Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 108, Nr. 12, 16.6.2018, (1336) 4,21 Euro ist sie für Ärzte allerdings sehr unattraktiv ausgestaltet!“ Wie Anwendungen im Gesundheitswesen als Instrument einge- setzt werden können, etwa, um eine Verhal- tensänderung zu bewirken, veranschaulichte sie anhand der Apps: „Fitness-Apps funktio- nieren bislang als Bonussysteme, können aber auch problemlos zu Malussystemen ausgestaltet werden.“ Empfehlen würde sie daher nur Applikationen, die auch als Medizinprodukt zugelassen sind. „Bei Apps mit Werbung sowie mit Diagnosen und Me- dikamentenverordnungen beziehungsweise -empfehlungen rate ich zur Vorsicht!“ Die Krankenkassen vertrat Christian Klose vom digitalen Innovationsmanagement der AOK Nordost aus Berlin. „Die AOK hat 26,32 Millionen Kunden“, führte er aus. „Es geht nicht darum, ob wir die Digitalisierung gut finden oder schlecht, sondern, dass wir sie gestalten. Das Gesundheitswesen ist zurzeit noch ein gallisches Dorf, doch die Digitalisierung wird auch diesen Bereich radikal verändern.“ Bislang ein gallisches Dorf Interessant werden nach seiner Einschät- zung die Anwenderszenarien: „Der Kunde möchte alles, von jedem Ort, zu jeder Zeit und aus einer Hand.“ Was aber bedeutet das für die AOK? „Die derzeitige Zerklüftung von Gesundheitsinformationen in Form der Sektorengrenzen sowie der Trennung in all- gemeine und Fachärzte hemmt die Versor- gung“, deutete Klose das Problem aus Kassensicht. „Eine Plattform auf Basis neuer Standards könnte die Situation verbessern.“ Diese Plattform gibt es Klose zufolge schon: in Form – Überraschung – des digitalen Ge- sundheitsnetzwerks der AOK. „Wir lehnen eine Insellösung ab, geplant ist eine Inter- operabilität mit anderen Lösungen, also ein Anschluss an die TI“, erklärte Klose den AOK-Vorstoß. „Dabei verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der die Vernetzung aller Leistungserbringer zum Ziel hat und als offene Plattform, auch für andere Kranken- kassen, gedacht ist.“ Die Datenschutz- Standards? Selbstverständlich gewährleistet. „Wir setzen auf die dezentrale Datenhaltung, das heißt, es gibt keine Datenwolke, son- dern die Daten bleiben bei den Leistungs- erbringern“, beschrieb Klose das Projekt und wies nochmals darauf hin, dass die Daten ins Arztnetz gepiegelt würden und ihr Abruf per Link erfolge. Im Rahmen der dezentralen Datenspeicherung halte die AOK drei Server vor, über diese dreifache Kaskadierung – laut Klose die höchste Sicherheitsstufe– sei keine Rückführung der verschlüsselten Daten möglich. Zentral sei nur die Registry, Abfragen könnten nur die Mediziner und der Patient einsehen, die Daten blieben in der Hoheit der Ärzte. In einem Pilotprojekt in Berlin und Mecklen- burg-Vorpommern prüfe die AOK gerade vier Anwendungen: die eMedikation, den eImpfpass, den eNotfallpass sowie das Aufnahme- und Entlassmanagement. Klose: „Wir setzen einen starken Fokus auf die Einbindung der Leistungserbringer, um An- wendungsfälle zu entwickeln. Im Zentrum steht der Patient.“ Ein Poesiealbum für Patienten Kloses beteuerte freilich, die AOK sehe ihr Modell als Ergänzung, nicht als Konkurrenz µ Wir befinden uns in einem kontinuier- lichen Umbruch. Diese Herausforderungen sind aber zu bewältigen. Ich sehe jedenfalls keine Alternative!“ Prof. Dr. Christian Dierks Foto: CISPA µ Die Schutzmechanismen müssen Schritt halten mit den digitalen Möglichkeiten, und das ist nicht immer der Fall. Dr. Sebastian Gerling 24 Politik Foto: dierks+company Illustration: cathal_shtadler – Fotolia
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