Implan- tologie üblichen Methoden der Knochengewinnung, die Aufbe- reitung sowie den Einfluss der Entnahmestelle. „Knochen von unterschiedlichen Stellen hat auch eine unterschiedliche Knochen- aktivität“, betonte der MKG- Chirurg. Seine präferierte Ent- nahmestelle ist das Jochbein. Ein besonderes Highlight der Ver- anstaltung war der Festvortrag von Prof. Dr. Dr. Hans-Jörg Staehle, der Prominente und Politiker be- züglich ihres Zahnstatus „unter die Lupe nahm“. Er zeigte alters- bedingte Veränderungen an Zähnen und Gesicht und erklärte die eine oder andere „Zahn- korrektur“, die vorgenommen wurde. sp 10. Fränkischer Zahnärztetag Lernen und in die Praxis umsetzen Der diesjährige Fortbildungs- kongress in Würzburg wurde von rund 1.500 Teilnehmern besucht, die abwechslungsreiche und vor allem praxisorientierte Vorträge geboten bekamen , wie Dr. Gui- do Oster, Erster Vorsitzender ZBV Unterfranken, in seiner Eröffnungs- rede hervorhob. Als besonderer Ehrengast war Staatsministerin Melanie Huml angereist. Sie erin- nerte daran, dass jede fünfte Zahnarztpraxis Deutschlands in Bayern liegt, und sagte deutlich, dass es aus ihrer Sicht auch nicht anders sein dürfe: „Jeder Mensch sollte die Gelegenheit haben, bei Schmerzen schnell und zügig und vor allem in seinem unmittelbaren Umfeld behandelt zu werden.“ Einer der Schwerpunkte: Trauma- tologie und Erstversorgung von Zahntraumapatienten. Prof. Dr. Gabriel Krastl, Leiter des Trauma- tologiezentrums der Universitäts- zahnklinik in Würzburg, zeigte ein Potpourri solcher Situationen. Krastl: „Je jünger Ihr Patient ist, desto eher sollten Sie mit der di- rekten Komposit-Technik versuchen, den Zahn noch einige Jahre zu halten! Wenn der Patient in einem implantierfähigen Alter ist, dann dürfen Sie auch ein Implantat setzen. Aber nie zu früh!“ Hygieniker Prof. Dr. Johannes Bogner von der LMU München ging in seinem Vortrag zu Anti- biotikaresistenzen auf die Wirk- stoffklassen, die in der Zahnarzt- praxis eingesetzt werden, ein. Er empfahl, so wenig Clindamycin einzusetzen wie möglich. Er zeigte anhand der Wirkstoffspektren der einzelnen Substanzen, dass Clindamycin eine große gram- negative Lücke aufweist. Prof. Dr. Marc Schmitter aus Würzburg erinnerte daran, dass sich der Zahnarzt vor der Pla- nung eines neuen Zahnersatzes immer vergewissern muss, ob der Patient bruxt oder nicht. Er empfahl hierfür ein spezielles Gerät (Bruxoff) einzusetzen, das nicht nur die Muskelaktivität im M. masseter, sondern auch die Herzfrequenz misst. Erst eine gleichzeitige Erhöhung der Herz- aktivität lasse auf einen echten Bruxismus schließen. Er empfahl, hierbei immer monolithische Keramiken (Zirkonoxid oder Li- thiumdisilikat) zu verwenden. Sollte vom Patienten jedoch kei- ne Keramik gewünscht werden, sollte ein „steifes“ Material wie zum Beispiel ein Nichtedelmetall (NEM) gewählt werden. Den diagnostischen Blick der Zu- schauer schulte die Oralchirurgin Prof. Dr. Margit-Ann Geibel aus Ulm. Sie stellte eine Reihe von Patientensituationen anhand von Röntgenbildern vor, diskutierte die Befunde und zeigte, wann zum Facharzt überwiesen wer- den muss. Auch ging sie auf die Möglichkeit der Artefakte ein, die häufig durch eine falsche Positionierung der Patienten be- ziehungsweise des Geräts ent- stehen. „Auch diese müssen Sie erkennen können!“ sp Festredner Prof. Dr. Dr. Hans-Jörg Staehle schaute prominenten Persönlichkeiten auf den Mund. Fotos: sp-zm Prof. Dr. Gabriel Krastl ist Leiter des Traumatologiezentrums in Würzburg. 28 Nachrichten
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