Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 108, Nr. 12, 16.6.2018, (1348) (schwächenden) Effekt. Auf die Größe des unter dem Lichtmikroskop gemessenen Randspalts hatte keine der genannten Varia- blen (Protokoll, Zement, Kronenmaterial) einen statistisch signifikanten Einfluss. Weiter wurde festgestellt, dass man bei der Verwendung von Kronen aus Zirkonium- dioxid und bei einer Zementierung mit modifiziertem Glasionomer-Zement die Zementreste vollständiger entfernen konnte als mit den Vergleichsmaterialien (Lithium- disilikat, adhäsiver Zement). In einer dritten Laborstudie wurde unter- sucht, welcher Zement sich für welches Kro- nenmaterial am besten eignet beziehungs- weise für eine ausreichende Stabilität des Komplexes notwendig ist [Rohr, Martin et al., 2017]. Molaren-Kronen aus polykristallinen Keramiken (Aluminiumoxid, Zirkoniumdi- oxid), Glaskeramiken (Lithiumdisilikat, Feld- spat-Keramik) und einer Hybrid-Keramik wurden mit zwei adhäsiven, einem selbst- adhäsiven und einem temporären Zement auf ein einteiliges Implantatsystem aus Zirkoniumdioxid zementiert. Festgestellt wurde, dass die Stabilität von Kronen aus polykristallinen Keramiken nicht vom Zement abhängig ist – selbst ohne Zement lag die Frakturresistenz der Systeme ein Viel- faches über in vivo vorkommenden Werten. Im gewählten Versuchsaufbau profitierten Kronen aus Lithiumdisilikat von einer adhä- siven oder selbst-adhäsiven Zementierung. Sie sollten aber auch bei temporärer Zementierung eine ausreichende Stabilität aufweisen. Für Hybrid-Keramiken konnte gezeigt werden, dass eine adhäsive Zemen- tierung der temporären, selbst-adhäsiven Variante vorzuziehen ist. Da Hybridkerami- ken ein vergleichsweise niedriges E-Modul aufweisen, sind sie möglicherweise eher in der Lage, im Sinne eines „Puffereffekts“ das fehlende Parodont osseointegrierter Implantate zu kompensieren. Für die Über- legenheit – zum Beispiel in Form von weniger Knochenverlust – eines sinnvoll er- scheinenden Puffereffekts der Restauration gibt es bis dato allerdings noch keinen wissenschaftlichen Nachweis. Für Hybridkeramiken gibt es bis heute die geringsten Erfahrungswerte hinsichtlich der Zementierung auf keramischen Abutments. Deshalb wurden in Basel in einer weiteren In-vitro-Studie die Retentionswerte mit ver- schiedenen Zementsystemen mit und ohne Vorbehandlung des Abutments mit dem entsprechenden Primer getestet [Rohr, Brunner et al., 2018]. Hier zeigte sich, dass die höchsten Retentionswerte mit Zementen erreicht werden konnten, die das Phosphat- monomer „MDP“ (10-Methacryloyloxdecyl Dihydrogen Phosphat) enthalten. Die sons- tigen getesteten adhäsiven und selbst-ad- häsiven Systeme sorgten ebenfalls für hohe Retentionswerte. Interessanterweise brachte ein Primer zur Vorbehandlung des Abut- ments nur bei einem von sieben Systemen einen Mehrwert, also eine signifikant höhere Retention. Wie geht’s weiter? Bezüglich der Implantatsysteme selbst gilt abzuwarten, wie sich zweiteilige Systeme in vorklinischen und klinischen Untersuchungen beweisen. Hier gibt es aktuell viele Produkte auf dem Markt, aber bisher kaum Evidenz. Es ist dennoch unabdingbar, die „Zweiteilig- keit“ auch in der keramischen Implantologie voranzutreiben. Helfen die oben genannten Zementierungstechniken Überschüsse zu verringern, können diese bei zweiteiligen Implantaten gänzlich vermieden werden. Weiterhin erweitern zweiteilige Implantate das Indikationsspektrum und sind einfacher und flexibler in digitale Workflows zu inte- grieren. Der Weg des vollständig metallfreien Pendants zum aktuellen Goldstandard der Titan-Implantate (zweiteilig verschraubt, Implantat-Abutment-Verbindung auf Kno- chenniveau) wird mittelfristig noch von Zwischenlösungen (etwa mit der Implantat- Abutment-Verbindung auf Schleimhaut- niveau oder einer Abutmentschraube aus Metall) geprägt sein. Insgesamt haben klassische zweiteilige Titanimplantate aus prothetischer Sicht noch die Nase vorn, allerdings wurden die Keramikimplantate in den vergangenen Jahren stark verbessert, so dass ihr Potenzial sicher noch nicht ausgereizt ist. Man darf also vorsichtig gespannt sein, was die nächsten Jahre bringen werden. PD Dr. Benedikt Spies Prof. Dr. Florian Beuer Charité Universitätsmedizin Berlin (CBF, CC3) Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre Aßmannshauser Straße 4–6, 14197 Berlin benedikt.spies@charite.de PD Dr. Benedikt Spies · 2010 Staatsexamen und Promotion in Freiburg · 2011 Approbation · 2011–2017 Uniklinik Freiburg (Zahnärztliche Prothetik) · 2014 Spezialisierung Prothetik und Implantologie (DGPro, DGI) · 2017 Habilitation in Freiburg · seit 2017 Charité Berlin (Zahnärztliche Prothetik) Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Keramikimplantate CME AUF ZM - ONLINE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Foto: privat 36 Fortbildung Implantologie

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