Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 108, Nr. 12, 16.6.2018, (1392) dieser Wurzeln korrelierte mit bestimmten ethnischen Bevölkerungsgruppen. So wurde die zusätzliche Wurzel deutlich häufiger in Populationen mit mongolischer Herkunft gefunden, beispielsweise bei Chinesen, Inuits und amerikanischen Ureinwohnern [Abella et al., 2012]. Cantatore et al. gaben das Vorkommen von Radix entomolaris in einer mongolischen Bevölkerungsgruppe mit einer Häufigkeit zwischen 5 Prozent und mehr als 30 Prozent an [Cantatore et al., 2009]. In einer Studie von Gu et al. [Gu et al., 2010] wurde in einer chinesischen Popu- lation ein Vorkommen von 32 Prozent er- mittelt. Bisher wurden keine geschlechts- spezifischen Unterschiede in der Prävalenz einer zusätzlichen Wurzel erkannt. Die disto- linguale Wurzel wird entweder als getrennt oder als teilweise in die andere Wurzel inte- griert beschrieben. Wenn eine Radix entomolaris vorhanden ist, muss man häufig mit einer eher schwierigen mechanischen Aufbereitung rechnen. Üblicher- weise ist die Wurzel kleiner als die disto- bukkale Wurzel. Im Allgemeinen hat sie einen größeren Krümmungswinkel, ist aber abrupter gekrümmt und hat somit einen kleineren Krümmungsradius als die disto- bukkale Wurzel (Abbildungen 4b und 4c). In der Mehrheit weisen die dreiwurzeligen Unterkiefer-Molaren vier getrennte Wurzel- kanäle auf, wobei in der mesialen und in der distobukkalen Wurzel häufig akzessorische Kanäle vorhanden sind [Gu et al., 2011]. Mithilfe von mesioexzentrischen periapikalen Röntgenaufnahmen (25 °) oder einem DVT kann eine Radix entomolaris röntgenologisch diagnostiziert werden [Abella et al., 2012]. Die herkömmliche, dreieckige Zugangs- kavität sollte in diesem Fall zu einer Trapez- form modifiziert werden, um einen geraden Zugang zu der meist gekrümmten Wurzel zu ermöglichen [De Moor et al., 2004]. Der durchschnittliche Abstand zwischen der distolingualen und der distobukkalen Kanal- öffnung wurde in einer Studie mit 2,93 mm angegeben [Gu et al., 2010]. Während der mesiobukkale, der mesiolinguale und der distobukkale Kanal eine eher ovale Kanal- form aufweisen, ist der distolinguale Kanal- querschnitt relativ klein und rund. Weitere, zusätzliche distobukkale Wurzeln werden als Radix Paramolaris bezeichnet. Die Häufigkeit einer Radix Paramolaris wird mit weniger als 0,5 Prozent beschrieben [Cantatore et al., 2009]. Zusätzliche Wurzelkanäle In den ersten Unterkiefer-Molaren wurde das Vorkommen von drei Kanälen mit einer Häufigkeit von circa 61 Prozent, von vier Kanälen mit 36 Prozent und von mehr als vier Kanälen mit nur etwa 1 Prozent be- schrieben [Cantatore et al., 2009]. Mittler- weile wurden neuere Daten mittels Mikro- CT aus komplizierteren Kanalanatomien mesialer Wurzeln gewonnen und analysiert [Harris et al., 2013]. In etwa 9 Prozent der untersuchten Zähne wurden sogar vier Kanäle in einigen Wurzelabschnitten der mesialen Wurzel gefunden. In der mesialen Wurzel werden am häufigsten zwei Kanal- eingänge und zwei Ausgänge gefunden, gefolgt von der Konfiguration zwei Kanal- eingänge und ein gemeinsamer Ausgang [de Pablo et al., 2010]. In der distalen Wurzel der unteren ersten Molaren zeigt sich ein sehr viel komplexeres Bild von Kanalkonfigurationen (Abbildung 5), die schwer einer Klassifizierung zugeordnet werden können [Filpo-Perez et al., 2015]. Abbildung 4: a (oben),b (unten): Darstellung unterer Molaren mit einer radix entomolaris: links die klinische Ansicht, rechts die approximale Ansicht Foto: Frank Paqué 80 Zahnmedizin
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