Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 108, Nr. 14, 16.7.2018, (1672) Männern auftreten, dies ist aber im Ver- gleich zum weiblichen Geschlecht extrem selten [Ferzoco et al., 2016]. Die Inzidenz wird mit 117 Neuerkrankungen pro 100.000 Frauen angegeben [Zentrum für Krebsregisterdaten, 2012]. In Deutsch- land erkranken somit jährlich circa 70.000 bis 75.000 Frauen. Aufgrund der gesteigerten Lebenserwartung und der ver- besserten Primär- und Sekundärprävention wird statistisch davon ausgegangen, dass jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom erkrankt [Rojas et al., 2016] – bei sinkender Mortalität [Levi et al., 2001]. In der Literatur wird bei 25 bis 50 Prozent aller Patientinnen ein Rezidiv, an dem die meisten der Frauen versterben [Castiglione et al., 1994], beschrieben. Dabei handelt es sich bei etwa 10 bis 20 Prozent um isolierte lokoregionäre Rezidive, bei ungefähr 60 bis 70 Prozent der Fälle um eine Fernmetasta- sierung, davon bis zu 70 Prozent um Skelett- metastasen [Hortobagyi, 1991]. Die häu- figste Metastasenlokalisation im Skelett- system ist die Wirbelsäule. Sie ist mit circa 18 Prozent, gefolgt vom Becken mit etwa 11 Prozent beteiligt. Die Gesichtsschädelknochen stehen mit etwa 2 Prozent an der fünften Stelle [Dib et al., 2007]. Als Besonderheit beim Mamma- karzinom ist anzumerken, dass, wie auch im vorliegenden Fall, Fernmetastasen noch Jahrzehnte nach der Erstdiagnose auftreten können. Dies sollte insbesondere bei der Differenzialdiagnose im Rahmen der zahn- ärztlichen Anamnese bedacht werden. Im Rahmen einer oralen Metastasierung finden sich in 90 Prozent knöcherne Raum- forderungen. In 60 bis 80 Prozent der Fälle ist hierbei die Mandibula betroffen [Pretzl et al., 2014]. Die klinische Symptomatik von Fernmetastasen in der Mundhöhle ist meist unspezifisch und aufgrund von multiplen Differenzialdiagnosen nicht immer einfach. Aus zahnärztlicher/oralchirurgischer Sicht sollte eine Abklärung oder mund-, kiefer-, gesichtschirurgische Überweisung bei fol- genden Symptomen erfolgen: \ größenprogrediente Schwellung oder Knochenauftreibungen mit oder ohne Schmerzen Abbildung 6: Extraorale Foto- dokumentation mit Raumforderung im Bereich des rechten, medialen Oberlides mit Rötung und Ptosis Fotos: Baum Abbildung 4: Histologisches Bild eines infiltrativ wachsenden Adeno- karzinoms des Knochens und des Weichgewebes im Sinne einer Metastase des bekannten Mammakarzinoms Foto: Ebel, Zentrum für Pathologie Essen-Mitte Abbildung 5: Skelettszintigrafie mit fokaler Knochenstoff- wechselanreicherung im Bereich der Wirbel- säule, der fronto- parietalen Schädel- kalotte links sowie im Bereich der linken Beckenschaufel (links: Ansicht von vorne; rechts: von hinten) 72 Zahnmedizin

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