Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 108, Nr. 12, 16.6.2018, (1332) bleibt schattenfrei. Pförringer benennt drei Ebenen der Digitalisierung: 1. die Makro- Ebene (elektronische Gesundheitskarte, (eGK)), 2. die Health Care Professional- Ebene (elektronische Patientenakte (ePA), Telemedizin), 3. die Patientenebene (Wear- ables, Apps, Portale). Auf den Driver‘s Seat! Entscheidend sei: „Jedes System muss ein ‚Mental Override‘ haben, das heißt, wenn es hart auf hart kommt, entscheidet der Mensch und schaltet die Technologie gegebenenfalls ab.“ Pförringers Rat: sich einerseits mit den Kostenträgern gegen die übermächtigen Großinvestoren stellen und andererseits frühzeitig auf junge Start-ups und Hacker zugehen. „Wir müssen auf den Driver‘s Seat, damit nicht Google, Apple, Facebook und Amazon – die sogenannte GAFA – alle Daten bekommen und das Kapital irgendwohin abziehen“, appellierte Pförringer an das Auditorium. „Deren Ge- schäftsmodell lautet in der Regel: ‚Learning by earning‘!“ Den Workflow in einer digitalisierten Zahn- arztpraxis beschrieb Dr. Xaver Wack. Der Münchner Zahnarzt mit Niederlassung in Bogenhausen und Gründer der Gesellschaft für digitale Zahnheilkunde WEEFEX hat 2012 seine Praxis voll digitalisiert. KFO und Implantologie werden seitdem komplett, die Prothetik teilweise digital abgebildet. „Der größte Hemmschuh auf dem Weg zur digitalisierten Praxis ist, dass die Dental- firmen Schnittstellen-interne Produkte prä- ferieren, keine übergreifenden Lösungen – und dadurch diktieren, wohin es gehen soll“, schilderte Wack seine Erfahrungen. „Die Industrie entwickelt schlichtweg keine Produkte, die mit denen der Konkurrenz korrespondieren.“ Für die Zukunft sei es gleichwohl unerlässlich, die Zahnmedizin weiterhin mit funktioneller analoger Kom- petenz zu versehen: „Nur wer analog ge- lernt hat, kann digital verstehen. Wir dürfen unseren Nachwuchs nicht zu Bedienern von Buttons machen!“ Analog lernen, digital verstehen Woo-Ttum Bittner, Inhaber und Geschäfts- führer von „Adentics – die Kieferorthopäden“ in Berlin, stellte ebenfalls den digitalen All- tag in seiner – kieferorthopädischen – Praxis vor. „Wir versuchen, so viel wie möglich – herausnehmbare und feste Spangen, Aligner sowie die Lingualtechnik – zu scannen, um diese Daten dann digital zu verarbeiten und in gedruckte Module zu überführen“, um- riss Bittner den Workflow in seiner Praxis. „Die Basis ist ein intra-oraler Scan.“ Bittner, der die erste KFO-ÜBAG Deutschlands grün- dete und mittlerweile mit seinen Kollegen über fünf Standorte und ein Labor verfügt – als GbR, nicht als MVZ! – hat auch das gesamte Prozessmangement (Anleitungen und Termine) sowie das QM (Erstberatungs- und Feedback-Umfragen, Apps, Checkliste- Manager, Verbandsbuch, Notfallmanagement) digital aufgesetzt. „Insgesamt 35 Wochen- stunden wendet eine Praxismitarbeiterin bei 20 Politik Foto: BKFOBB µ Der Patient profitiert von der Digitalisie- rung, weil er in die Prozesse stärker eingebunden ist, beispielsweise werden ihm die Set-ups für die Aligner vorher zugeschickt und er kann mehr Einfluss nehmen. Dadurch wird für ihn die Behandlung transparenter. Woo-Ttum Bittner Foto: Bernhard Riedmann_ Der Spiegel µ Die frühere Generation an Piloten flog auch besser. Heute muss ein Pilot das gar nicht mehr perfekt können. Analog dazu werden andere Berufe Felder des Arztes übernehmen, zum Beispiel die Genetik. Eine Approbation ist dafür nicht nötig. Auch das Schulterklopfen erledigen andere, die weniger Geld ver- dienen. Oder die Zahnärzte gehen zurück ins Handwerk, arbeiten so- zusagen wieder als Zahnklempner, und die akademische Seite über- nehmen die Geräte. Martin U. Müller Illustration: cathal_shtadler – Fotolia
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