Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1530) unterfüttern, damit die Prothesenbasis gleichmäßig auf der Schleimhaut zu liegen kommt. Komplikationen wie Prothesen- brüche würden sich durch das Setzen von zwei Implantaten reduzieren. Dies belegen auch Bryant et al. in ihrer Studie, in der ein Vergleich zwischen einem und zwei Implan- taten nach einem Zeitraum von fünf Jahren evaluiert wird [Bryant et al., 2015]. Klinisches Vorgehen zur Mittelimplantatinsertion Eine Indikation für die Versorgung liegt vor, wenn die oben genannten anatomischen und funktionellen Voraussetzungen vorliegen. Im ersten Schritt sollte über eine röntgeno- logische Evaluation eine Überprüfung der Knochenqualität und -quantität erfolgen, wobei eine Mindesthöhe von 11 bis 20 mm erforderlich ist. Im Anschluss daran kann das Setzen des mittigen Implantats (Camlog Screw Line, Camolg Biotechnologies, Wims- heim, Länge 13mm, Durchmessser 3,8mm) erfolgen. Nach der Implantat-Insertion soll- ten ein 1,5 mm hoher Gingivaformer in das Implantat eingebracht und ein spannungs- freier Nahtverschluss durchgeführt werden. Um die Operationswunde nicht zu stark zu belasten, sollte die Totalprothese im Bereich des Implantats ausgeschliffen werden und danach eine weichbleibende Unterfütterung erhalten (Softliner, GC, Tokio, Japan). Anschließend sollte eine röntgenologische Kontrolle mittels Panoramaschichtaufnahme erfolgen. Nach einer Implantateinheilung von drei Monaten können chairside die Retentionselemente in den vorhandenen Zahnersatz eingearbeitet werden. Das Kugel- kopfattachment (Gingivahöhe 1,5 mm, Camlog) wird mit einem manuellen Dreh- momentschlüssel (Camlog) mit einem defi- nierten Drehmoment von 30 Ncm einge- setzt (Abbildung 3). Es folgt das achsengerechte Ausrichten der Matrize mit ovalem Retentionsdeckel (Dalbo-Plus ellipitic Cendres & METAUX SA) auf dem Kugelkopf (Abbildung 4). Für das Einpolymerisieren der Matrize in den Kunststoff muss zunächst eine Aussparung regio 31/41 von lingual ausgeschliffen wer- den, so dass via Spiegel eine Platzbedarfs- kontrolle erfolgen kann. Die Oberfläche der Matrize sollte für einen stabilen Verbund zum Kunststoff im Rahmen einer Silanisierung und Silikatisierung vorbehandelt werden. Dafür kann die Prothesenbasis mit Aluminium- oxidpulver mit 2 bar mechanisch und mit einem Kunststoffprimer chemisch vorbe- handelt werden. Danach kann das Einpoly- merisieren in die Prothese mithilfe eines Kunststoffs für Provisorien (Luxatemp, DMG, Hamburg) erfolgen (Abbildung 5). Zu emp- fehlen ist, die Passung der modifizierten Pro- these erneut mit einem Fließsilikon zu über- prüfen. Die Patienten sollten wie üblich nach einer Eingliederung von neuem Zahn- ersatz Instruktionen zur Handhabung sowie zur Hygiene des Zahnersatzes erhalten und über einen regelmäßig notwendigen Recall aufgeklärt werden (Abbildung 6). Ausblick/Fazit Die bisherigen Ergebnisse der multizentrischen Studie deuten darauf hin, dass das mittige Implantat im zahnlosen Unterkiefer eine kostengünstige und wenig belastende Alternative zu einer Abstützung über zwei Implantate bietet, die unkompliziert und chairside am Patienten angewendet werden kann. Jedoch scheint die Art der Belastungs- variante für den Langzeiterfolg eine ent- scheidende Rolle zu spielen, weshalb der verzögerten Belastung der Vorzug gegeben werden sollte. Die Indikation zur Sofort- belastung sollte strengen Richtlinien und einer umfassenden Aufklärung des Patien- ten unterliegen. Zu einer Verbesserung der Lagestabilität von Unterkiefer-Prothesen scheint nach den Ergebnissen der heute vorliegenden Studien bereits ein Implantat beizutragen. Dennoch sollten neben den Wünschen des Patienten Parameter wie Anatomie und funktionelle Gegebenheiten essenzielle Punkte vor der Planung einer Implantation darstellen, um unabhängig von der Implantatanzahl ein optimales Ergebnis zu erzielen. Dr. Nadine Freifrau von Maltzahn, OÄ Spezialistin für Prothetik (DGPro) Medizinische Hochschule Hannover Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde Carl-Neuberg-Str.1 30625 Hannover vonMaltzahn.Nadine@mh-hannover.de Prof. Dr. Meike Stiesch Medizinische Hochschule Hannover Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde Carl-Neuberg-Str.1 30625 Hannover Dr. Nadine Freifrau von Maltzahn 2003 bis 2009 Studium der Zahnmedizin in Kiel, 2009 bis 2011 Assistenzzahnärztin in freier Praxis in Kiel, 2011 bis 2016 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde der MH Hannover, 2013 Promotion, 2015 Spezialistin für Prothetik (DGPro), 2016 bis heute Oberärztin an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoff- kunde der MHH Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. All on 1 im Unterkiefer? CME AUF ZM - ONLINE : Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Foto: Pawlaczyk MMH 50 Fortbildung Implantologie: All on 1

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