Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 108, Nr. 12, 16.6.2018, (1342) Dieser Beitrag erörtert den aktuellen Wissens- stand und thematisiert mögliche Fragen und Problemstellungen, mit denen sich vor allem prothetisch orientierte Anwender bei der Versorgung konfrontiert sehen könnten. Im Fokus stehen dabei die ideale Positionie- rung des Implantats sowie die kontemporäre Forschung bezüglich der Materialwahl und der Befestigung des Zahnersatzes. Titan und Aluminiumoxid: Wie alles begann Der erste klinische Einsatz dentaler Implan- tate aus Titan liegt über 50 Jahre zurück. Zur gleichen Zeit wurden auch keramische Implantate aus Aluminiumoxid entwickelt und später klinisch angewandt. Die promi- nentesten Vertreter waren das von Prof. Willi Schulte entwickelte „Tübinger Sofort- implantat“ und die „Crystalline Bone Screw“ von Prof. Sami Sandhaus [Schulte and Heimke, 1976; Sandhaus, 1967]. Implantate aus Titan werden seitdem erfolg- reich zur Verankerung von festsitzendem und herausnehmbarem Zahnersatz eingesetzt und haben sich als Goldstandard etabliert. Dagegen hat sich der Werkstoff Aluminium- oxid für Implantate nicht durchgesetzt. Die geringe Risszähigkeit – die Archillesferse dieses Werkstoffs – und die konsekutiv reduzierte Frakturresistenz der Implantate scheinen hierfür ursächlich zu sein. Viele Zahnärzte fürchten bis heute Implantat- frakturen, wenn sie die Anwendung kera- mischer Implantate in Erwägung ziehen. Es hat sich jedoch einiges getan. Zirkoniumdioxid: Stahlharte Keramik? Heute hat sich bei der Herstellung keramischer Implantate eine in der Zahnmedizin viel- seitig angewandte Hochleistungskeramik, das sogenannte Zirkoniumdioxid, durchgesetzt. Die bei Keramiken besonders ausgeprägte hohe Risszähigkeit ist dem Polymorphismus der zugrunde liegenden Gitterstruktur ge- schuldet: Es kann monoklin (Raumtempe- ratur bis 1.170 °C), tetragonal (1.170 bis 2.370 °C) und kubisch (2.370 °C bis zum Schmelzpunkt) strukturiert sein [Denry and Kelly, 2008]. Werden diese Temperatur- schranken passiert, kommt es zu Volumen- veränderungen im Gefüge. Um ungewollte Volumensprünge bei der Herstellung zu ver- meiden, wird der Phasenübergang von tetragonal nach monoklin beim Abkühlen nach dem Sintervorgang (die Sintertempe- ratur liegt deutlich über 1.170 °C) durch die Fortbildungsteil Implantate Keramikimplantate: Evidenzbasiert oder experimentell? Benedikt Spies, Florian Beuer Keramische Implantate sind heute in aller Munde. Neben kleineren, spezialisierten Unternehmen hat mittlerweile eine Vielzahl der großen Implantat-Hersteller eine keramische Variante im Portfolio. Das hohe ästhetische Potenzial (zahnfarben), eine potenziell geringe Plaque-Akkumulation und eine hohe Biokompatibilität sollen für eine geringere Anfälligkeit für peri-implantäre Entzündungen sorgen – was es allerdings noch nachzuweisen gilt. Hat sich dieser Werkstoff als Implantat- Material nun also durchgesetzt? Foto: Prof. Dr. Florian Beuer 30 Fortbildung Implantologie

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