Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 108, Nr. 14, 16.7.2018, (1635) Investoren sich über den Kauf von Kranken- häusern als Träger in die MVZ einklinken, müsse die Politik zum Wohle der Versor- gung dafür sorgen, dass diese – bislang völlig legale – Eintrittspforte geschlossen wird, forderte der Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), Dr. Harald Schrader. „Erstens muss man den Zutritt für Fremdinvestoren schließen und eine Kettenbildung unter- binden, zweitens den Gründerkreis auf Leis- tungserbringer beschränken, und drittens sollten für die Zahnmedizin ausschließlich fachübergreifende MVZ zulässig sein, und parallel dazu Einzelpraxen und ÜBAGs stärker gefördert werden.“ Jetzt ist die Pflege dran Da momentan ein riesiger Kapitalstrom in die Pflege fließt, sind die Heime auch von dieser Entwicklung betroffen – auch hin- sichtlich der zahnmedizinischen Versorgung: Rund 4.000 Kooperationsverträge existieren aktuell zwischen Zahnärzten und Pflege- einrichtungen. Eine bemerkenswerte Zahl, wie der stellvertretende Vorsitzende des Vor- stands der KZBV, Martin Hendges, mit Blick auf die Ärzte feststellte, die bislang 13.000 Verträge abschließen konnten. Seinen Ärger über den Barmer Zahnreport machte indes KZBV-Chef Eßer Luft: „Man hat uns Zahn- ärzten unterstellt, dass wir in die Pflege fahren, und uns – ohne etwas zu leisten – die Taschen mit Zuschlägen vollpacken.“ Richtig sei: „Die Kollegen, die Pflegebedürf- tige im Heim behandeln, arbeiten unter größten Schwierigkeiten, das beginnt mit den Hürden der Krankenbeförderung und endet mit den fehlenden Aufbewahrungs- möglichkeiten für die Instrumente und den Polypharmazien der Patienten.“ Gerade die bürokratisch anmutende Beantragung und Genehmigung des Taxi-Scheins sei eine Farce: „Hier muss im Sinne der Praktikabili- tät die Krankentransport-Richtlinie geändert werden!“ Hendges warb auf der Versammlung außer- dem um Unterstützung für das Zahnärzte- Praxis-Panel: „Die Informationen aus dem ZäPP über die Kennzahlen der Zahnarzt- praxen liefern uns die Grundlage, um mit wissenschaftlich fundierten Daten die Zahn- ärzte in den Verhandlungen mit den Kran- kenkassen optimal vertreten zu können!“ ” Wenn sich die Vorgaben nicht ändern, werden wir in Zukunft zwei Sorten von Zahnärzten haben: Die, die unter dem Schutz von Großkon- struktionen ihr Geld verdienen und reiche, gut situierte Menschen behandeln, und die, die die restliche Arbeit machen, das heißt die Versorgung sicherstellen. Dieses Szenario werde ich mit aller Macht zu verhindern versuchen. Für diese Zukunftsaussichten bin ich nicht Zahnarzt geworden! Dr. Wolfgang Eßer Über Fortschritte bei der Anbindung an die Telematik-Infrastruktur informierte der stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der KZBV, Dr. Karl-Georg Pochhammer: „Gut 5.000 Zahnarztpraxen sind inzwischen an die TI angeschlossen, allein im April wur- den über sieben Millionen Steckvorgänge registriert.“ Aussagen des BMG zu einer entsprechenden Fristverlängerung zur Aus- stattung der Praxen erwartet er jedoch erst Ende 2018. Grundsätzlich geklärt werden müssen aus seiner Sicht noch Detailfragen, etwa das Einlesen der Notfalldaten in die eGK an der Rezeption: „Bei der PIN-Eingabe müsste das Kartenterminal über die Theke gereicht werden, das halte ich für unprak- tikabel und außerdem datenschutzrechtlich für sehr bedenklich!“ Der Job ist kein Action-Spiel Wie wichtig das geschlossene Auftreten des Berufsstands in der Politik ist, unterstrich abschließend KZBV-Vorstandschef Eßer: „Wir haben unsere Positionen kraftvoll nach außen getragen und nur so ist es uns ge- lungen, auf den ersten Blick scheinbar un- mögliche Ziele zu erreichen. Unser Job ist kein Action-Spiel, sondern jeder Schritt hat Folgen. Nur wenn wir unsere Forderungen geschlossen vertreten, werden wir von der Politik auch wahrgenommen.“ Zentrale Person, weil Bundesgesundheitsminister und ausgewiesener Kenner der Materie sei Jens Spahn: „Spahn wird der Gesundheits- politik eine viel prominentere Rolle ver- schaffen als dies bisher der Fall war. Für die KZBV birgt dies Risiken, eröffnet aber auch Chancen.“ „Machst Du? Sonst mach ich!“ – sei das Handlungsprinzip von Jens Spahn. Eßer: „Nur Forderungen zu stellen, wird nicht reichen, wir müssen klare Konzepte präsen- tieren und durchsetzen. Ansonsten werden wir genauso durchreguliert wie die Ärzte- schaft.“ ck Einstimmig verab- schiedet: „Reine Zahnarzt-MVZ ge- fährden die flächen- deckende, wohnort- nahe Versorgung!“ Foto: KZBV-Jardai 35

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