Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1179) Freiberufler Zahnarzt, der seinen Beruf gern und tagtäglich selbst am Patienten ausübt. Patientenzufriedenheit ist ihm wichtig, weil diese die Voraussetzung für Empfehlungen, finanzielle Sicherheit und Wachstum ist. Auf der anderen Seite befindet sich der Investor, der Geld in die Hand nimmt, um es in ein Anlageobjekt – hier die Zahnarztpraxis – zu investieren, das er emotional distanziert betrachtet. Sein Ziel ist, eine gute laufende Rendite oder später einen hohen Verkaufs- preis zu erzielen. Für beides müssen genü- gend Patienten mit möglichst hohem Ertrag behandelt werden. Beide Perspektiven können durchaus zum gleichen Ergebnis führen, doch Motive und Methoden unter- scheiden sich erheblich. Deshalb ist es für jeden Zahnarzt wichtig, sich die derzeitigen Marktprozesse klar zu machen, die Motiva- tionen des Investors zu verstehen und sich über die eigene Position und Zielsetzung klar zu sein, um erfolgreich in etwaige Investorengespräche einzusteigen. Skalierbare Konzepte versprechen Gewinn Es leuchtet schnell ein, dass ein Investor, der mit der Anlage seines Geldes eine gute Rendite erzielen will, eine Vorliebe für ska- lierbare Konzepte hat. In der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre versteht man unter „economies of scale“ etwas vereinfacht, dass mit zunehmender Menge die Kosten pro Stück oder pro Behandlung sinken. Wird zum Beispiel ein neuer DVT für Aufnahmen von 20 Patienten genutzt, kostet jede Auf- nahme mehr, als wenn er für 100 Patienten eingesetzt werden kann. Wird ein gutes Konzept nur für eine Praxis entwickelt, belastet dies den Gewinn mehr, als wenn es für 20 oder 30 gleichartige Praxen genutzt wird. Erreichen kann man dieses Ziel auf unter- schiedlichen Wegen. Die geklonte Praxis Ein zurzeit noch beliebtes Konzept ist es, eine besonders erfolgreiche Praxis zu über- nehmen und diese an anderen Standorten zu „klonen“. Bei der Auswahl stehen vor allem Praxen mit klarer Fokussierung auf bestimmte Zielgruppen oder Behandlungen hoch im Kurs. Jede weitere, gleich struktu- rierte Praxis (so dabei die Überlegung des Investors) birgt sinkende finanzielle Risiken. Es entstehen also Kostenvorteile durch De- gressionseffekte. Das Risiko für den Investor liegt in der teuren Entwicklung einer brauchbaren Schablone, das heißt, eines skalierbaren Praxiskonzepts. Ob sich diese Investition gelohnt hat, weiß der Investor erst hinterher. Die Preisführerschaft Platte Niedrigpreiskonzepte haben sich bisher nicht ausgezahlt. Aber Potenzial besteht, wenn solche Konzepte für lukrative Behandlungen, wie zum Beispiel bei im- plantologischen Behandlungen umgesetzt werden. Hierzu ein Beispiel: Gelingt es, die Behandlungszeit für eine implantologische Versorgung durch große Behandlungsroutine zu minimieren, kann eine solche Praxis trotz eines weit unterdurchschnittlichen Preises zu höheren Honoraren pro Behandlungsstunde kommen, als es einer durchschnittlichen Praxis je gelingen kann. Wenn die von Inves- toren betriebenen Praxen es schaffen, hier- bei eine gute Qualität zu liefern, führen solche Konzepte zu einem zunehmenden Preiswettbewerb und setzen kleinere Mit- bewerber am Standort unter Druck. Beispiel Investorbeteiligung einer Praxis Geldgeber Investmentfonds x Krankenhaus GmbH Zahnärzte MVZ GmbH 1 MVZ GmbH n Management- gesellschaft Zahnärzte sind in aller Regel als Minderheitsgesellschafter und damit ohne beherrschenden Einfluss beteiligt. Quelle: Bischoff Quelle: Bischoff So rechnet ein Preisführer Euro Implantologische Versorgung ab 998 ./. Material ./. 30 ./. Implantat ./. 70 ./. Suprakonstruktion ./. 80 = Zahnärztliches Honorar/Implantat = 818 Bei einer durchschnittlichen Behandlungs- zeit von zwei Stunden sind das 414 Euro/ Behandlungstunde. Der Bundesdurch- schnitt liegt bei 250 Euro. Quelle: KZBV-Jahrbuch 2015 Fortsetzung des Artikels auf Seite 36 35
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