Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1032) Mit Interesse verfolge ich als Patient die Kontroverse über die Seriosität des Geschäftsmodells „jameda“, nachdem die „zm“ einen Leserbrief von mir zum Thema „jameda – Patientenirre- führung“ im vergangenen Jahr abgedruckt hatte. Vor einigen Tagen (27.3.2018) forderte mich jameda per E-Mail auf, eine Be- wertung meines Hautarztes zu jameda – Patienten werden für aktuelle Arztbewertungen angeschrieben Zum Beitrag „Die Marketing-Maschinerie: Zwischen Mundpropagan- da und bezahlten Werbepaketen“, zm 8/2018, S. 14–22. Rote Karte für TI – Wer den Nutzen hat, ist doch offensichtlich Zum Beitrag „Postkartenaktion zur Telematikinfrastruktur: KZBV: ‚Die Fundamentalkritik tragen wir nicht mit‘“, zm 8/2018, S. 26–30. Längst hat die Aktion „Rote Karte für die TI“ eine ungeahnte Eigen- dynamik entwickelt. Bundesweit haben bisher hunderte von Zahn- ärzten, Ärzten fast aller Fach- richtungen, Psychotherapeuten, Depot-Mitarbeitern, MFA, ZFA und zunehmend auch Patienten (und sogar IT-ler) insgesamt gut 30.000 „Rote Karten“ angefor- dert, um sie an Abgeordnete des Gesundheitsausschusses, ihres Wahlkreises oder an den Gesund- heitsminister selbst zu versenden. Und jeden Tag gehen hunderte von „Roten Karten“ weiter an Menschen, die ihren persönlichen Protest auch persönlich artiku- lieren möchten. Erste Kollegen gestalten sogar eigene „Rote Karten“ mit eigenen Texten. Denn zu vieles an der TI ist ganz offensichtlich noch unausgereift; zahlreiche Beiträge in „Selbsthilfe- gruppen“ auf sozialen Netzwerken zeigen Probleme in den Praxen, äußern Befürchtungen von un- absehbaren Folgekosten, von an- geblich erforderlichen Neuan- schaffungen der Konnektoren nach spätestens fünf Jahren, berichten von Ausfallzeiten der Praxis bei Problemen mit der TI, lassen den Stress fühlbar werden, dem Mitarbeiter/innen an den Rezeptionen angeschlossener Praxen offensichtlich teilweise aus- gesetzt sind. Es ist aber erfreulich zu lesen, dass das es bei fünf zitierten Kollegen offenbar ganz toll und ganz anders läuft. Manches erscheint zudem völlig sinnlos, wie ein „Versicherten- stammdatenmanagement“, das eine Korrektur falscher Daten auf der eGK durch die Praxis gar nicht erlaubt. Denn wenn z. B. die Kasse die alte Adresse in ihren Daten, die Praxis aber schon die neue in ihrem PVS hat – und das ist bei uns häufig so –, dann wird die richtige neue Adresse mit der alten falschen Adresse „automa- tisch“ überschrieben. Oder die Mitarbeiterin an der Rezeption verhindert das händisch. Ist das tatsächlich „eine Erleich- terung der Arbeitsabläufe in der Praxis“? Eine, die 2 Milliarden Euro wert ist? Die eGK-Kostenuhr der IKK e.V., der Gemeinsamen Vertretung der Innungskranken- kassen, beziffert im Moment die Kosten für die eGK/TI auf 2.192.927.900 Euro und die Uhr läuft und läuft immer weiter. Da- für kann die TI, an die Ärzte und Zahnärzte zwangsweise und von Honorarkürzung bedroht bis zum Jahresende angeschlossen werden sollen, ... ja was eigentlich? Vergleichen, ob die Stammdaten eines gesetzlich Krankenversicher- ten auf seiner elektronischen Ge- sundheitskarte (z. B. Name, Ge- burtsdatum, Adresse) mit den bei seiner Krankenkasse gespeicherten Daten übereinstimmen. Mit allen daraus resultierenden Problemen (siehe oben). Das ist wohl ein bisschen arg wenig, wenn man bedenkt, wie lange schon an die- sem Projekt herumgebastelt wird. Alles andere an versprochenen, screenshot zm „Liebe jameda-Nutzerin, lieber jameda-Nutzer, Sie haben vor über 3 Jahren Dr. Peter Uhl auf jameda bewertet. Mit Ihrer Empfehlung haben Sie zu mehr Transparenz beigetragen, so dass sich andere Patienten auf der Suche nach einem passenden Arzt ein genaueres Bild machen konnten. Vielen Dank dafür! Aus persönlichen Gesprächen wissen wir jedoch, dass Patienten aktuelleren Bewertungen mehr Vertrauen schenken, da diese die derzeitige Situation abbilden. Vielleicht konnten auch Sie in den letzten 3 Jahren neue Erfahrungen mit Dr. Peter Uhl sammeln und möchten die Gelegenheit nutzen, Ihre Bewertung zu aktualisieren. Um eine neue Bewertung mit Ihren Erfahrungen der letzten 3 Jahre zu verfassen, können Sie Dr. Peter Uhl ganz einfach noch einmal bewerten; Ihre alte Bewertung wird dann automatisch durch die neue ersetzt. Klicken Sie dazu einfach auf diesen Link: „Jetzt Bewer- tung aktualisieren“. Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und freuen uns auf Ihren nächsten Besuch auf jameda.de ! Mit besten Grüßen Ihr jameda Team“ aktualisieren, die ich vor drei Jah- ren formuliert hatte, weil mir ein anderer Patient im Wartezimmer sehr unangenehm als aggressiver Zeitgenosse aufgefallen war, der eine sachliche und freundliche Erläuterung der Schwester an der Rezeption mit der Drohung quittierte, er werde „bei jameda den Laden niedermachen“. Bis dahin war mir jameda unbe- kannt, die Schwester klärte mich auf und ich gab meinen Eindruck von diesem Vorfall bei jameda zu Protokoll. Damals wusste ich noch nichts darüber, wie frag- würdig jamedas Methoden sind, die nun ja sogar gerichtsnotorisch zur Debatte gestanden haben. Dass jameda mich nun auffor- dert, meine damalige positive Stellungnahme „zu aktualisieren“, empfinde ich als den plumpen Versuch, mich als Vehikel für jamedas – vermeintliche – Objek- tivität bei Arztbewertungen ein- zusetzen. Das wirkt vergleichs- weise so, als wenn sich ein ins Gerede gekommener Politiker für seine Auftritte Claqueure „kobert“, um seine ramponierte Reputation zu reparieren. Da werde ich be- stimmt nicht mitmachen. Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Heinze, Regierungsdirektor a.D., Berlin jamedas E-Mail an Herrn Heinze: 8 Leserforum

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