Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1236) Wie entstand damals die Idee, ein Zahnmobil zu initiieren? Gerd Eisentraut: Die Caritas unterhielt vor dem Zahnmobil bereits eine fahrende Arzt- praxis, in der Obdachlose betreut werden konnten. Die Zähne ließen sich da ja nicht behandeln, somit lag der Gedanke eigent- lich nahe, eine Zahnarztpraxis auf vier Räder zu setzen. Die Finanzierung erwies sich aller- dings als schwierig. Als Initialzündung habe ich die Weihnachts- feier einer Dentalfirma in Erinnerung, auf der für diesen Zweck gesammelt wurde. Dadurch kam wohl auch die Unternehmens- leitung auf den Gedanken, das Projekt zu unterstützen. Die Caritas und das Unterneh- men schlossen einen Vertrag. Damit war die Finanzierung gesichert. Die Caritas konnte ein Fahrzeug zur rollenden Zahnarztpraxis ausbauen. Welche Patientengruppe hatte man im Auge ? Das war am Anfang ganz klar die Gruppe der Obdachlosen. Die Caritas richtete für die Einsatztage einen richtigen Fahrplan mit festen Haltepunkten ein. Daran konnten sich die Obdachlosen orientieren. Das sprach sich in der Gruppe sehr schnell herum. Welche Hürden mussten überwunden werden? Neben den finanziellen Sorgen wusste die Caritas anfangs nicht, ob genügend Zahn- ärzte zum Nulltarif anheuern würden. Über die Medien der Zahnärztekammer und der KZV Hamburg wurde die Trommel gerührt. Es fanden sich eher ältere Zahnärzte, die keine wesentlichen Verpflichtungen mehr in der Praxis hatten. Derartige Aufrufe unternahmen die Körper- schaften in loser Folge, weil immer mal wieder neue Zahnärzte gesucht wurden. Die Caritas stellte Fahrer und Assistenz. Wie wurde das Mobil angenommen? Eine aufsuchende Betreuung von Obdach- losen gab es bis dahin nicht in Hamburg. Und diese Menschen trauen sich nicht so gern in eine Praxis und können auch mit einem Termin am Mittwoch in drei Wochen eher schwer umgehen. Diese Gruppe dürfte allerdings auch in Zahnarztpraxen eher zu den schwierigen Patienten gehören. Nachdem klar war, dass das nichts kostet, wurde das Zahnmobil auch fleißig frequen- tiert. Die Zahnärzte mussten allerdings auch die eine oder andere Wunde versorgen oder ? ? ? ? 10 Jahre rollendes Zahnmobil in Hamburg „Ein Anspruchsdenken haben diese Menschen nicht!“ Seit 2008 hilft in Hamburg die rollende Zahnarztpraxis der Caritas Menschen, die sich nicht selbst um eine zahnmedizinische Behandlung kümmern können. Ein Gespräch mit Gerd Eisentraut, der damals als Pressesprecher im Auftrag der Hamburger Zahnärzte das Projekt betreute. Eine Zahnmobil-Torte zum Jubiläum: Christine Himberger (Projektkoordinatorin Zahnmobil), Michael Edele (Leitung Caritas Hamburg), Dr. Karin Heimer (ehrenamtliche Zahnärztin im Zahnmobil), Dr. Marianne Gräfin von Schmettow (Leiterin Scientific Affairs bei CP GABA GmbH) (v.l.n.r.) Foto: CP GABA GmbH 92 Gesellschaft Christine Himberger (r., Koordinatorin des Zahnmobils) und die ehrenamtliche Zahn- ärztin Dr. Dorothea Schiffner bei der Arbeit Foto: Michael Kottmeier

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