Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10
zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1098) caecum weitergehende diagnostische Unter- suchungen nötig, um rechtzeitig Form- und Strukturveränderungen der Zähne erkennen zu können (Abbildungen 6 bis 8). Zentrale Schneidezähne Bei den zentralen Schneidezähnen kann das häufig zu beobachtende weite apikale Foramen im Verlauf einer Wurzelkanal- behandlung als Risiko für eine Infektions- ausbreitung unterschätzt werden. Anatomi- schen Studien zufolge variiert seine Dimen- sion zwischen 0,3 mm und 0,6 mm mit einem durchschnittlichen Wert von 0,42 mm [Kerekes & Tronstad, 1977; Mitzutani et al., 1992]. Wird die Weite des apikalen Foramens ohne vorherige Erweiterung des koronalen und des mittleren Wurzelkanal- drittels (Coronal Preflaring) ermittelt, wird die Dimension häufig als zu klein angenommen und der apikale Wurzelkanalanteil mecha- nisch unterinstrumentiert [Pecora et al., 2005]. In der Folge können mikrobiell infizierte Gewebeanteile überinstrumentiert und der präparierte Wurzelkanal unterfüllt werden, so dass postendodontische Kom- plikationen resultieren können. Seitenkanäle treten bei Schneidezähnen in etwa zehn Prozent der Fälle im koronalen, im mittleren und im apikalen Wurzeldrittel auf [Vertucci, 1985]. Sie werden als mög- liche Ursachen für postendodontische Erkrankungen diskutiert [Ricucci & Siqueira, 2010]. Die mechanische Aufbereitung und ein dichter Verschluss sind aus anatomischen Gründen nur schwer möglich [Chaniotis, 2017; Ricucci & Siqueira, 2010]. Laterale Wurzelkanäle zweigen in Beziehung zum Hauptkanal in einem Winkel von etwa 90 Grad ab, so dass rotierende Hand- und ma- schinelle Instrumente zur mechanischen Reinigung nicht anwendbar sind (Abbil- dung 9). Die Bearbeitung des Dentins mit dem SAF-System führt zur suffizienten Ent- fernung von Schmierschichten und Debris, so dass auch Seitenkanäle einer chemischen Desinfektion durch den Einsatz einer ultra- Fotos: Arnold Abbildung 4: a: Auf der Röntgenaufnahme ist an Zahn 21 nach einem mehrere Jahre zurück- liegenden Frontzahntrauma kein Wurzelkanal mehr erkennbar – bei apikaler Aufhellung und klinisch apikaler Druckdolenz. b: Mit dem Dentalmikroskop ist während der intrakoronalen Diagnostik (IKD) die Grenze zwischen Sekundärdentin und Tertiärdentin exakt zu erkennen. Ein Versuch der rotierenden Aufbereitung wurde aktuell abgebrochen. Reste fibrosierter Pulpa im Zentrum des Wurzelkanals sind sichtbar. Abbildung 5: Ansicht von Zahn 21 mit Dilazeration und Schmelzdysplasie als Folge eines frühen dentalen Traumas Abbildung 6: Zahn 22 mit deutlich verbreiterter klinischer Zahnkrone: Eine Röntgenaufnahme kann zur weiteren Differenzierung helfen, ob eine Gemination, eine Schizodontie oder eine Synodontie vorliegt. Abbildung 7: In Verlängerung vom Foramen caecum erstreckt sich an Zahn 12 in auffälliger Weise eine Fissur bis unterhalb der SZG. Es besteht der Verdacht auf eine palatinale Wurzelfurche oder eine Wurzelteilung. Abbildung 8: An Zahn 12 sind Schmelz- dysplasien, eine atypische Querfissur und ein querovales Foramen neben einer provisorisch verschlossenen Zugangskavität sichtbar. Der Befund kann ein Hinweis auf eine mögliche Invagination sein. 74 Zahnmedizin
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