Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1172) Ärzte sind Heiler und Helfer – und in höchstem Maße belastbar, gerade durch das Medizinstudium, verdeutlichte Dr. Ellen Lundershausen, Präsidentin der gastgeben- den Landesärztekammer Thüringen, in ihrer Eröffnungsansprache am 8. Mai in Erfurt. Dies finde dort ein Ende, wo es um Gefahr für das eigene Leib und Leben geht. Auch Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsi- dent der Bundesärztekammer, thematisierte die Reputation seines Berufsstands, indem er eine Formulierung des ebenfalls anwesen- den Bundesgesundheitsministers Jens Spahn aufgriff. Spahn hatte in seiner Regierungs- erklärung die fünf Millionen Menschen im deutschen Gesundheitswesen als „Helden des Alltags“ bezeichnet. „Aber Helden sollte man auch als solche behandeln“, forderte Montgomery. Des ungeachtet hielt Spahn an seinem Plan fest, den „Helden“, zumin- dest den Kassenärzten unter ihnen, die Mindestsprechstundenzeit von 20 auf 25 Stunden zu erhöhen. Gesetzlich Versicherte müssen Spahn zufolge noch „zu oft“ zu lange auf einen Termin warten, weil eine Minderheit von Ärzten nicht die Mindestsprechstunden anbiete. Niemand sei gezwungen, GKV-Patienten zu behandeln: „Wer aber seinen Sitz nicht aus- füllt, tut dies auf Kosten der anderen Ärz- tinnen und Ärzte.“ Die Reaktion: Heftiges Gegrummel unter den 250 Delegierten. Auch die Einlassung des Ministers, dies sei kein „Generalverdacht“, konnte die Anwe- senden nicht vollständig besänftigen. Be- klatscht wurde Spahn hingegen, als er an „seinen“ – erfolgreichen – Kampf gegen die Einführung einer „Einheits-AOK“, wie er die Bürgerversicherung nannte, erinnerte. Wer den Sitz nicht ausfüllt, tut dies auf Kosten anderer Eine der Abschlusserklärungen des Ärzte- tages bezog sich folgerichtig auf Spahns Bemerkung: Bei den Vertragsärzten seien Arbeitszeiten von 50 Wochenstunden und mehr die Regel. Die politische Vorstellung, diese durch ein Gesetz verlängern zu wollen, sei „populistisch und besonders unter Bud- getbedingungen ungeeignet und realitäts- fremd“. Darüber hinaus wiesen die Abge- ordneten darauf hin, dass bereits heute „bis zu 25 Prozent der ärztlichen Leistungen nicht bezahlt“ werden. Auch zu den Termin- servicestellen äußerte sich das Parlament der deutschen Ärzteschaft: Diese Maß- nahme sei der falsche Weg, um Wartezeiten auf Arzttermine zu verkürzen. Im Gegenteil: Mit ihren „unangemessen hohen Kosten“ entzögen derartige Verwaltungsstellen dem Gesundheitssystem Mittel, die dann für die Versorgung fehlten. 2019 tagen die ärztlichen Abgeordneten in Mainz. Dann wird Prof. Frank Ulrich Mont- gomery übrigens nicht mehr als Präsident der Bundesärztekammer antreten. Marko T. Hinz Gesundheitspolitischer Fachjournalist 121. Deutscher Ärztetag in Erfurt Streitbare Helden Fast 150 Beschlüsse in vier Tagen – keine Frage: Die Ärzte haben geliefert. Bei Themen wie dem Werbeverbot für Abtreibungen zeigte sich allerdings auch, dass die Abgeordneten des Deutschen Ärztetages zuweilen nur eins einte, nämlich ihr Beruf. So leidenschaftlich wurde in Erfurt debattiert und gestritten. Max Kaplan (Vizepräsident der Bundesärztekammer), Jens Spahn (Bundesgesundheitsminister), Frank Ulrich Montgomery (Präsident der Bundes- ärztekammer), Heike Werner (Sozialministerin Thüringen) auf dem 121. Deutschen Ärztetag im Steigerwaldstadion in Erfurt (v.l.n.r.) Foto: J. Gephardt 28 Politik
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