Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 108, Nr. 12, 16.6.2018, (1394) den beiden mesialen Wurzelkanälen bis zu 2 mm wurde in einer neueren Studie eine Prävalenz der mittleren mesialen Wurzel- kanäle von bis zu 22 Prozent angegeben [Karapinar-Kazandag et al., 2010] (Abbil- dung 7). Da jedoch in der Studie das Alter der Patienten zum Zeitpunkt der untersuchten Zahn-Extraktionen nicht bekannt ist, sind die Ergebnisse möglicherweise nicht reprä- sentativ für die erwachsene Bevölkerung in verschiedenen Lebensphasen. Eine alters- bedingte Inzidenz vorhandener mittlerer mesialer Wurzelkanäle wurde von Nosrat et al. [Nosrat et al., 2015] untersucht. Sie fan- den etwa 33 Prozent mittlere mesiale Kanäle bei jüngeren Patienten ( ≤ 20 Jahre), 24 Pro- zent bei Patienten im Alter von 21 bis 40 Jahren und 4 Prozent bei älteren Patienten (>40 Jahre). Das Auftreten mittlerer mesialer Kanäle in Unterkiefer-Molaren ist nicht nur altersbedingt, sondern korreliert auch mit verschiedenen Populationsgruppen. Bei der Identifizierung zusätzlicher mesialer Kanäle in ersten Unterkiefer-Molaren wurde die Anwendung eines Dentalmikroskops oder einer DVT mit der alleinigen Anwendung eines digitalen Röntgenbildes und einer klinischen Untersuchung verglichen. Dabei konnte ein statistisch signifikanter Unter- schied gefunden werden: Während eine gute Übereinstimmung zwischen dem Dental- mikroskop und der DVT nachgewiesen wer- den konnte, war die alleinige Anwendung eines digitalen Röntgenbildes und einer kli- nischen Untersuchung der Verwendung des Dentalmikroskops oder der DVT beim Auf- finden zusätzlicher mesialer Kanäle deutlich unterlegen [de Toubes et al., 2012]. Mittlere distale Wurzelkanäle Es können auch drei Wurzelkanäle in der distalen Wurzel der Unterkiefermolaren auf- treten (Abbildung 8). Die Häufigkeit wurde mit 0,2 bis 3 Prozent beschrieben [Kottoor et al., 2010]. Akzessorische Kanäle, laterale Kanäle und apikale Verzweigungen Viele Neben- und Seitenkanäle verbinden den Pulparaum mit dem Parodontium. Ein akzessorischer Kanal stellt eine Verbindung der Hauptkanäle oder der Pulpakammer mit der Wurzeloberfläche dar. Ein lateraler Kanal ist ein akzessorischer Kanal, der sich im ko- ronalen oder im mittleren Drittel der Wurzel befindet und gewöhnlich vom Hauptkanal abzweigt [Vertucci, 2005] (Abbildung 9). Insgesamt wurden 73,5 Prozent der akzes- sorischen Kanäle im apikalen Drittel, 11,4 Prozent im mittleren Drittel und 6,3 Prozent im koronalen Drittel der Wurzel gefunden [Vertucci, 1984]. Intraradikulär wurden bei zwei- oder dreiwurzeligen Zähnen zusätz- liche Kanäle gefunden, die dann Furkations- kanäle genannt werden [Vertucci & Williams, 1974]. Im Fall einer infizierten Pulpanekrose kön- nen diese Kanäle zu einer ausgeprägten Auf- hellung im Furkationsbereich führen (Abbil- dung 10). Abbildung 6: Darstellung unterer Molaren mit einem mittleren mesialen Kanal Foto: Frank Paqué Abbildung 7: Klinischer Fall mit zwei mittlereren mesialen Kanälen, die apikal konfluieren Foto: Michael Arnold 82 Zahnmedizin
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