Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1284) Die Praxis war mit Pluradent bei 250 Quadratmetern auf zwei Behandler ausge- legt worden, dieses Konzept musste nach gescheiterten Verhandlungen komplett neu überdacht werden. Letztlich wurde daraus eine Einzelpraxis mit 171 Quadratmetern. Wir haben optimal effiziente Arbeitswege gesucht und beschlossen, dass die Praxis aus drei Behandlungszimmern besteht – da nicht vorherzusehen war, ob die Praxis rein zahnärztlich oder auch als Überweiserpraxis funktionieren würde. Daher habe ich mich entschieden, vorerst zwei Zimmer mit zahnärztlichen Behandlungseinheiten aus- zustatten, die auch Operationen zulassen. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich heraus, dass die zahnärztliche Tätigkeit deutlich in den Hintergrund und die oralchirurgische Tätigkeit immer mehr in den Vordergrund rückte. Darum haben ich nochmals nach- finanziert und einen operativen Eingriffs- raum bereits nach drei Jahren – und nicht wie geplant erst nach fünf Jahren – einge- richtet. State of the Art oder Sparversion – wie haben Sie Ihre technische Start- Ausrüstung dimensioniert? Bei der technischen Ausstattung habe ich mich für zwei Behandlungseinheiten der Firma KaVo entschieden, die ein Operieren im Stehen zulassen. Da zu diesem Zeitpunkt bereits Vollnarkosen geplant waren, war dies für mich eine gute Entscheidung. Wie wichtig war bei den Entschei- dungen für Sie Hilfe von außen? Wo haben Sie Know-how eingekauft, wo selbstständig geplant? Die Praxisklinik habe ich von Anfang an mit Pluradent geplant, sei es der Grundriss oder die Einrichtung. Ein meiner Meinung nach weit unterschätzter Punkt ist die Zusammen- arbeit mit dem Steuerberater. Die finanziellen Aspekte einer Gründung werden während des Studiums in keiner Weise berücksichtigt, sind aber ein wichtiger Punkt, um einen sol- chen Schritt zu wagen. Eine klare Absprache mit einem fachfremden Berufszweig halte ich darum für äußerst wichtig, auch im Hinblick auf die Altersvorsorge. Dass diese Zusammenarbeit so immens wichtig ist, war ? ? mir am Anfang meiner Existenzgründung absolut nicht klar. Da mussten Themen be- sprochen werden, in denen ich als Existenz- gründer und Zahnarzt keinerlei Erfahrung hatte. So mussten ein Businessplan aufge- stellt, die Altersvorsorge geplant und finan- zielle Aspekte abgewogen werden. Mein eigenes Interesse war, die Praxis für die Patienten angenehm zu gestalten, und ihnen die „Angst vor dem Zahnarzt“ zu neh- men. Meine Praxis sollte klar strukturiert, weiß, zeitlos und von Kunst inspiriert sein. Im Wartezimmer bieten wir den Patienten kostenfreies WLAN und ein ausgewogenes Zeitschriftensortiment. Des Weiteren fand ich es wichtig, meine Praxis schlicht und funktionell zu gestalten. Beispielsweise habe ich zusammen mit der Innenarchitektin im Bereich der Rezeption durch eine funktionelle und ausgeklügelte Schrank-Kombination in schlichtem und unaufdringlichem Weiß einen weiteren Arbeitsbereich erschaffen können, wo sich jetzt das Back-Office be- findet, das vom Patienten an der Rezeption nicht einsehbar ist. Mein spezielles Augenmerk lag darauf, auch zeitgenössischer Kunst einen Raum zu geben. Mein Interesse für Kunst habe ich meinem Vater zu verdanken. Dies habe ich nun ver- sucht, auch in mein Praxiskonzept einfließen zu lassen, um eine harmonische Atmosphäre zu schaffen. Darum gab ich Künstlern wie Prof. Simon Gallus, Robert Schad, Willi Siber, Gerald Fritsche, Günther Uecker, Stefan Oberhofer und Ottmar Hörl die Möglich- keit, sich in meiner Praxis zu präsentieren. Wir viel ist von Ihrer ursprünglichen Vision übriggblieben? Von meiner ursprünglichen Planung musste ich mich wegen des Schicksalsschlags zu 100 Prozent lösen und habe einen kom- pletten Neustart gewagt. Wie verlief Ihr Praxisstart und wie haben Sie Ihren Patientenstamm auf- gebaut? Der Praxisstart gestaltete sich – wie zu er- warten – anfangs schwierig. Aber durch Kontakte zu zahnärztlichen Kollegen, durch einen großen Bekanntenkreis in Ravensburg, durch dezente Werbung und nicht zuletzt durch positive Mundpropaganda hat sich mein Patientenstamm kontinuierlich erweitert. Wie lautet Ihr Fazit? Gibt es etwas, was Sie mit der Erfahrung von knapp vier Jahren in eigener Praxis heute noch besser machen könnten? Jederzeit würde ich eine Praxisgründung genauso wieder durchführen. Auch nach dieser schwierigen Zeit würde ich allen Kol- leginnen und Kollegen zu diesem Schritt raten, da es absolut machbar ist. Man braucht nur die richtigen Partner an der Seite – und etwas Mut. ? ? ? Der Blick ins Wartezimmer: Die Praxis ist klar strukturiert, weiß, zeitlos und von Kunst inspiriert. Lehner hat verschiedenen Künstlern Raum gegeben, sich in seiner Praxis zu präsentieren. 140 zm–starter

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