Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1489) Arztbewertungsportale – Werbung und gleichzeitig Bewertung ist das Problem Zum Beitrag „Diskussion Arztbewertungsportale: Nicht mehr als das Resultat von ‚Wohlfühlfaktoren‘“, zm 12/2018, S. 12–13. Sehr geehrter Kollege Maio, in Ihrem Artikel unterläuft auch Ihnen der – wenn ich das so sagen darf – übliche „Fehler“. Sie werfen Bewertungsportale und Kombinations- Portale Werbung/Bewertung in einen Topf und das ist fatal. Bei Bewer- tungsportalen, in unserem Fall Arztbewertungsportalen, kann man über vieles debattieren. Z. B. finde ich die Anonymität der Bewerter inakzeptabel, denn sie öffnet Verleumdung und Intrige Tür und Tor. Auch kann man sich über die Kompetenz von Patienten streiten, ärzt- liche Qualität zu beurteilen u. v.m. Das ist gerade in der Psychotherapie ein großes Problem, weil negative Übertragungen Teil der Therapie und damit des Heilungsprozesses sind. Aber bei Kombinations-Portalen Werbung/Bewertung gibt es nur einen einzigen wichtigen Punkt, insbesondere dann, wenn ein solches Portal für sich in Anspruch nimmt, alle Ärzte und Zahnärzte aufzuführen, auch gegen deren Willen. Denn ein solches Portal lebt von zahlender Kundschaft und deshalb ist die Wettbewerbsverzerrung eine zwangs- läufige Folge, nicht nur in der Theorie, sondern – wie kürzlich bei jameda in der ZEIT nachgewiesen – auch in der Praxis. Wenn alle Teil- nehmer eine Einwilligung geben müssten, wie das der ehemalige Vor- sitzende des Bundesgerichtshofs Wolfgang Büscher fordert, oder wenn Werbung und Bewertung strikt getrennt wären, dann wäre das Problem gelöst. So aber setzt jameda die Kollegen, die keine Kunden sind, per- manent unter Druck „überzulaufen“. Sie werden in die Zwangslage gebracht, übervorteilt zu werden oder zu übervorteilen. Diese Erkennt- nis erfordert kein außergewöhnliches Wissen und auch keine außer- gewöhnliche Intelligenz. Deshalb stellt sich die Frage, weshalb dieser Unterschied – auch von universitärer Seite, auch von den Kammern, auch von den Medien und auch von Ihnen – nicht klar und deutlich hervorgehoben wird und entsprechende Konsequenzen gefordert wer- den. Denn wenn jene Ärzte und Zahnärzte die besseren Bewertungs- durchschnitte aufweisen, die bei jameda einzahlen, und die anderen Kollegen das Portal – nach Lesart von jameda – nicht verlassen dürfen, dann bedeutet das nichts anderes, als flächendeckende Korrumpierung. Woher kommt diese irrationale Angst, das Kind beim Namen zu nennen? Sie haben an einer renommierten Universität einen Lehrstuhl für Medizin- ethik inne. Wird es nicht langsam Zeit, Aufklärungsarbeit zu leisten, für saubere, rechtsstaatliche Verhältnisse zu sorgen und dem Spuk, der von – allen – Kombinations-Portalen ausgeht, ein Ende zu bereiten? Die Forderung lautet: Werbe- und Bewertungsportale müssen strikt und dauerhaft getrennt werden. Denken Sie bitte einmal über diese Zu- sammenhänge nach, denn der Korrumpierungs-Skandal, der da seit einigen Jahren in der Luft liegt, wird irgendwann wie ein Bumerang auf die Ärzteschaft zurückkommen, vor allem dann, wenn sie untätig war. Dr. Peter Gorenflos, Berlin 9 > +2&+:(57,*(5 =$+1(56$7= =8 *h167,*(1 35(,6(1 @ )5((&$// ::: '(17$/75$'( '( 7(/(6.23 .521( 35,0b5 81' 6(.81'b57(,/ $QJHERW MHW]W ELV ]XP YHUOlQJHUW 6SLW]HQTXDOLWlW ]XP 6SLW]HQSUHLV 8QVHU 6SH]LDO $QJHERW IU 6LH XQG ,KUH 3DWLHQWHQ +RFKZHUWLJH 7HOHVNRS .URQH 3ULPlU XQG 6HNXQGlU WHLO ]XP JQVWLJHQ 3UHLV 7UDJH XQG 3IOHJHNRPIRUW )DUEJHQDXLJNHLW XQG /DQJOHELJNHLW ² YHUODVVHQ 6LH VLFK DXI JHSUIWH 4XDOLWlW PLW GUHL -DKUHQ *DUDQWLH =]JO 0Z6W 9HUEOHQGXQJ VRZLH 1(0 0DWHULDONRVWHQ XQG 9HUVDQGNRVWHQ QDFK %(/ ,, 'DV $QJHERW JLOW YRP ELV XQG EH]LHKW VLFK DXI GLH DNWXHOOH GHQWDOWUDGH 3UHLVOLVWH IU =DKQlU]WH 6WDQG VRZLH DXV VFKOLHOLFK DXI GLH /HLVWXQJHQ YRQ =DKQHUVDW] 'LH $NWLRQ NDQQ QLFKW PLW DQGHUHQ $QJHERWVSUHLVHQ YRQ GHQWDOWUDGH NRPELQLHUW ZHUGHQ XQG ULFK WHW VLFK DQ DOOH LQ 'HXWVFKODQG QLHGHUJHODVVHQHQ =DKQlU]WLQQHQ =DKQlU]WH (V JLOW GDV $XIWUDJVGDWXP GHU 3UD[LV bQGHUXQJHQ XQG ,UUWPHU YRUEHKDOWHQ .203/(77 185 Ą