Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 108, Nr. 14, 16.7.2018, (1620) Infektionserkrankung, mit 8,8 bis 28 Pro- zent die häufigste Todesursache und der häufigste Grund für eine Krankenhaus- einweisung [El-Solh, 2011; Kreissl, 2008]. Insgesamt weisen Parodontitis-Patienten ein über fünffach erhöhtes Risiko für Lungen- entzündungen auf [Awano, 2008]. Die wechselseitige Beeinflussung von Parodon- titis und Diabetes sowie mit kardio- und zerebrovaskulären Störungen ist inzwischen ebenfalls gut belegt [Deschner, 2018; Dörfer, 2007; Tonetti, 2007; Taylor, 2008]. „Zähne waren meiner Mutter immer wichtig!“ Äußerungen wie diese (von Angehörigen) belegen zudem das verstärkte Verlangen nach einer bedarfsgerechten Zahn- beziehungs- weise Mund- und Zahnersatzpflege sowie nach einer verstärkten zahnmedizinischen Betreuung. Wichtige Weichen sind bereits gestellt Immobilität, eine eingeschränkte Koopera- tionsfähigkeit sowie die reduzierte Selbst- steuerung der Zahn-, Mund- und Zahn- ersatzpflege stellen eine Herausforderung für professionell Pflegende, pflegende Angehörige und das zahnärztliche Team dar. Da bei multimorbiden Menschen die invasive und aufwendige Sanierung – gegebenenfalls sogar in Narkose – immer mit großen Risiken auch für die Allgemein- gesundheit verbunden ist, sollten präventi- ve Maßnahmen, wie sie von der Zahnärzte- schaft bereits im Juni 2010 im Konzept „Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter“ [BZÄK/KZBV/DGAZ/BDO, 2010] vor- gestellt wurden, im Fokus stehen. Der Gesetzgeber hat in der Folge mit dem Versorgungsstrukturgesetz, dem Pflegeneu- ausrichtungsgesetz und aktuell dem Versor- gungsstärkungsgesetz wichtige Weichen gestellt, damit die präventionsorientierte zahnärztliche Betreuung pflegebedürftiger Menschen gelingen kann. Und die Zahn- ärzteschaft entwickelt bereits seit 20 Jahren mithilfe der Erfahrungen engagierter Kolle- ginnen und Kollegen Konzepte aus der Pra- xis für die Praxis. Dabei steht neben der zahnärztlichen Betreuung und Versorgung mit Augenmaß, das heißt unter besonderer Berücksichtigung der individuellen Umstände, die Stärkung der Nachsorgekompetenz im Mittelpunkt. Aufgrund der hochindividuellen und vielseitigen Versorgungssituation pflege- bedürftiger Menschen mit Zähnen, technisch aufwendigem Zahnersatz beziehungsweise Implantaten müssen im Einzelfall die geeig- neten Pflegemittel sowie ganz konkret auch die praktische Durchführung der Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege besprochen und angeleitet werden. Auf der einen Seite geschieht dies für die Pflegekräfte im Rahmen einer zeitgemäßen Pflegeausbildung. Hier wirken die Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin (DGAZ e. V.) sowie die Bundeszahnärztekammer in der aktuell geplanten Novellierung der Pflegeausbildung mit und stellen bereits seit 2013 ein in der Zwischenzeit weiter über- arbeitetes Konzept zur Verfügung [Ludwig, 2013]. Auf der anderen Seite muss sich auch die zahnärztliche Profession selbst weiter auf die besonderen Herausforderungen einstellen. Einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2005 zufolge gaben fünf Prozent der befragten Zahnärzte an, aufgrund der Belastung durch die Konfrontation mit dem Altern und dem Tod nicht in Pflegeeinrich- tungen tätig werden zu wollen. Über 50 Prozent jedoch argumentierten mit den schwierigen Arbeitsbedingungen vor Ort [Nitschke, 2005]. Heute bieten die DGAZ, die Bundeszahn- ärztekammer, die Kassenzahnärztliche Bun- desvereinigung sowie die Zahnärztekammern und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen der Bundesländer in Deutschland zum Teil sehr umfangreiche Unterstützungsmöglichkeiten an (Eine Übersicht hierzu finden in der Online- Version des Artikels auf zm-online.de .). Tipps für eine geräuscharme zahnärztliche Betreuung Nachfolgend seien einige Punkte aufgeführt, deren Beachtung die Effizienz der zahnärzt- lichen Betreuung von Menschen mit Unter- stützungsbedarf spürbar steigert und eine „geräuscharme“ Betreuung von Menschen mit Unterstützungsbedarf ermöglicht. Das Beste: Nicht nur Sie selbst profitieren davon, auch die Pflegekräfte, die gesetzlichen Be- treuungspersonen, die Angehörigen und vor allem die pflegebedürftigen Menschen selbst werden es Ihnen danken. \ Telefon: Schon beim ersten Kontakt Zeit sparen Erfolgt in der Praxis ein Anruf mit einer Frage zu einer pflegebedürftigen Person, sollten lediglich kurz Name und Telefonnummer notiert und der zeitnahe Rückruf durch den Zahnarzt vereinbart werden. Ruft der Zahnarzt zurück, kann er schnell und ziel- gerichtet das Problem fokussieren und zur Mundgesundheit bei Pflegebedürftigkeit – eine Aufgabe für die Zukunft Foto: aus Ludwig E.: Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege in der Altenpflege- ausbildung. Zeitschrift für Senioren-Zahnmedizin 2013;1:105–113. 20 Zahnmedizin

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