Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1168) Ein 41-jähriger Mann wurde bei seinem behandelnden Zahnarzt mit einer lokalen Schwellung der Schleimhaut in regio 48 vorstellig. Zudem beklagte er die Lockerung seiner Backenzähne im rechten Unterkiefer. Nach Anfertigung einer Panoramaschicht- aufnahme (Abbildung 1) vermutete der Hauszahnarzt mehr als nur eine Perikoronitis am teilretinierten Weisheitszahn 48 und ent- nahm eine Gewebeprobe. Es erfolgte die histologische Sicherung und Erstdiagnose eines Myxofibroms. Zur weiteren Abklärung und zur Übernahme der Therapie wurde der Patient in die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums überwiesen. Bei der intraoralen klinischen Untersuchung erschien die Schleimhaut im rechten Unter- kieferbereich nach der Probeexzision reizlos verheilt. Es zeigte sich eine nur diskrete, aber derbe Schwellung der Schleimhaut vor allem bukkal, vestibulär und koronal des nach mesial gekippten Zahnes 48 (Abbildung 2). Die Zähne 47 und 48 waren zweit- bis dritt- gradig gelockert. Alle Zähne des vierten Quadranten reagierten sensibel auf Kälte und zeigten sich im Perkussionstest negativ. In der computertomografischen Untersuchung stellte sich die Raumforderung vor allem im Bereich der Wange und den Zahn 48 umschließend dar. Im Bereich der Osteolyse zeigte sich die linguale, aber vor allem die vestibuläre Kortikalis ausgedünnt. Therapie Nach Aufklärung des Patienten umfasste die Therapie der Wahl die In-toto-Resektion des Befunds zusammen mit der Extraktion der Zähne 47 und 48. In Intubationsnarkose er- folgte eine mesiale Schnittführung an 47/48 mit Entlastungen im Bereich des aufsteigen- den Astes und nach vestibulär. Zu sehen war eine derbe, weißliche und adhärent mit 48 verwachsene Läsion (Abbildung 3), die ge- meinsam mit dem Zahn entfernt wurde (Abbildungen 4 und 5). Der Zahn 47 wurde ebenfalls extrahiert und nach Kürettage und Glättung der Knochenkanten ein Kollagen- flies in den Defekt eingelegt. Die anschlie- ßende plastische Deckung erfolgte mehr- schichtig (Abbildung 6). Bei einem komplikationslosen postoperativen Heilungsverlauf konnte der Patient nach zweitägiger stationärer Überwachung in die ambulante Nachsorge entlassen werden. Die histologische Aufarbeitung des etwa 3 cm x 2,5 cm x 2 cm großen Resektats ergab ein spindelzelliges Proliferat mit myxoidem Stroma (Abbildung 7) und Arrosionen des Der besondere Fall mit CME Odontogenes Myxofibrom im Unterkiefer Kathrin Spindler, Peer W. Kämmerer Ein besorgter Patient stellte sich mit gelockerten posterioren Unterkieferzähnen vor. Der Zahnarzt erkannte Unregelmäßigkeiten und führte eine Probebiopsie durch. Der seltene Befund: ein odontogenen Myxofibrom, das in der Folge chirurgisch therapiert wurde. Abbildung 1: Panoramaschichtaufnahme zum Zeitpunkt der Vorstellung: Es stellt sich eine ausgedehnte, seifenblasenartige und unscharf begrenzte Osteolyse von regio 47 bis weit in den aufsteigenden Unterkieferast rechts reichend dar. Die Zähne 47, 48 und der approximale Knochen sind in den osteolytischen Prozess einbezogen. Alle Fotos: Kämmerer et al. 24 Zahnmedizin

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