Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1100) und Desinfektion erschweren. Die apikale Begradigung und Verlagerung des apikalen Foramens mit iatrogener Vergrößerung, die Verblockung mit Debris oder die Fraktur von Wurzelkanalinstrumenten sind keine seltenen Komplikationen – sie können das Ergebnis der Wurzelkanalbehandlung negativ beein- flussen (Abbildung 12). Zapfenförmige seitliche Schneidezähne können ein Hinweis auf eine abweichende Form des Wurzelkanalsystems sein. So kön- nen mehrfach gekrümmte Wurzelkanäle be- obachtet werden. Darüber hinaus können auch Fehlentwicklungen des äußeren Schmelzepithels auftreten und als Ursache für scheinbar untypische pulpitische Be- schwerden bei fehlender Karies verantwort- lich sein (Abbildung 13). Invaginationen des äußeren Schmelzepithels können in unter- schiedlich tiefer Ausprägung auftreten [Tomas, 1974]. Die Prävalenz dentaler Inva- ginationen liegt zwischen 3 und 10 Prozent, wobei sie in bis zu 70 Prozent der Fälle bi- lateral auftreten [Thomas, 1974; Gotoh, 1979; Hülsmann, 1995]. Nach Oehlers werden drei Grade unterschieden [Oehlers, 1957]. Insbesondere Typ-II-Invaginationen mit einer Einstülpung bis unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze können bei mikro- bieller Infektion aufgrund der Nähe zur Pulpakammer eine irreversible Pulpitis und eine nachfolgende Pulpanekrose auslösen. Im Fall eines Dens invaginatus vom Typ III besteht zwischen der Eintrittspforte an der klinischen Zahnkrone und dem apikalen Endpunkt ein vom Wurzelkanal unabhängi- ger Verlauf [Hülsmann, 1995]. Die Infektion eines Dens invaginatus kann deshalb rönt- genologisch zu einer periapikalen Aufhellung bei fortbestehender Sensibilität des Zahnes führen (Abbildung 14). Eine minimalinvasive Invaginationstherapie kann den Erhalt der Pulpa ermöglichen (Abbildung15). Eine entgegengesetzte Wachstumsrichtung des äußeren Schmelzepithels im Verlauf der Zahnentwicklung kann zum Auftreten von dornähnlichen Evaginationen führen (Abbil- dung 16). Besonders ausgeprägte Formen Abbildung 12: a: Mit grazilen NiTi-Instrumenten in 2%-Konizität gelingt es, die apikale Krüm- mung an Zahn 22 vollständig zu erschließen und zu reinigen. b: Drei Jahre nach Abschluss der Wurzelkanalfüllung ist die ausgedehnte periapikale Aufhellung nach einmaliger palatinaler Dekomprimierung fast vollständig mit knochendichter Struktur ausgefüllt. Fotos: Arnold Abbildung 13: a: Die äußere Form seitlicher Schneidezähne in Zapfen- oder Tropfenform kann ein Hinweis auf anatomische Besonderheiten sein. b: Trotz gerader, einfacher Wurzelform liegt ein mehrfach gekrümmter Wurzelkanal mit einem Seitenkanal vor. c: Eine mikrobiell infizierte Invagi- nation Typ II nach Oehlers hat eine Pulpanekrose provoziert mit apikaler Parodontitis. Foto: Arnold Foto: Paqué Foto: Arnold 76 Zahnmedizin

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