Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1114) Der Patient klagte über eine zunehmende Hypästhesie im Bereich des Versorgungs- gebiets des Nervus infraorbitalis rechts als Folge eines Sturzes aufs Gesicht sechs Wochen zuvor. Allgemeinanamnestisch er- hielt er als Medikation Torasemid, Allopuri- nol, Spironolacton, Pantoprazol, Betahistin und Eliquis. Als vorbestehende Erkrankung war ein Prostata-Karzinom (elf Jahre zuvor erstmalig diagnostiziert) bekannt. Die klinische Untersuchung ergab eine Hypästhesie im Bereich des rechten Nervus infraorbitalis. Doppelbilder wurden nicht angegeben. Kaufunktionelle Probleme be- standen nicht, die Mundöffnungsfähigkeit lag bei über 40 mm Inzisalkantenabstand der Schneidezähne der Prothese. Palpatorisch zeige sich eine geringgradige, nicht druckschmerzhafte knöcherne Ver- dickung im Bereich der Crista zygomatico- alveolaris der rechten Seite. Ein Hämatom war nicht zu erkennen. Es wurde ein CT des Gesichtsschädels angefertigt. Auf dem Bild zeigte sich keine Fraktur, jedoch eine verbreiterte und unruhige Struktur der Maxilla rechtsseitig, die sich über die gesamte Wand der rechten Kieferhöhle, mit Ausnahme des Kiefer- höhlendaches/Orbitabodens sowie den angrenzenden Processus pterygoideus des Os sphenoidale (Keilbein) erstreckte. Zu- dem war die rechte Kieferhöhle komplett verschattet (Abbildungen 1 und 2). Auf- grund der Anamnese wurde die Indikation zur Biopsie gestellt – mit der Frage, ob ein Zusammenhang mit dem bekannten Prostatakarzinom, eine möglicherweise therapieassoziierte Kiefernekrose oder ein davon unabhängiger Prozess bestand. MKG-Chirurgie Prostata-Metastase statt Kieferfraktur Rainer Ebid, Denys Loeffelbein Ein 76-jähriger Patient, der sechs Wochen zuvor auf das Gesicht gestürzt war, wurde von seinem Zahnarzt mit der Fragestellung nach einem Frakturausschluss überwiesen. Doch die Diagnose war eine ganz andere. Abbildung 1: Axiale (links) und coronare Darstellung der Kieferhöhlen: Es imponiert eine verdickte und unruhige Struktur der Kieferhöhlenwand rechts unter Aussparung des Kieferhöhlendaches/Orbitabodens; ebenso eine deutliche Verschattung der gesamten Kieferhöhle rechts. Fotos: Ebid 90 Zahnmedizin

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