Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1099) schallaktivierten Spülung zugänglich werden [Metzger et al., 2010]. Im Fall fortbestehen- der Infektionen lateraler Kanäle besteht die Möglichkeit der minimalinvasiven Aufberei- tung mit einer vorgebogenen Ultraschall- feile (Abbildung 10). Voraussetzung für den minimalinvasiven orthograden Einsatz ist die Nutzung eines Dentalmikroskops, um den lateralen Abzweig auffinden zu können. Die Ausbildung eines zusätzlichen Wurzel- kanals kann in seltenen Fällen auftreten. Im- mer dann, wenn sich im koronalen Wurzel- drittel ein ovaler Wurzelkanal erkennen lässt, empfiehlt sich das Austasten mit einer vorgebogenen Handfeile entlang der Wurzelkanalwand, um eine Separation ausschließen oder bestätigen zu können (Abbildung 11). Seitliche Schneidezähne Die größte anatomische Variabilität ist bei den oberen seitlichen Schneidezähnen zu beobachten [Baume, 1890; Hess, 1917]. Die Ätiologie ist nicht geklärt. Diskutiert werden genetische Einflüsse und Entwick- lungsstörungen im Verlauf der Ausbildung der Zahnpapille [Schroeder, 1997]. Die For- menvielfalt scheint das Ergebnis einer Zell- differenzierung zu sein, die von sogenann- ten primären Schmelzknoten induziert und stimuliert werden [Thesleff et al., 2001]. Anatomische Variationen in der Anzahl der Höcker, der Zahnform, der Schmelzaus- bildung oder die Fehlanlage von Zähnen können möglicherweise auf eine fehlerhafte Expression des TNF-Rezeptors zurückge- führt werden [Piespa et al., 2004]. Von klinischer Bedeutung sind bei seitlichen Schneidezähnen (und Eckzähnen) mehrere anatomische Besonderheiten. So können die nach distal gerichteten apikalen Krüm- mungen eine vollständige Erweiterung Fotos: Arnold Abbildung 9: 3-D-Rekonstruktion nach Mikro- CT-Aufnahme zur Darstellung der komplexen Anatomie von Zahn 21 mit mehreren recht- winklig abzweigenden Seitenkanälen Foto: Paqué Abbildung 10: a: Infolge einer fortbestehenden lateralen Aufhellung erfolgt eine minimalinvasive Aufbereitung und Reinigung des nach mesial abzweigenden lateralen Kanals, b: Abschluss- kontrolle nach Wurzelkanalfüllung mit MTA und dentinadhäsivem Kronenaufbau Abbildung 11: a: Auf der Röntgenaufnahme erscheint die Anatomie von Zahn 21 unauffällig. b: In der sagittalen Projektion lässt sich bereits an der äußeren Form vermuten, dass die Anatomie abweicht. Zwei Wurzelkanäle können mithilfe des DVT identifiziert werden. c: Nach Abschluss der Wurzelkanalfüllung lassen sich auf der exzentrischen Röntgenaufnahme beide vollständig gefüllten Wurzelkanäle darstellen. 75

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