Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1192) Fehlen bei Jugendlichen und jungen Er- wachsenen Zähne, ist meist der Oberkiefer betroffen. Traumatisch verlorene mittlere Inzisiven, eine Aplasie der oberen seitlichen Schneidezähne oder der zweiten Prämolaren, extrem verlagerte Eckzähne, die sich ortho- dontisch nicht einordnen lassen, und kariös zerstörte Molaren sind hier als häufige Diagnosen zu nennen [Altug-Atac, 2007]. Diagnose: fehlender Zahn im Oberkiefer Dabei kann das Fehlen dieser Zähne sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch vor- liegen. Bei der Therapieplanung stellt sich die grundsätzliche Frage der langfristigen Versorgung dieser Lücken [Robertsson, 2000; Zachrisson, 1978]. Eine Option ist, die Lücke aufrechtzuerhalten, um eine spätere prothe- tische Versorgung mittels eines dentalen Implantats oder einer Brückenversorgung anzustreben [Zachrisson, 2011]. Einzelzahn- Implantate sind jedoch im Oberkiefer-Front- zahnbereich mit einem hohen Risiko der langfristigen ästhetischen Beeinträchtigung assoziiert – durch adultes Alveolarfortwachs- tum/Knochen-Remodellierung und eine re- sultierende mögliche Infraposition [Oesterle, 1993; Zitzmann, 2015]. In vielen Fällen erscheint daher der kiefer- orthopädische Lückenschluss erstrebens- wert [Johal, 2013; Rosa, 2016; Zachrisson, 2004]. Dieser stellt jedoch im Vergleich zur Lückenöffnung meist weitaus höhere An- forderungen an die Verankerung [Ludwig, 2013]. Der Erhalt des sagittalen Überbisses sowie das Einstellen der korrekten dentalen Mini-Implantate und Mesialslider in der Therapie Benedict Wilmes, Dieter Drescher Für die Therapie von Einzelzahnlücken im Oberkiefer stehen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen theoretisch alle etablierten Therapien der Prothetik zur Verfügung. In vielen Fällen ist jedoch der kieferorthopädische Lückenschluss eine sehr sinnvolle Option – zum Beispiel mit Mini-Implantaten und Mesialslidern. Foto: Dr. Bahareh Wymar, Köln Mitte im Oberkiefer stellen insbesondere bei Vorliegen einer asymmetrischen Dentition eine schwierige Verankerungssituation dar. Als extraorale Verankerungsmöglichkeit steht die Gesichtsmaske (zum Beispiel Delaire- Maske) zur Verfügung, mit der eine nach anterior gerichtete Kraft auf die Oberkiefer- Dentition appliziert werden kann. Aufgrund ihrer beidseitigen Kraftapplikation ist sie allerdings bei asymmetrischen Verhältnissen als ungeeignet einzustufen. Gesichtsmasken haben weiterhin den Nachteil der geringen Patientenakzeptanz [Stocker, 2016]. Eine häufigere Verwendung finden deshalb intra- orale Verankerungsalternativen, etwa inter- maxilläre Gummizüge. Der Verankerungs- erfolg ist jedoch Compliance-abhängig. Ein weiterer Nachteil ist die nach distal gerich- tete Kraft auf die Unterkieferdentition, was eine Retrusion der Unterkieferfrontzähne zur Folge hat. Außerdem gibt es die klinische Beobachtung, dass die nach dorsal gerich- tete Kraft Kiefergelenkbeschwerden auslösen kann. Für den Lückenschluss im Oberkiefer wäre also eine Verankerung mit einer intraoralen und Compliance-unabhängigen Apparatur wünschenswert, die sich ausschließlich im Oberkiefer verankert, um die Retrusion der Unterkieferzähne sowie potenzielle Kiefer- gelenkprobleme zu vermeiden. Die skelet- tale Verankerung hat sich in den vergan- genen Jahren durchgesetzt, weil sie von der Patientencompliance unabhängig ist [Wehrbein, 1996]. Unter den skelettalen Verankerungssystemen haben jüngst vor allem die orthodontischen Mini-Implantate aufgrund ihrer vielseitigen Einsatzmöglich- keiten, ihrer geringen chirurgischen Invasi- vität und der relativ geringen Kosten große Aufmerksamkeit gewonnen [Freudenthaler, 2001; Fritz, 2004; Kanomi, 1997; Melsen, 2000; Park, 2001; Wilmes, 2006a]. In den ersten Jahren nach ihrer Einführung wurden 48 Kieferorthopädischer Lückenschluss

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