Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1184) und der Niere zu finden waren [Hirshberg et al., 2008]. In Bezug auf die Altersverteilung traten Kiefergelenkmetastasen bei Frauen zwischen 32 und 78 Jahren auf, mit Schwer- punkt zu Beginn des fünften Lebensjahr- zehnts [Pretzl et al., 2014]. Bei Männern er- schienen Metastasen zwischen dem 42. und dem 85. Lebensjahr klinisch. Grundsätzlich konnte die Literaturstudie von Pretzl et al. 66 Patienten mit Metastasen im Kiefer- gelenk, deren Kasuistiken zwischen 1954 und 2013 publiziert wurden, identifizieren [Pretzl et al., 2014]. Interessanterweise sind nur zwei Fallberichte von Patienten mit Kolonkarzinommetastasen aus den Jahren 1982 und 2005 bis dato publiziert [Giles et al., 1982; Qiu et al., 2013]. Histologisch deckt sich die Diagnose einer Adenokarzinommetastase mit den Beschreibungen aus der Literatur. Seltener waren jedoch pathologische Frakturen im Bereich des Kiefergelenks als Folge von Knochenmetastasen. Für den klinischen Alltag sollten man insbesondere bei Patienten mit therapie- refraktären Kiefergelenkbeschwerden und etwaigen karzinomspezifischen Befund- konstellationen auch ohne den bereits er- folgten Nachweis eines Primarius immer auch an die Erstmanifestation im Kiefer- gelenk denken. Bei etwa 75 Prozent der Fäl- le von Kiefermetastasen war darüber hinaus der Primärtumor bei Diagnosestellung nicht bekannt [D‘Silva et al., 2006]. Insbesondere deswegen, weil sich die meisten klinischen Symptome mit dem Beschwerdebild bei CMD decken. Bei dem Verdacht auf eine Kiefergelenkmetastase können somit weiterführende Untersuchun- gen wie eine Biopsie oder eine PET-Unter- suchung sinnvoll sein. Therapeutisch richtet sich das Vorgehen nach der Ausprägung der Grunderkrankung, der Lokalisation der Metastase und dem Allgemeinzustand des Patienten. Die 4-Jahres-Überlebensrate bei Tumorerkrankungen mit vorliegender oraler Metastasierung wird mit etwa 10 Prozent angegeben [Pretzl et al., 2014]. Der Grund für die schlechte Prognose ist oftmals, dass neben der Metastase im Kiefergelenk noch weitere Fernmetastasen vorliegen. Grund- sätzlich ist bei einer isolierten Metastase und dem Vorliegen von klinischen Symptomen eine isolierte lokale Metastasenchirurgie eine sinnvolle Option [Katsnelson et al., 2010]. Dr. Dr. Steffen Koerdt Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Charité Universitätsmedizin Berlin Augstenburger Platz 1 13353 Berlin steffen.koerdt@charite.de Dr. Gesche Frohwitter Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsklinikum Erlangen Glückstr. 11 91054 Erlangen Dr. Dr. Oliver Bissinger Prof. Dr. Dr. Andreas Kolk Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Technische Universität München Klinikum Rechts der Isar Ismaninger Str. 22 81675 München Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abbildung 4: Intraoperativer Situs Abbildung 5: Resektat Fotos: Koerdt et al. Grundsätzlich ähneln die Symptome eines malignen Geschehens am Kiefer- gelenk denen einer normalen CMD. Bei Patienten mit therapierefraktären Kiefergelenkbeschwerden und etwaigen karzinomspezifischen Befundkonstellatio- nen – auch ohne bereits erfolgten Nach- weis eines Primarius – immer an die Erst- manifestation im Kiefergelenk denken. Häufig (75 Prozent) sind bei Kiefer- gelenkmetastasen keine Primarien be- kannt. Bei Verdacht auf eine Kiefergelenk- metastase unbedingt weiterführende Untersuchungen wie eine Biopsie oder eine PET-Untersuchung veranlassen. Bei einer isolierten Metastase und dem Vorliegen von klinischen Symptomen ist eine isolierte lokale Metastasen-Chirurgie die Ultima ratio. Fazit für die Praxis Alle Porträts: privat 40 Zahnmedizin

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