Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 108, Nr. 14, 16.7.2018, (1612) Der junge Mann stürzte im Oktober 2017 auf dem Nachhauseweg von der Arbeit mit dem Fahrrad. Dabei prallte er mit dem Kinn so hart auf, dass er sich eine dreifache Unterkieferfraktur zuzog, eine diakapituläre Kiefergelenkfraktur links, eine hohe Kiefergelenkfort- satzfraktur rechts und eine mediane Unterkieferkörperfraktur. Die Behandlung Die Unterkieferkörperfraktur und die Kiefergelenkfortsatzfraktur rechts wurden mit Platten und Schrauben aus Titan versorgt, wie es MKG-chirurgischer Standard ist. Nur wenige MKG-chirurgische Kliniken in Deutschland sind aber auch darauf spezialisiert, Kiefer- gelenkköpfchenfrakturen (diakapituläre Frakturen) operativ zu ver- sorgen. In Dresden ist dies schon lange Tradition. Neu ist hier jedoch, dafür resorbierbares Osteosynthesematerial zu benutzen. Somit wurde bei dem Patienten auch die Kiefergelenkköpfchenfraktur operiert – und zwar mit dem weltweit ersten biotransformierbaren Metallwerk- stoff auf Magnesium-Basis. Der Zugang zum Kiefergelenkköpfchen erfolgte über einen Schnitt am Ohr – ähnlich wie bei einem Facelift. Das innere Fragment des Kiefergelenkköpfchens wurde von der Kaumuskulatur (M. pterygoideus lateralis) nach vorne gezogen. Es musste zuerst mobilisiert werden, um dann zum Kiefergelenkfortsatz mit dem restlichen Kieferköpfchen hin reponiert zu werden. Anschließend wurde das Fragment zunächst mit einem Kirschner- draht fixiert, über den es dann mit einer speziellen kanülierten Head- less-Bone-Screw aus Magnesium (Magnezix®) an den seitlichen Pol des Unterkiefergelenkkopfs geschraubt wurde. Damit gelang es, die Höhe des Unterkieferasts exakt wiederherzustellen und so einer Verkürzung dieser Unterkieferseite vorzubeugen. Nach der OP Nach einer vorübergehenden Ruhigstellung für zwei Tage erwies sich die Verzahnung als regelrecht und eine Mundabweichung bei der Öffnung war nicht zu sehen. Im DVT war eine regelrechte Fraktur- stellung zu sehen. Bei regelmäßiger Übung und Normalisierung der Kost zeigte sich in den ambulanten Nachkontrollen nach drei Monaten eine weitgehend normale Mundöffnung von vier Zentimetern und auch die Seitbewegung des Unterkiefers nach rechts und links war regelrecht mit sechs beziehungsweise sieben Millimetern. Eine schon länger bestehende Alternative zumMagnesium-Implantat ist die Verwendung von Osteosynthese-Material aus Polymeren wie Polylactid oder Polymilchsäuren. Eine Besonderheit hierbei ist, dass dieses Material mittels Ultraschall-Applikation (SonicWeld Rx®) erwärmt und verformt werden kann. Pins aus diesem Werkstoff (Resorb-x®) können so in vorgebohrte Löcher im Knochen eingeschmolzen wer- den und Frakturen miteinander verbinden. Auch können mit diesem Verfahren Platten und Meshs an die knöchernen Gegebenheiten an- Neues Verfahren zur Behandlung von Kiefergelenkköpfchenfrakturen Versorgung mit selbstauflösendem Magnesium-Implantat Der 25-jährige Patient zog sich im vergangenen Herbst bei einem Fahrradunfall schwerste Unterkiefer- und Kiefergelenks- frakturen zu. Die Versorgung erfolgte mit einem sich selbstauflösenden Implantat. Darstellung der Versorgung einer diakapitulären Gelenkfraktur am Modell: Das Gelenkköpfchen ist reponiert; die rote Linie soll den Verlauf des Bruches darstellen. Zur Fixierung des Gelenkfragments wird ein Kirschnerdraht eingebracht. Alle Fotos: Uniklinikum Dresden Ein zweiter Kirschnerdraht wurde zur Rotationsstabilität platziert, über den oberen Draht wird die kanülierte Schraube eingebracht. 12 Zahnmedizin

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