Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1511) Orientierungsschablone aus klarem Kunst- stoff, die während der Operation sowohl zur Auswahl und Orientierung der Abutments als auch als Träger für eine Bissnahme dient (Abbildung 2). Wenn die vorhandene Zahn- situation beziehungsweise Prothetik nicht als Vorlage für den neuen Zahnersatz geeignet ist, wird die Schablone nach einer im Vorfeld der OP durchgeführten Zahnaufstellung hergestellt. Die Operation Die notwendige Primärstabilität wird durch Anpassung der Bohrsequenz an die Knochen- qualität erreicht. Eine primäre Stabilität von mindestens 30 Ncm bei mindestens drei Im- plantaten ist laut unserem Protokoll Voraus- setzung für eine Sofortversorgung mit einer festsitzenden Brücke. Liegt das vierte Im- plantat im Frontbereich und erreicht keine 30 Ncm, kann bei sehr guter Stabilität der anderen Implantate (40 bis 50 Ncm) eine Sofortversorgung durchgeführt werden. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, muss zweizeitig vorgegangen werden. Nach der Darstellung des Kiefers wird im Unterkiefer das Foramen mentale beziehungs- weise im Oberkiefer die mesiale Kiefer- höhlenwand durch eine kleine Perforation dargestellt. Eine senkrecht zur Gesichts- horizontalen eingebrachte Orientierungs- schablone (Abbildung 1) dient bei der Inser- tion der in einem Winkel von 30° bis 45° an- gulierten distalen Implantate sowie bei der Positionierung der Abutments als Hilfe. Die Orientierung der vorderen Implantate sowie die Auswahl der Abutments wird mithilfe der im Vorfeld hergestellten Schablone aus transparenten Kunststoff durchgeführt (Ab- bildung 2), die auch als Schablone für die Bissnahme dient. Die Abutments stehen in verschiedenen Winkelungen zur Verfügung und gleichen die Neigung der Implantate aus. Der durch die Nivellierung des Kiefers gewonnene Knochen kann an anderer Stelle als Aufbau genutzt werden, um eine Kiefer- form zu erreichen die als Basis für eine hygienefähige festsitzende Versorgung dienen kann. Die Implantation selbst wird jedoch grundsätzlich im ortsständigen Knochen durchgeführt. Sofortversorgung Die Sofortversorgung kann sowohl durch die Umarbeitung einer vorhandenen Pro- these als auch durch die Herstellung eines neuen Zahnersatzes nach Abdrucknahme direkt im Anschluss an die OP erfolgen. Um die Belastung der distalen Implantate nicht zu erhöhen, wird die Sofortversorgung ohne Freienden hergestellt und hat typischer- weise zehn ersetzte Zähne. Auf eine Metall- basis wird bewusst verzichtet, um bei einer eventuellen Überbelastung durch einen vor- zeitigen Bruch des Prothesenkunststoffs (quasi als Sollbruchstelle) die Belastung von den Implantaten fernzuhalten. Die Basis soll darüber hinaus hygienefähig, das heißt, gerade oder konvex gestaltet und hoch- glanzpoliert sein. Eine gleichmäßige Okklu- sion ohne Frühkontakte ist im Hinblick auf die Reduktion des Frakturrisikos und die Vermeidung einer Überbelastung der Implantate wichtig. 2. Phase: Gemäß unserem Protokoll wird nach frühestens sechs Monaten eine defini- tive Versorgung hergestellt, die mit einem im CAD/CAM-Verfahren hergestellten Titan- gerüst verstärkt ist und durch beidseitige Freienden typischerweise zwölf Zähne ersetzt. Hier gibt es die Möglichkeit zur Herstellung einer Brücke mit aufgestellten Kunststoff- zähnen (Abbildung 3) oder individuell her- gestellten, keramischen Einzelkronen (Ab- bildung 4). Maintenance Bereits vor Beginn der Behandlung wird der Patient darüber informiert, dass nur durch regelmäßige Recalls die Voraussetzungen für eine dauerhafte Funktionstüchtigkeit Abbildung 3: Definitive Versorgung mit aufgestellten Kunststoffzähnen Abbildung 4: Definitive Versorgung mit individuell hergestellten, keramischen Einzelkronen Foto: Dr. Bernd Quantius Foto: ZTM Wolfgang Sommer 31
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