Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1562) >= 3 mm apikal des am meisten koronal be- findlichen intraossären Implantatanteils ge- stellt werden. Dies wird in den Abbildungen 4a bis 4c illustriert. Hart- und Weichgewebsdefekte am Implantationsort Der normale Heilungsverlauf nach Zahnver- lust führt zu verringerten Dimensionen des Alveolarkamms mit Weich- und Hartgewebs- defekten. Zu größeren Kammdefekten kann es an Stellen mit schweren parodontalen Schäden, Extraktionstrauma, endodontischen Infektionen, Wurzelfrakturen, dünnen buk- kalen Knochenwänden, ungünstiger Zahn- position sowie Verletzungen der Kieferhöhle kommen [Hämmerle & Tarnow, 2018]. Zusammenfassung und Ausblick Die wichtigsten Veränderungen der neuen im Vergleich zur bisherigen Klassifikation sind zusammengefasst: 1. eine erstmalige Falldefinition für parodon- tale Gesundheit, sowohl für ein normales als auch für ein reduziertes Parodont, 2. eine neue Klassifikation und Falldefinition für Parodontitis anhand einer Staging- und Grading-Matrix, die die bisherige Ein- teilung in „aggressive“ und „chronische“ Parodontitis ablöst, 3. eine neue Klassifikation mit Falldefinition für mukogingivale Defekte (Rezessionen), 4. eine neue Klassifikation peri-implantärer Gesundheit und Erkrankung mit Falldefini- tionen. Auf der EuroPerio9, dem weltweit größten Kongress zur Parodontologie und Implantat- zahnmedizin wurde die neue Klassifikation Ende Juni erstmals der weltweiten Fach- öffentlichkeit vorgestellt. Die EFP bereitet zurzeit für ihre nationalen Mitgliedsgesell- schaften detailliertes Anschauungsmaterial mit Fallbeispielen für die praktische Anwen- dung vor, das dann durch die DG PARO auch der deutschen Zahnärzteschaft zu- gänglich gemacht wird. Dies alles wird Zeit erfordern, so dass sich voraussichtlich erst im nächsten Jahr ein allmählicher Übergang hin zur neuen Klassifikation vollziehen wird. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass die neue Klassifikation parodontaler und peri-implantärer Erkrankungen weltweite Akzeptanz finden und sich im klinischen Alltag als praktisch und hilfreich erweisen wird, so dass wir letztendlich die Betreuung unserer Patienten noch weiter verbessern werden können. Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, MS Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum für ZMK Universitätsklinikum Bonn Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Parodontitis: Grading Papapanou, Sanz et al. 2018 Konsensus-Bericht, Tonetti et al. 2018 Fall-Definitionen Parodontitis-Grade Primäre Kriterien Grad-Modifikatoren direkte Evidenz für Progression Indirekte Evidenz für Progression Risikofaktoren longitudinale Daten (röntgenologisch oder Verlust an CAL) Knochenabbau/Alter Fall-Phänotyp Rauchen Diabetes Grad A langsame Progressions-Rate Evidenz für keinen Abbau über 5 Jahre < 0,25 viel Biofilm- auflagerungen mit wenig parodontalem Abbau Nichtraucher normoglykämisch mit oder ohne vorherige Diagnose von Diabetes Grad B moderate Progressions-Rate < 2 mm über 5 Jahre 0,25 – 1,0 parodontale Destruktion entspricht Biofilm- auflagerungen Raucher < 10 Zigaretten / Tag HbA1c < 7,0 bei Diabetes- Patienten Grad C schnelle Progessions-Rate 2 mm über 5 Jahre > 1,0 parodontale Destruktion über- schreitet die Erwartung ange- sichts der Biofilmauflagerungen; spezifisches klinisches Muster legt Perioden schneller Progres- sion und/oder früh einsetzende Erkrankung, d. h. Molaren- Inzisiven-Muster nahe; fehlendes zu erwartendes Ansprechen auf Standardtherapien zur bakteriellen Kontrolle Raucher 10 Zigaretten / Tag HbA1c 7,0 bei Diabetes- Patienten Tabelle 3: Neue Klassifikation der Parodontitis – Grading (Grade) [Papapanou et al., 2018; Tonetti et al., 2018] 82 Zahnmedizin
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