Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1230) 8.5 Präoperative Vorbereitung 9. Intraoperative Kautelen 9.1 Art der Lokalanästhesie Wenn keine anderweitigen Kontraindikationen bestehen, sind Lokal- anästhetika wie Articain und Lidocain jeweils mit Vasokonstriktoren einsetzbar. Allerdings ist zu beachten, dass es durch das Nachlassen der Adrenalinwirkung zu einer verstärkten Blutung („Rebound“) kommen kann. Eine Leitungsanästhesie des Nervus alveolaris inferior ist auch ohne Zugabe von Adrenalin möglich [41]. Im Gegensatz hierzu ist bei der Infiltration unter Verwendung von Articain ein Vaso- konstriktor notwendig [42], wobei auch in der geringen Konzentration von 1:400.000 eine für kürzere Eingriffe ausreichende Taubheit be- obachtet wurde [42 bis 44]. Da Techniken wie die Leitungsanästhesie des Nervus alveolaris inferior theoretisch eine erhöhte Rate an akzi- dentiellen Verletzungen größerer Gefäße mit sich führen, wird bei Patienten unter oraler Antikoagulation/Thrombozytenaggregations- hemmung ein Ausweichen auf Techniken geraten, durch die es zu signifikant weniger Gefäßverletzungen kommen kann. Bei der Infil- tration im Vestibulum können kaum relevante Gefäße verletzt wer- den. Die intraligamentäre Anästhesie hat hohe Erfolgsraten, wobei bei sachgemäßer Durchführung keine solche Blutungen auftreten können [45, 46]. Allerdings ist die intraligamentäre Anästhesie an das Vorliegen eines Zahnes gebunden und es entsteht nur eine umschriebene Betäubung des Weichgewebes, die beispielsweise für Lappenoperationen oder Osteotomien möglicherweise nicht aus- reicht. 9.2 Versorgung der Alveole Da das Granulationsgewebe in der Alveole einen nicht unerheblichen Grund für postoperative Blutungen darstellt, ist dieses im Rahmen der zahnärztlich-chirurgischen Operation vollständig zu entfernen [21]. Anschließend können lokale Hämostyptika wie zum Beispiel Kollagen und Gelatine eingelegt werden [38, 47]. Die darauffolgende Naht fixiert das eingelegte Material und senkt das Nachblutungs- risiko [21, 48], wobei randomisierte, prospektive Studien teilweise auch keinen Vorteil einer Naht nachweisen konnten [49, 50]. Die Empfehlung einer adaptierenden Naht bezieht sich somit auf die Expertenmeinung. Art der Lokalanästhesie 1 Die Anwendung von Adrenalin bei der zahnärztlichen Anästhesie von Patienten unter oraler Antikoagulation/Thrombozytenaggre- gationshemmung kann befürwortet werden, wobei eine längere postoperative Nachkontrolle notwendig sein kann, da nach dem Nachlassen der Adrenalinwirkung eine erhöhte Blutungsrate möglich ist. Empfehlungsgrad: B Level of Evidence 4 (LoE4) Starker Konsens: 13/13 Art der Lokalanästhesie 2 Bei Patienten unter oraler Antikoagulation/Thrombozytenaggre- gationshemmung sollte auf lokalanästhetische Techniken ausge- wichen werden, die nur ein geringes bis kein Risiko einer Gefäß- verletzung mit konsekutiver Nachblutung aufweisen. Empfehlungsgrad: B Level of Evidence 4 (LoE4) Starker Konsens: 12/12 Versorgung der Alveole1 Zur Senkung des Nachblutungsrisikos soll die Ausräumung von Granulationsgewebe erfolgen. Empfehlungsgrad: A Level of Evidence 4 (LoE4) Starker Konsens: 12/12 Versorgung der Alveole 2 Die Anwendung von Nähten sollte als wichtige blutstillende Methode Anwendung finden. Empfehlungsgrad: B Level of Evidence 4 (LoE4) Starker Konsens: 12/12 Präoperative Vorbereitung 1 Die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten soll im unteren thera- peutischen Bereich gehalten werden. Empfehlungsgrad: A Level of Evidence 3 (LoE3) Starker Konsens: 13/13 Präoperative Vorbereitung 2 Präoperativ können Verbandsplatten angefertigt werden. Der Ein- satz weiterer lokal hämostyptischer Maßnahmen (siehe Abschnitt 9 „Intraoperative Kautelen“) kann geplant werden. Empfehlungsgrad: A Level of Evidence 4 (LoE4) Starker Konsens: 12/13 86 Leitlinie Antikoagulantien
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