Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 108, Nr. 12, 16.6.2018, (1391) werden dann aber mehr und mehr Hohlräume wie beispielsweise kleinere Verzweigungen wieder verschlossen. Es konnte gezeigt wer- den, dass die Komplexität der Wurzelkanal- systeme in den ersten und in den zweiten Unterkiefer-Molaren bei 30- bis 40-Jährigen am höchsten war [Peiris et al., 2008]. Dentinstärke der mesialen Wurzeln Die Komplexität der Anatomie wird neben den Kanalkrümmungen durch die Isthmen, die lateralen Kanäle und die apikalen Ver- ästelungen bestimmt. Problemstellen sind nicht einsehbare Bereiche von Wurzelkanal- Krümmungen, verschiedenen Wurzelkanal- querschnitten und akzessorischen Kanälen sowie laterale Kanäle, Furkationskanäle, Aus- buchtungen und multiple apikale Foramina, sogenannte apikale Deltas. Zudem ist die distale Dentinwand der mesialen Wurzel sehr dünn und als sogenannte „danger zone“ be- kannt [Abou-Rass et al., 1980] [Harris et al., 2013] (Abbildung 3). In der Studie von Harris et al. [Harris et al., 2013] konnte gezeigt werden, dass die distale Wanddicke in der mesialen Wurzel (1,5 mm unterhalb der Fur- kation) mit Werten von 0,81–1,22 mm am dünnsten war. In einer anderen Studie wur- den vergleichbare Ergebnisse mit einer durch- schnittlichen Dentindicke von 1,2–1,3 mm gemessen [Berutti & Fedon, 1992] (Messung ebenfalls 1,5 mm unterhalb der Furkation). Daher gilt es bei allen Maßnahmen zur Kanaleingangserweiterung die meist sehr konischen Instrumente mit Bedacht zu ver- wenden und mehr gegen die mesiale Kanal- wand abzutragen. Zusätzliche Wurzeln in Unterkiefer-Molaren In der kaukasischen Bevölkerung haben Unterkiefer-Molaren in den meisten Fällen zwei Wurzeln. Nur in seltenen Fällen wur- den zusätzliche Wurzeln, beispielsweise eine zusätzliche distolinguale Wurzel (Radix ento- molaris, Abbildung 4) in den mandibulären ersten Molaren beschrieben [De Moor et al., 2004]. Schon im Jahr 1844 wurde eine solche zusätzliche distolinguale Wurzel von Carabelli erwähnt [Carabelli, 1844]. Abella et al. [Abella et al., 2012] gaben die Häufig- keit zusätzlicher distolingualer Wurzeln in den ersten mandibulären Unterkiefer-Molaren mit 14,4 Prozent an. Das Vorhandensein Abbildung 2: Horizontale Schnittbilder von drei unteren Molaren: Man beachte im Besonderen distal die verschieden Wurzelquerschnitte und die daraus resultierenden Kanalanatomien. Foto: Frank Paqué Abbildung 3: Horizontale Schnittbilder zweier extrahierter unterer Molaren vor (oben) und nach (unten) Präparation der mesialen Kanäle mit rotierenden Nickel-Titan-Instrumenten: Die Schnitte befinden sich auf dem Level der sogenannten „danger zone“, die kritischen Dentinstärken sind mit Pfeilen markiert. Foto: Frank Paqué 79
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