Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1176) Erinnern Sie sich an meine erste Kolumne in diesen Mitteilungen? Sie ist am 16. Februar 2016 erschienen. Ich habe Sie damals ge- fragt, ob ich Ihnen finanziell auf den Zahn fühlen dürfe. Sie haben nicht „Nein“ gesagt, so dass ich zweieinhalb Jahre über Ihr gutes Geld berichtet habe. Nun ist in mei- nen Augen alles gesagt, was zu sagen war, so dass ich Sie guten Gewissens in die finan- zielle Selbstständigkeit entlassen kann. Ich möchte Ihnen, liebe Zahnärztinnen, werte Zahnärzte, zum Abschied nicht zehn, son- dern elf Gebote mit auf den Weg geben, weil es Hinweise in dieser Form wirklich nur bei mir gibt. Meiden Sie, wenn es um Geld geht, den Banker von vorn, den Versicherungsvertreter von hinten und den Vermittler von allen Sei- ten. Bildung und Erfahrung sind die einzige Versicherung vor Reinfällen bei Geldgeschäften. Es gibt in Deutschland keine Finanz- beratung, sondern nur provi- sionsgetriebene Verkäufe von Finanzprodukten aller Art. Folglich müssen Sie sich selbst um Ihr gutes Geld kümmern. Bitte denken Sie an mein Kleeblatt der Girokonten. Auf dem ersten Konto gehen die Honorare ein. Die festen Ausgaben bezahlen Sie vom zweiten Konto. Das dritte Konto ist das Steuerkonto. Was übrig bleibt, fließt aufs vierte Konto. Mit diesem Rest müssen Sie über die Runden kommen. Mehr geht nicht, und es wird Ihnen nicht gelingen, diese ein- fache Regel auf den Kopf zu stellen! Die wichtigsten Versicherungen sind die Haftpflicht, die Krankenkasse und die Ab- sicherungen bei Berufsunfähigkeit und Tod. Bitte vereinbaren Sie mit der Krankenversi- cherung hohe Selbstbehalte bei ambulanter Behandlung und lange Karenzzeiten beim Krankentagegeld. Die BU können Sie kün- digen, sobald Sie eine lastenfreie Praxis, ein schuldenfreies Eigenheim und eine Million in 50-Euro-Scheinen im Tresor haben. Ich plädiere für einen Notgroschen in Höhe eines Jahres(netto)gehalts. Falls Sie noch jung sind, sollte Ihr erstes Ziel sein, diesen Notgroschen anzusparen, wenn bei Ihnen schon die ersten Haare ausfallen, wird es allerhöchste Zeit, diese Reserve zu bunkern. Konsumschulden unter besonderer Berück- sichtigung von Auto- und Urlaubskrediten machen Sie zum Sklaven von Banken, und das muss ja nun wirklich sein! In jungen Jahren sollten die Sparverträge nur kurze Zeit laufen, weil Sie das Geld wenige Jahre später wieder brauchen, etwa für die Gründung einer Praxis oder für den Kauf eines Eigenheims. Sie bekommen bei Banken und Bausparkassen für kurze und sichere Verträge keine Zinsen. Bitte ertragen Sie dieses Übel in Stille und mit Würde und verzichten Sie auf langfristige Verträge. Aus diesen kommen Sie, wenn überhaupt, nur mit Verlust wieder heraus. Verhandeln Sie bei der Gründung bezie- hungsweise beim Kauf der Praxis, bis der Verkäufer dem Herzinfarkt nahe ist. Jeder ersparte Euro ist Gold wert. Wenn Sie sich verschulden, zahlen Sie den Kredit so schnell wie möglich an die Bank zurück. Der Umweg über Aktien und Beteiligungen führt wie jeder Seitensprung in der Ehe ins (finanzielle) Unglück. Eigenheime sind keine Geldanlagen, son- dern nur Konsumgüter. Daher sind Paläste auf der grünen Wiese nicht das Gelbe vom Ei. Ich plädiere eher für handelsübliche Immobilien, die Sie zu gegebener Zeit ver- kaufen können. Bitte denken Sie daran, die Schulden bis zum 50. Geburtstag zu tilgen, weil auf Sie weitere Aufgaben warten. Oder haben Sie vergessen, wieviel Geld die Aus- bildung der Kinder kostet, und wie wichtig freies Vermögen im Alter ist? Wenn die Praxis und das Eigenheim schulden- frei sind, kommt die freie Altersvorsorge an die Reihe. Ich rate Ihnen zu börsengehandelten Indexfonds mit Aktien aus aller Welt, weil diese Anlagen einfach, flexibel und preis- günstig sind. Bitte lassen Sie die Finger von den Investmentfonds der Hausbank, weil Sie in der Regel nicht wohlhabend genug sind, um sich die hohen Gebühren und Kosten leisten zu können. Hände weg von Steuersparmodellen! Mehr habe ich dazu nicht zu sagen, und wenn Sie es trotzdem tun, dann wissen Sie eben nicht, was Sie tun! Sie werden aber eines Tages merken, was Sie getan haben! Nur ist dann es in aller Regel zu spät. Sie haben keine Chance, die überteuerten Beteiligungen und Anlagen zu kündigen, so dass Sie leicht eine Million verlieren können. Brauchen Sie diesen finanziellen Orgasmus? Ich stehe mit Vermögensverwaltern auf Kriegsfuß, weil ihre Arbeit in meinen Augen überflüssig ist wie ein Kropf. Die Verwalter können wie Sie und ich nicht in die Zukunft blicken, und das müssen wir akzeptieren. Nicht hinnehmen müssen wir aber jährliche Verwaltungsgebühren von bis zu 3 Prozent des Vermögens. Daher schlage ich vor, das Vermögen für ein Zehntel der Gebühren in zehn Indexfonds zu stecken und die Sache laufen zu lassen. Wir stehen auf See, vor Ge- richt und in Gelddingen in Gottes Hand! Denken Sie daran, dass auch Sie nicht ewig leben. Irgendwann wird Ihre letzte Stunde schlagen, und es ist von Vorteil, zuvor ein wasserdichtes Testament aufgesetzt zu haben. Bitte lassen Sie mich wissen, wenn Sie mir ein Vermächtnis für meine Kolumnen zu- kommen lassen wollen. Dafür würde ich Sie auch in mein Gebet für ein langes Leben ein- schließen. Es war mir eine Ehre, für Sie zu schreiben! Volker Looman Es war mir eine Ehre! Der Autor ist freiberuf- licher Finanzanalytiker in Stuttgart. Jede Woche veröffentlicht er in der FAZ einen Aufsatz über Geldanlagen. Außerdem unterstützt er Zahnärzte auf Honorarbasis bei der Gestaltung des Privatvermögens. www.looman.de Kolumnen entsprechen nicht immer der Ansicht der Herausgeber. 32 Praxis

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