Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1190) Mithilfe der Studie, die in Zusammenarbeit der Bertelsmann Stiftung mit dem Arzt- bewertungsportal „Weisse Liste“ entstand, wollten die Autoren herausfinden, wie transparent Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern mit Infor- mationen über ambulante Ärzte umgeht und welche Informationen den Bürgern überhaupt wichtig sind, wenn sie nach einem Arzt suchen. Dazu wurden Patienten befragt, welche Informationen sie als beson- ders relevant empfinden. Im zweiten Schritt wurde das IGES-Institut beauftragt, zu untersuchen, wie diesen Bedürfnissen in anderen Ländern durch Public Reporting Rechnung getragen wird. Ergebnis: Insbesondere die angelsächsischen Länder erweisen sich als vorbildlich. Die wesentlichen Schlussfolgerungen aus beiden Analysen gingen am Ende in die repräsenta- tive Befragung der Weissen Liste ein. Dazu wurden vom 23. bis zum 27. März von Kan- tar Emnid 1.007 Frauen und Männer über 14 Jahre befragt. Die zentralen Ergebnisse: Als wichtigste Informationsquellen nennen die Befragten aktuell Verwandte, Bekannte, Freunde und den aktuell behandelnden Arzt (75 bzw. 73 Prozent). Das Internet folgt an dritter Stelle. Außerdem befürchtet mehr als jeder vierte Deutsche (27 Prozent), aufgrund fehlender Informationen nicht den richtigen Arzt zu finden. Der nebenstehende QR-Code führt zu den detaillierten Studienergebnissen. Studie der Bertelsmann Stiftung „Arztsuchportale sollten neutral und werbefrei sein“ Schlechte Nachrichten für jameda & Co.: Die meisten Patienten wünschen sich werbefreie Informationen über ihren Arzt, meldet eine Studie der Bertelsmann Stiftung – die auch die Verfügbarmachung von Abrechnungsdaten propagiert. Herr Weigand, was bedeutet das Umfrageergebnis für kommer- zielle Arztsuchportale? Marcel Weigand: Das Ergebnis zeigt sehr deutlich, dass die Menschen bei der Arztsuche nicht-kommerzielle Arzt- suchportale bevorzugen. Werbung und neutrale Anbieterinformation sind schwer in einem Angebot zusammen- zubringen. Die Menschen erwarten, gerade wenn es um ihre Gesundheit geht, dass sie neutral und unabhängig informiert werden. Darum sollten solche Angebote möglichst werbefrei sein. Die Befragten wünschen sich regelmäßige Erhebungen von Patientenerfahrungen. Wie könnte das abgebildet werden? Die Befragungsergebnisse, die im Rah- men des Qualitätsmanagements in den Arztpraxen derzeit schon erhoben werden, sollten veröffentlicht werden. Dadurch würden keine Mehrkosten entstehen. Idealerweise würde ein ein- heitlicher Kerndatensatz an Fragen die Vergleichbarkeit erhöhen. Außerdem wünschen sich zwei Drittel der Befragten Daten zur Qualität der Arztpraxen. Mit welchen Parametern ließe sich diese „Qualität“erfassen? Auf Basis der Abrechnungsdaten und der sogenannten qualitätsgesicherten Leistungen lassen sich sehr viele Infor- mationen hierzu ableiten. Die Daten- quellen liegen den Kassenärztlichen Vereinigungen vor. Wir fordern, dass diese Daten von einer neutralen Daten- annahmestelle aufbereitet und Arzt- suchen zur Verfügung gestellt werden sollten. In Ländern wie USA, England oder Niederlande ist dies längst der Fall. Marcel Weigand ist Mitarbeiter der Ber- telsmann Stiftung und Ansprechpartner für die „Weisse Liste“. Strategische Part- ner und Co-Initiatoren der Weissen Liste sind die Dachverbände der größten Pa- tienten- und Verbraucherorganisationen. ? ? ? D REI FRAGEN AN ... MARCEL WEIGAND Deutlich mehr als die Hälfte der Bürger wünscht sich mehr wichtige und neutrale Informationen. „Das wäre auch möglich, denn die Daten sind zum größten Teil vorhanden“, erklären die Studienautoren. „Doch der deutschen Gesundheitspolitik fehlt ein Gesamtkonzept für mehr Transparenz über die Leistungen und die Ausstattungen von Arztpraxen.“ Und: „Es fehlt der politische Wille [...].“ Hintergrund der Studie: Die Bertelsmann Stiftung plant, anhand eines Prototypen der Weissen Liste Mitte des Jahres aufzuzeigen, „wie eine ideale Arztsuche auf Basis der Studienerkenntnisse aussehen könnte“. Foto: Bertelsmann Stiftung 46 Praxis
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