Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 108, Nr. 14, 16.7.2018, (1648) Jürgen Weitkamp wird 80 Jahre „Wir haben wirklich alles auf den Kopf gestellt!“ Eine berufliche Laufbahn nach dem Vorbild seines Vaters hatte der gebürtige Bielefelder zunächst gar nicht im Sinn. Stattdessen wollte der Zahnarztsohn Journalist werden. Aber nach einigen Fingerübungen für ein Lokalblatt entschied sich der Abiturient dann für die Medizin und schrieb sich an der Universität Marburg ein. Weil dort ein zahn- und allgemeinmedizinisches Doppelstudium nicht möglich war, wechselte er schließlich nach Mainz. Weitkamp legte 1963/1965 die Staatsexamen ab, wurde 1968 zum Dr. med. und Dr. med. dent. promoviert und war als wissenschaftlicher Assistent tätig. Vor dem Einstieg in die väterliche Praxis im ostwestfälischen Lübbecke absolvierte der junge Zahnmediziner ein 18-monatiges Postgraduate-Studium an der University of Michigan in Ann Arbor, an der Prof. Dr. Sigurd P. Ramfjord lehrte und forschte. Weitkamp: „Die USA waren damals auf vielen Gebieten führend und Ramfjord, den fast jeder Zahnmediziner auf der Welt kannte, eine Koryphäe in den Bereichen Parodonto- logie und Okklusion. Er forderte Leistung von seinen Studenten – unerbittlich, konse- quent und kompromisslos.“ Sein Protest machte den 38-Jährigen bekannt Die US-Erfahrungen prägten Weitkamps Berufs- und Lebensweg und bestimm(t)en sein Verständnis einer zeitgemäßen, prä- ventiv ausgerichteten und wissenschaftlich basierten Zahnheilkunde . Mitte der 1970er-Jahre startete Weitkamp in der Standespolitik, nicht ahnend, dass sein Engagement ihn ein Vierteljahrhundert später bis an die Spitze der deutschen Zahnärzte- schaft bringen würde. Im Streit um die Ein- beziehung der Prothetik ins Sachleistungs- prinzip, die von den meisten Zahnmedizinern wegen der absehbaren Überforderung des solidarischen Gesundheitssystems und der Finanzkraft der Krankenkassen abgelehnt wurde, opponierte der damals 38-Jährige gegen die zustimmende Haltung der KZV Westfalen-Lippe. Sein vehementer Protest auf einer Bezirksversammlung machte ihn schlag- artig über die Kammergrenze hinaus bekannt. In den FVDZ gelangte er indes nur mithilfe des Bundesvorsitzenden Helmut Zedelmaier – der zuständige Landesverband wollte den Rebellen nicht in seinen Reihen. Bei den Wahlen zur Vertreterversammlung der KZVWL hatten Weitkamp und Kollegen 1977 mit einer eigenen Liste Erfolg, die bisherige KZVWL-Führung wurde abgelöst, Weitkamp Mitglied des neuen Vorstands und im selben Jahr zugleich stellvertretender Vorsitzender des FVDZ. 1990 gewann er mit großer Mehr- heit die Wahl als Präsident der Zahnärzte- kammer Westfalen-Lippe und wurde ferner Vorsitzender der KZBV-Vertreterversammlung. Diese einzigartige Doppelposition – als Mit- glied des BZÄK-Vorstands und Gast der KZBV- Vorstandssitzungen – verschaffte Weitkamp bis zu seinem Wechsel nach Berlin tiefe Einblicke in die Standespolitik und schnell wachsende Bedeutung auf Bundesebene. Das war neu: Zahnärzte sollen mit Patienten reden Seine Agenda an der Spitze der Münstera- ner Kammer wurde schnell deutlich. „Ich wollte die Kammer politisieren und zum Sprachrohr der gesamten Zahnärzteschaft machen, verkrustete Strukturen aufbrechen. Er hat die Prävention in der Zahnmedizin forciert, die Fortbildung reformiert, den Berufsstand professionalisiert und den Nachwuchs nach vorne geschoben. Ja, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp hat „wirklich alles auf den Kopf gestellt“! Am 15. Juli wird der langjährige Präsident und jetzige Ehrenpräsident der Bundeszahnärztekammer 80 Jahre alt. 48 Gesellschaft

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