Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1524) Aufgrund dieser sehr guten Ergebnisse ent- schlossen wir uns zuerst im Unterkiefer (Pa- tientenfälle 2 und 3) [Ewers et al., 2017] und dann auch im Oberkiefer (Patientenfall 4) die Implantatzahl auf drei („all on three“) zu reduzieren [Ewers et al., 2018]. Dann aber ist es naheliegend, das mittlere Implantat in das Foramen incisivum und den Canalis Nasopalatinus zu inserieren. Unsere guten langjährigen Erfahrungen mit der Le-Fort-I- [Bell, 1969] und der Hufeisen-Le-Fort-I- Osteotomie [Härle und Ewers, 1980; Yerit et al., 2004], bei denen wir keine Sensibilitäts- störungen der Nervi incisivi beobachten konnten, obwohl sie bei dieser Operation immer durchtrennt werden, rechtfertigen diesen Entschluss. In dem von de Mello et al. [2017] veröffentlichten systematischen Review und der Metaanalyse wird diese Be- obachtung bestätigt. Die Überlebensraten sind mit denen konventioneller langer Implantate vergleichbar, obwohl auch hier wesentlich stärker atrophierte Oberkiefer- kämme behandelt wurden [Mo et al., 2015; De Kok et al., 2011]. Dies zeigt, dass es möglich ist, hoch atrophe Oberkiefer und Unterkiefer auf Basis von „all on three“ mit ultrakurzen Implantaten zu versorgen [Ewers et al., 2017; Seemann et al., 2017; Neugebauer et al., 2016]. Unsere Ergebnisse sind mit Studien anderer Autoren vergleichbar [Felice et al., 2016; Pohl et al., 2017]. Weiter hat diese Studie gezeigt, dass die Ver- sorgung mit metallfreien, CAD/CAM-pro- duzierten, Glasfaser-verstärkten Kunststoff- Hybridmaterial-Prothesen zu keinen Kom- plikationen führt. Diese Ergebnisse sind sehr erfreulich, da wir ja aufgrund der extremen Oberkieferatrophie neben den ultrakurzen Implantaten auch Alveolarkammdehnungen beziehungsweise -spaltungen vornehmen mussten. Durch die Insertion des mittleren Implantats in das Foramen incisivum konnte auf die Verwendung Durchmesser-reduzier- ter Implantate verzichtet werden. Ob die Insertion eines einzigen Implantats ins Foramen incisivum im Sinne der Arbei- ten von Kern et al. [2017] zur singulären Verwendung auch im Oberkiefer so erfolg- reich sein wird, wie sie im Unterkiefer schon ist, müssen zukünftige Studien eruieren. Diskussion Unter Berücksichtigung der sehr schwierigen Ausgangslage mit hoch atrophen Ober- und Unterkiefern in vertikaler und in transver- saler Richtung und unter Vermeidung auf- wendiger Augmentationen können wir fest- stellen, dass die Anwendung von nur drei („all on three“) kurzen beziehungsweise ultrakurzen Morse-taper-Bicon-Implantaten im mittelfristigen Beobachtungszeitraum vergleichbar gute Ergebnisse wie die An- wendung von Standard-Implantaten mit aufwendigen Augmentationen erzielt. Die Verwendung des Foramen incisivum hat zu keinen Komplikationen geführt, und es scheint als ideales Implantatlager für kurze und ultrakurze Implantate geeignet zu sein. Die Ergebnisse der vorgestellten mittel- fristigen „all on four“-Studien sind mit denen von Standard-Implantaten vergleichbar, ob- wohl bei unseren Patienten eine wesentlich schwierige Ausgangslage bestand. Langzeitergebnisse zu diesen Fragestellungen in Ober- und Unterkiefer sind nach wie vor noch sehr spärlich. Prospektive Langzeit- studien mit einer großen Anzahl von Im- plantaten und sehr langen Beobachtungs- zeiträumen sind notwendig, um eine gene- rell gültige Empfehlung abgeben zu können. Die Beobachtungszeiträume der vorgestell- ten Studien mit dem „all on three“-Konzept sind noch zu kurz, um eine abschließende Stellungnahme zu erlauben. Trotzdem sind diese (in der Zwischenzeit) lang genug, um festzustellen, dass es möglich zu sein scheint. Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers Em. Vorstand der Universitätsklinik für MKG- Chirurgie der Med. Universität Wien Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien und Leiter des CMF Implantat Instituts für Cranio- Maxillo-Faciale und Orale Rehabilitation GmbH Schumanngasse 15, 1180 Wien rolf@cmf-vienna.com Prof. Dr. Mauro Marincola Clinical Director of Implant Dentistry Center, University of Cartagena, Colombia Dr. Vincent J Morgan DMD 501 Arborway, 02130 Boston, MA/USA ZTM Paolo Perpetuini Laboratorio Odontotechnico Via Dante Alighieri 19 04012 Cisterna di Latina, Italia Ass.-Prof. PD. DI. Dr. Dr. Rudolf Seemann, MBA Universitätsklinik für MKG-Chirurgie der Med. Universität Wien Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers Ab 1965 studierte Ewers Medizin und Zahnmedizin in Freiburg. Seine chirurgische Ausbildung begann er 1973 als First Year Surgery Resident bei der Downstate University in Brooklyn, USA, setzte dann seine Facharzt- ausbildung in der MKG-Chirurgie in Freiburg fort, die er 1980 mit der Habilitation abschloss. Für neun Jahre war er stellvertretender Klinikleiter der Uniklinik für MKG- Chirurgie in Kiel, von 1989 bis 2012 Vorstand der Uni- klinik für MKG-Chirurgie in Wien, momentan Leiter des CMF Implantat Instituts Wien. Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. All on 3 CME AUF ZM - ONLINE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Porträt: privat 44 Fortbildung Implantologie: All on 3

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