Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1162) laufen, eine Bakteriämie zu erleiden – eine häufige Ursache für Endokarditis. Notwen- dig sei daher, diese Patienten 30 bis 60 Minuten vor dem Eingriff antibiotisch abzu- schirmen, und zwar mit Amoxicyclin, im Fall einer Penicillinallergie mit Clindamycin. Bei einer Niereninsuffizienz seien Clindamycin ebenso wie Ibuprofen und ASS allerdings kontraindiziert. Prof. Dr. Claus-Peter Ernst, Mainz nannte die häufigsten Fehler, die beim Kleben auf- treten können, und gab Tipps, wie man sie vermeidet: „Finieren Sie mit Feinkorninstrumenten! Am besten nehmen Sie Rot- oder Gelbring.“ „Verzichten Sie auf Laserpräparationen, sie erschweren das Kleben!“ „Adstringierende Lösungen können das Klebeverhalten negativ beeinflussen. Wenn Sie diese unbedingt anwenden müssen, spülen Sie danach ausgiebig mit CHX oder ätzen Sie mit Phosphorsäure an.“ „Als Desinfektion vor dem Kleben ist NaOCl ungeeignet! Wenn Sie abstrahlen, nehmen Sie – aber nur wenn nötig – Al 2 O 3 !“ „Trocknen Sie immer von außen nach innen, sonst übertrocknen Sie das okklusale Dentin!“ „Beim Kleben entstehen die meisten Misserfolge!“ Prof. Dr. Roland Frankenberger, Gießen, zeigte verschiedene Zustände von Dentin, die in einer jeweils unterschiedlichen Weise auf Komposit-Materialien reagieren. So lasse sich auf gesundem Dentin erheblich besser kleben als auf kariös verändertem Dentin. Sklerotisiertes Dentin müsse ebenso wie ero- siv geschädigtes Dentin extra angeschliffen werden, bevor man eine Adhäsivfüllung anbringt. Frankenberger räumte mit dem Irrglauben auf, dass eine fertiggestellte Keramikversorgung „nur noch eingeklebt“ werden muss: Gerade hier falle die Ent- scheidung für oder gegen eine gelungene Versorgung. „Besonders beim Kleben ent- stehen die meisten Misserfolge!“, unterstrich der Wissenschaftler. „Wenn zum Beispiel zu lange mit Phosphorsäure geätzt wird, leidet der Patient später ständig unter Schmerzen beim Aufbiss. Sie haben nämlich die Dentin- kanälchen viel zu tief freigelegt. Ein Bonding kann nur bis zu 300 μm eindringen. So fabrizieren Sie eine Luftblase, die bei jedem Beißen die Flüssigkeitssäule im Dentinkanal ‚ins Wallen bringt‘ und so die afferenten Nerven drangsaliert.“ Prof. Dr. Johannes Einwag aus Stuttgart be- geisterte mit einem Vortrag zur Prophylaxe in der Zahnarztpraxis das gesamte Team. Den Schwerpunkt legte er dabei auf die verschiedenen Ansätze bei Kindern, Jugend- lichen, Erwachsenen und Senioren. Großen Zulauf hatte auch Dr. Roland Kaden aus Heide, der einzelne Fälle zur GOZ-Abrech- nung vorstellte und mit den Teilnehmern diskutierte. Das Notfallseminar von Prof. Dr. Dr. Thomas Kreusch aus Hamburg und Prof. Dr. Dr. Patrick Warnke aus Flensburg ist seit über 30 Jahren ein Dauerbrenner bei der Sylter Fortbildungswoche und war auch dieses Mal ausgebucht. Der Silberne Tsunami in der Praxis Über den „Silbernen Tsunami“, also die Verschiebung der Altersstruktur Richtung Senioren und Hochbetagte, sprach Prof. Dr. Frauke Müller, Genf. „Viele Patienten legen einfach selbst Hand an!“, sagte sie und zeigte einen Fall, wo eine Seniorin Salbeiblätter zwischen ihre Prothese und die schmerzenden Druckstellen gelegt hatte, um die Heilwirkung der Pflanze aus- zunutzen. Müller appellierte an die Teil- nehmer, genau darauf zu achten, wie die Patienten mit ihrem Zahnersatz umgehen. Senioren hätten häufig einen sehr deutlich reduzierten Speichelfluss, was nicht nur an der nachlassenden Funktion der Speichel- drüsen im Alter, sondern auch an den vielen verordneten Medikamenten (rund 400!) liege – besonders Antidepressiva und Herz- präparate. Anstatt des bislang üblichen, hierfür verordneten Speichelersatzes ver- ordnet Müller „Chewy Tubes“, die einfach im Internet zu beziehen sind und der ipsilateralen Mastikation dienen. Studien hätten belegt, dass die einseitige Defor- mation der Mandibula sowie die Masseter- aktivität den Speichelfluss signifikant an- steigen lassen. Traditionell endet die „Sylter Woche“ sport- lich – mit einem Golfturnier für den guten Zweck. Kammerpräsident Brandt überreichte den Erlös des Dental-Golf-Cup 2018 in Höhe von 6.000 Euro für den Hilfsfonds „Familien in Not“ dem Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel. Mit den norddeutschen Bedingungen kam Zahnärztin Pirjio Jansen (Norwegen) am besten zurecht, sie gewann das 1. Brutto der Damen, das 1. Brutto der Herren ging an Julius Köver von der Nach- barinsel Föhr. sp Prof. Dr. Roland Frankenberger demonstrierte, dass die verschiedenen Formen von Dentin unterschiedlich auf Komposit-Materialien reagieren: „Auf gesundem Dentin lässt sich erheblich besser kleben als auf kariös verändertem Dentin.“ Prof. Edgar Schäfer diskutierte die Bakteriämie als Komplikation einer Endo-Behandlung. 18 Zahnmedizin

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