Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 108, Nr. 12, 16.6.2018, (1366) raten traten bei Frühgeborenen mit einem extrem niedrigen Geburtsgewicht (< 1.000g) auf. Im Ergebnis der Analyse von sieben kindlichen und mütterlichen Einfluss- faktoren auf die Mundgesundheits- parameter wurde deutlich, dass das Atemnotsyndrom bei Frühgeborenen im Vergleich zu Kindern ohne diese Beeinträchtigung mit einem 4,1-fach höheren Kariesrisiko und einem 7,7- fach höheren Gingivitisrisiko assoziiert ist (Abbildung 3). Demgegenüber war das Kariesrisiko von Frühgeborenen, die gestillt wurden, 70 Prozent niedriger als bei denen, die nicht gestillt wurden [Schüler et al., 2017a]. Mütterliche Faktoren mit signifikantem Einfluss auf die Mundgesundheit der zu früh geborenen Kinder waren der Sozialstatus, Erkrankungen der Mutter während der Schwangerschaft und das Alter der Mütter. Ein niedriger Sozial- index führte zu einem 6,3-fach höheren Kariesrisiko bei den Frühgeborenen. Ein 3,9-fach höheres DDE-Risiko bestand, wenn Erkrankungen wie Diabetes, Asthma, Infektionen des Urogenital- trakts, Depressionen oder Drogen- abusus vorlagen. Das Kariesrisiko war hingegen 80 Prozent niedriger, wenn die Mütter zur Geburt älter als 25 Jahre waren [Schüler et al., 2017a]. Fazit: Die erstmalig für Deutschland ermittel- ten Daten zur Mundgesundheit von Frühgeborenen charakterisieren diese Kinder als eine Risikogruppe, die einer besonderen zahnärztlichen Betreuung bedarf. Frühgeborene sollten ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns in der Zahnarztpraxis vorgestellt werden. Das ist essenziell, um dem erhöhten Ka- ries-, Gingivitis- und DDE-Risiko mit einer regelmäßigen, präventiv-orien- tierten Betreuung wirksam zu begeg- nen. In diesem Rahmen sollten die El- tern frühzeitig über die Risikofaktoren für die Mundgesundheit ihrer Kinder aufgeklärt werden. Unterweisungen zur Durchführung der Mundhygiene Abbildung 3: Intensivmedizinische Betreuung eines Frühgeborenen im Inkubator Foto: Dr. K. Dawczynski Abbildung 2: a) inzisale Hypoplasie an den Zähnen 51 und 61 sowie partielle beziehungsweise voll- ständige Attrition des hypoplastischen Schmelzes an der Inzisalkante von 61 und 62, b) umschriebene Opazität mit zentraler Hypoplasie an Zahn 73, c) Zahn 64 mit Opazität und Hypoplasie (palatinal, okklusal, bukkal) und kariöser Dentinläsion im distalen Bereich sowie zirkuläre Gingivitis, d) Zahn 74: okklusale Opazität und Mikrokavität im Bereich des okklusalen Grübchens Fotos: Prof. Dr. R. Heinrich-Weltzien) a b c d 54 Zahnmedizin
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=