Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 108, Nr. 14, 16.7.2018, (1671) dolent und leicht geschwollen, eine Fluk- tuation oder einen Hinweis auf ein Abszess gab es aber nicht. Die Sensibilitäts- und Perkussionsproben der Restbezahnung im linken Unterkiefer waren negativ, erhöhte Taschentiefen fanden sich nicht. In der alio loco durchgeführten OPG- Aufnahme zeigten sich – bei schlechter Aufnahmequalität – ein allenfalls geringes sklerotisches Areal regio 036 sowie eine leichte apikale Aufhellung am Zahn 37. In der Clementschitsch-Aufnahme (Abbildung 1) zeigte sich eine – im Vergleich zur Gegen- seite – leicht osteolytische Zone regio 038. Die Patientin wurde daraufhin bei Verdacht auf eine Unterkiefer-Osteomyelitis stationär aufgenommen. In der Labordiagnostik fand sich ein gering erhöhtes CRP von 1,1 mg/dl (Referenz < 0,5 mg/dl) bei normwertigen Leukozyten (7,3 /nl) und bei ansonsten un- auffälligen Routine-Parametern. In der durch- geführten CT zeigte sich eine unscharfe, runde Osteolyse regio 038 mit periostaler Reaktion (Abbildung 2). Insgesamt bestand somit die Indikation zur operativen Revision. Diese erfolgte über einen intraoralen Zugang mit Dekortikation, Entnahme multipler Gewebeproben, Neu- rolyse des Nervus mentalis links, model- lierender Osteotomie und offener Nach- behandlung mittels Tamponade (Abbildung 3). Befund: Die pathohistologische Begutachtung (Abbildung 4) ergab eine metastatische Ab- siedlung eines Mammakarzinoms (ER+/PR-). Im anschließenden Re-Staging fand sich der Verdacht auf weitere ossäre Filiae, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule, der fronto-parietalen Schädelkalotte links sowie im Bereich der linken Beckenschaufel (Abbildung 5). Therapie: Nach Rücksprache mit dem vor- behandelnden Onkologen wurde die Pa- tientin zur Planung des weiteren Prozederes dort vorgestellt. Zunächst erfolgte die Ein- leitung einer zytostatischen (Fulvestrant) und Bisphosphonat-Therapie. Bei progredientem Verlauf (Weichteilmetastase im Bereich des medialen Oberlides, Abbildung 6) wurde schließlich eine palliative Chemotherapie mittels Epirubicin/Cyclophosphamid durch- geführt. Im Verlauf folgten noch eine Zweit-Linien- Chemotherapie mit Docetaxel, eine Dritt- Linien-Chemotherapie mit Gemcitabin und eine Viert-Linien-Chemotherapie mit Capetabin/Vinorelbine. Die Patientin ver- starb drei Jahre nach der histologischen Sicherung im Bereich des Unterkiefers an ihrer Grunderkrankung, also 30 Jahre nach der Erstdiagnose. Diskussion Das Mammakarzinom ist das häufigste Kar- zinom der Frau in den westlichen Ländern mit einem Erkrankungsgipfel zwischen dem 40. und dem 65. Lebensjahr [Balaji et al., 2007]. Es kann prinzipiell zwar auch bei Abbildung 1: Clementschitsch-Aufnahme mit osteolytischer Läsion regio 038 (Pfeil) bei mäßigem Umfang- und Detailkontrast Fotos: Baum Abbildung 2: CT-Aufnahme (axial; Knochenfenster) mit osteolytischer Läsion regio 038 (Pfeil) und geringer vestibulärer Periostreaktion Abbildung 3: Intraoperativer Situs mit Darstellung des linken Unterkiefers und einliegendem Lingualis-Schutzspatel: osteolytische Raumforderung (Pfeil; zum Teil entfernt) regio 038 71
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