Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10
zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1112) berichtete Messwerte. Im Mittelwert der Studien lag der OHIP-49(Oral Health Impact Profile)-Wert bei Erwachsenen mit multiplen Zahnnichtanlagen vor Behandlung bei 27,8 (14,1 Prozent des Maximums von 196 Punkten) – was zeigt, dass die Patienten (eventuell durch die frühe Gewöhnung) durch die Zahnnichtanlagen vergleichs- weise nicht sehr stark beeinträchtigt sind. Andererseits ließ sich der Effekt einer kau- funktionellen und ästhetischen Rehabili- tation mit einer Verbesserung von 14,9 Punkten auch aus subjektiver Patientensicht gut nachweisen. Die gemessene Patientenzufriedenheit war bei der Versorgung mit Zahnimplantaten mit 93,4 Prozent am höchsten, gefolgt von konventioneller Prothetik mit 76 Prozent, Zahnautotransplantaten mit 75 Prozent und dem kieferorthopädischen Lückenschluss mit 66,5 Prozent. Nach kaufunktioneller Versorgung mit Zahnimplantaten stieg die Kaufähigkeit an, messbar anhand des MFIS (masticatory function impairment question- naire) und anhand objektiver Messgrößen wie Kaukraftmessung und Farbumschlag von Kauproben. Die Erarbeitung dieser Leitlinie erfolgte im Rahmen der „2. DGI e.V. Konsensuskonferenz“ in einer Arbeitsgruppe, an der Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden (LL-Koordinator und feder- führender Autor der LL), Prof. Dr. Florian Beuer, Prof. Dr. German Gómez Román, Prof. Dr. Dr. Jürgen Hoffmann, Dr. Stefan Liepe, Prof. Dr. Christopher Lux, PD Dr. Christian Mehl, Dr. Joachim Schmidt, Dr. Mathias Sommer, Dr. Jan Tetsch und Prof. Dr. Dr. Frank Palm beteiligt waren. Die Leitlinie ist abrufbar unter: http://www.dgzmk.de/zahnaerzte/wissen schaft-forschung/leitlinien/details/document/ zahnimplantatversorgungen-bei-multiplen- zahnnichtanlagen-und-syndromen-s3.html Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Hendrik Terheyden, Chefarzt Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie DRK Kliniken Nordhessen Standort Wehlheiden Hansteinstr. 29 34121 Kassel Dr. med. dent. Jan Tetsch, M.Sc., M.Sc. Fachzahnarzt für Oralchirurgie Praxis: Scharnhorststr. 19 48151 Münster Empfehlungen und Statements der Leitlinie Empfehlung 1 Empfehlungsgrad: Konsens: Erhaltung des Milchzahnes: Empfehlung 2: Empfehlungsgrad: Konsens: Empfehlung 3: Empfehlungsgrad: Konsens: Ersatz durch Zahnautotransplantation: Empfehlung 4: Empfehlungsgrad: Konsens: Konventioneller prothetischer Zahnersatz: Empfehlung 5: Empfehlungsgrad: Konsens: Empfehlung 6: Empfehlungsgrad: Konsens: Implantatprothetischer Zahnersatz: Statement 1 Empfehlung 7: Empfehlungsgrad: Konsens: Die frühzeitige kaufunktionelle Rehabilitation – ob mit oder ohne Zahn- implantate – sollte erfolgen, weil sich ein nachweisbarer Gewinn an Lebens- qualität, Zufriedenheitsgrad, Selbstbewusstsein und Kaueffizienz ergibt. B (Empfehlung, „sollte“) Konsens (75–95% der Teilnehmer haben zugestimmt) Die Erhaltung des Milchzahnes an der Stelle eines nicht angelegten bleibenden Zahnes kann nach Literaturangaben eine lange Verweildauer ergeben und bewirkt eine Erhaltung des Alveolarfortsatzes im crestalen Anteil, so dass eine temporäre Erhaltung bis zur Implantationsfähigkeit sinnvoll sein kann. 0 (Empfehlung offen, „kann“) starker Konsens (mehr als 95% der Teilnehmer haben zugestimmt) Bei Milchzahnankylosen kann eine rechtzeitige Entfernung des per- sistierenden Milchzahnes sinnvoll sein, um eine Wachstumshemmung zu verhindern. 0 (Empfehlung offen, „kann“) starker Konsens (mehr als 95% der Teilnehmer haben zugestimmt) Die Zahnautotransplantation kann schon während des Wachstums und in Wechselgebissen durchgeführt werden. Die Transplantation kann in spezifischen klinischen Situationen erwogen werden, z. B. bei asymmetrisch verteilten Nichtanlagen. 0 (Empfehlung offen, „kann“) starker Konsens (mehr als 95% der Teilnehmer haben zugestimmt) Non- oder minimalinvasive Verfahren sollen bei der Entscheidung für eine prothetische Versorgung von Zahnnichtanlagen im Kindes- oder Adoleszentenalter bevorzugt werden. Dafür stehen bei bis zu zwei nebeneinander befindlichen Nichtanlagen, die von kariesfreien Zähnen begrenzt werden, an erster Stelle Adhäsivbrücken zur Verfügung. Bei multiplen Nichtanlagen ist bis zum Wachstumsabschluss oft der herausnehmbare Zahnersatz das Mittel der Wahl. A (starke Empfehlung, „soll“) starker Konsens (mehr als 95% der Teilnehmer haben zugestimmt) Die definitive prothetische Versorgung unter Nutzung invasiver Verfahren sollte erst nach Abschluss des Wachstums erfolgen. B (Empfehlung, „sollte“) starker Konsens (mehr als 95% der Teilnehmer haben zugestimmt) Zahnimplantate bei durch Nichtanlagen bedingten Defekten setzen eine suffiziente Behandlung der Knochen und Weichteildefizite voraus. Nach Wachstumsabschluss kann eine Pfeilerergänzung durch Zahn- implantate zur Verankerung von bevorzugt festsitzendem Zahnersatz erwogen werden. 0 Empfehlung offen, „kann“) starker Konsens (mehr als 95% der Teilnehmer haben zugestimmt) Porträts: privat 88 Zahnmedizin
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