Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1488) Vielen Dank an die Kollegen für ihre plastischen Darstellungen aus unser aller beruflichem Alltag. Die deutsche Ausprägung der neuen EU-Datenschutz-Grund- verordnung (DSGVO) ist nur ein weiteres Element in der Reihe von zum Teil grotesk realitäts- fremden und praxisfeindlichen Gesetzesergüssen der letzten Jahre mit jeweils Diskussion und Beklagungsritualen ohne weiter- führende Reaktion unserer Zunft. Neue Konstrukte wie Telematik und DSGVO, diffuse rechtliche Definitionen und die Abwälzung der prekären Verantwortlichkeiten auf unsere Schultern müssen deshalb nicht verwundern. Wir sind selber verantwortlich für den Zustand unserer akademischen Heilberufe. Und wir sind an dem unwürdigen Umgang der Politik mit unserem Berufsstand sogar selber schuld. Es ist system- immanent, dass Politiker die sich angemaßte Macht für ihre Zwecke missbrauchen, die sie durch Entrechtung der Bevölke- rung ständig festigen und ver- mehren. Macht korrumpiert. Frau Merkel hat ihr politisches Handwerk in der SED-Diktatur gelernt, als Kanzlerin ihre Macht systematisch ausgebaut und ihr politisches Umfeld gleichge- schaltet. Doch weder die auto- kratischen, dazu gesetzeswidrigen Aktionen unserer Kanzlerin noch das gesetzoktroyierende Gebaren unserer Politiker, noch die euro- päische Regelungswut auf der ideologischen Spielwiese, auch nicht die privilegienverwöhnten Funktionäre mit ihrem irrsinnig teuren Beamtenapparat im fer- nen Brüssel, Luxemburg und Straßburg sind höhere Gewalt und schicksalhaft auf uns ge- kommen. Unsere Zunft scheint das allerdings zu glauben. Präziser als Herr Kollege Duck durch sein Bild der Schuld- verkehrungen bei Hausbesitzer und Vergewaltigungsopfer kann man den perfiden Irrsinn des ideologischen Ungeistes kaum auf den Punkt bringen. Herr Kollege Glinin hat völlig richtig erkannt: Natürlich sollen die freischaffenden Praxen ver- schwinden. Zuerst haben die kleinen Einzelpraxen unter der Last zunehmender bürokratischer patientenferner Zwangsarbeit und immer neuer Kosten in die Knie und den wirtschaftlichen Ruin zu gehen: Vernichtung der Unliebsamen durch Arbeit. An- gestellte lassen sich noch besser beherrschen. Wir, die mit dem gesamten Mittelstand circa 80% des Steueraufkommens stemmen, lassen uns das von Politikern jeder Couleur – unseren Angestellten – einfach so gefallen. Auf dem Boden des Grundgeset- zes absurd: Unsere moderne und informierte Gesellschaft toleriert solcherlei ständig wachsende, autokratische, neofeudalistische Anmaßungen unwidersprochen. Wer ist denn eigentlich der Herr im Haus? Bevor man also wieder einmal ein schlechtes Gesetz bejammert, kann man besser dafür sorgen, dass es gar nicht erst rechts- kräftig wird. Nämlich durch strikte Ablehnung gegenüber den Zentren der Hybris: Berlin, Brüssel, Luxemburg, Straßburg. Stabiler Widerstand aller in unserer Zunft schafft das, Einig- keit tut not. ,,Principiis obsta“ versus „divide et impera“. Unser interdisziplinär zerrissener Berufsstand darf sich der bis- herigen obstinaten Negation seines übergeordnetes Zieles vor der nachfolgenden Generation schämen. Zuletzt wird er es wohl nicht anders verdient haben, als in der Gleichschaltung durch „Staatsmedizin“ des zukünftigen Zuteilungs- und Versorgungs- staates zu verschwinden. Nach Zerschlagung unserer beruflichen Selbstständigkeit, zusätzlich der Destabilisierung des sozialen Gleichgewichtes im Lande werden Frau Merkel und ihre Satelliten sich endlich in den hoch bezahlten Ruhestand und ggf. die bequeme Sicherheit außer Landes (vielleicht nach Südamerika?) verabschieden wollen. Unser einzig effektives Remedium: Alle zackig nach Berlin, den sofor- tigen Stopp des ideologischen Wildwuchses, Rücknahme der beklagten Gesetze fordern, an- dernfalls pragmatische Kon- sequenzen gemeinsam gegen Politik und Rechtsprechung tat- sächlich durchsetzen bzw. aus- sitzen. Der ganze Spuk gegen uns ist innerhalb kurzer Zeit vor- bei. Franzosen und Iren haben es an ähnlichen Beispielen vor- gemacht. Seehofers Drohung des allge- meinen Berufsverbotes? Appro- bationsentzug aller aufmüpfigen ärztlichen Heilkundigen oder Streikverbot durch deutsche Gerichte? „Ins Bockshorn jagen“ sagt der Volksmund dazu, „Steh auf ...“ heißt es bei Schalke 04 und bei Bob Marley. Andernfalls, ganz frei nach u. a. Goethe, Heine und Hölderlin: Selber schuld. Dr. Thomas Heger, Ahaus Cybercrime – Kollegen haben recht, denn die Politik will es Zu den Leserbriefen von ZA Ilja Glinin und Dr. Steffen Duck zum Thema Cybercrime, zm 9/2018, S. 10. Foto: arrow–Fotolia 8 Leserforum

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