Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15

zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1730) zinischen Fachangestellten (VMF) richtet dazu konkrete Wünsche sowohl an die Pra- xisinhaber als auch an die Praxisteams: So regt die Referatsleiterin Zahnmedizinische Fachangestellte Sylvia Gabel an, dass die Praxen neben dem – vorgeschriebenen – Ausbildungsrahmenplan einen individuellen betrieblichen Ausbildungsrahmenplan mit dem Team erstellen, damit die neue Auszu- bildende einen Richtungsweiser hat. Die ersten Lehrtage: Für die Nerven Traubenzucker Die größten Hürden für die Azubis seien am Anfang der Lehre erstmal eine Akzeptanz im Team zu erlangen, die langen Arbeitszeiten, die vielen Fremdworte und die hohen Erwartungen. Auch die Berührung mit Patienten, insgesamt die Kommunikation mit dem Team und den Patienten seien fremd, genauso wie die Gerüche und Ge- räusche. All das fördere Angst und Unsicher- heit. Wichtig sei daher, freie Zeit am Mor- gen für die Begrüßung einzuplanen, bei der der Praxisinhaber sein Team vorstellt. „Bei uns in der Praxis erhält jeder neue Azubi ei- nen Ordner mit einem Begrüßungsan- schreiben und ein ,Herzliches Willkommen‘ in unserem Team“, erzählt Gabel. In diesem Ordner sei alles Wichtige notiert, wie per- sönliche Schutzausrüstung, Checklisten für die Aufgaben am Morgen und am Abend, Verhaltensregeln und Kleidungsvorschriften von A wie Arbeitszeiten bis Z wie zu-lange- Fingernägel. Außerdem ein kleines Vokabel- heft, in dem der neue Lehrling Fragen, Arbeitsabläufe, Fachvokabular notieren kann. Jede Auszubildende habe zudem eine für sie zuständige „Tutorin“, die bei Fragen jederzeit zur Verfügung steht. Und last but not least: „Am ersten Praxistag erhält der Azubi eine kleine Schultüte mit Kleinigkeiten wie Bleistift, Kugelschreiber, Traubenzucker und einem kleinen Glücksbringer.“ Ausbildung ist keine Einbahnstraße Erfolg in der Ausbildung ist selbstverständ- lich keine Einbahnstraße. Was müssen die Auszubildenden also selbst tun beziehungs- weise mitbringen? „Gute Rechtschreib- kenntnisse, gute Verhaltensformen, Empa- thie, Interesse am Beruf, Ausdauer und Geduld“ hält Sylvia Gabel für entscheidend. Zur geplanten Novellierung der Ausbil- dungsordnung merkt sie an, dass neue Strukturmodelle wie Wahlqualifikationen eingearbeitet werden sollten, um das Wis- sen der Auszubildenden zu vertiefen und eventuell für die Aufstiegsfortbildungen ein- zusetzen. Auch über eine überbetriebliche Ausbildung müsse nachgedacht werden. Und: „Die Berufsschulen müssen besser aus- gestattet werden, mit aktuellen Materialien und Instrumenten.“ Doch wie kann man die ZFA nach der Ausbil- dung in den Praxen halten? Gabel: „Eine adäquate Bezahlung, mindestens am Tarif- vertrag angelehnt, ist schon mal eine Motiva- tion, aber Geld ist nicht alles.“ Aufstiegsfort- bildungen, die vom Arbeitgeber bezahlt wer- den, betriebliche Altersvorsorge, das Firmen- fahrzeug, Umsatzbeteiligung, mehr Urlaubs- tage, Zuschuss zum Erholungsurlaub, Über- nahme des Entgelts für das Fitnessstudio, Gesundheitskurse sind laut Gabel „Angebo- te, von denen die Kolleginnen begeistert sind und wo auch der Praxisinhaber Vorteile hat, da er sie teils von der Steuer absetzen kann“. Geld ist nicht alles In Nordrhein beispielsweise liegen die Empfehlungen zur Höhe der Ausbildungs- vergütungen über denen der Tarifgemein- schaft, wie Liane Wittke, Ressortleitung Aus- bildung ZFA, ausführt. „Wertschätzung und persönliche Anerkennung für Geleistetes sind aber genauso wichtig wie eine faire Be- zahlung“, verdeutlicht Wittke. Mit Wünschen und Zukunftsplänen befasst sich auch die Zahnärztekammer Berlin. Eine Umfrage unter den Ausbildungsjahrgängen II/2015 und I/2016 und unter Ppraxen der Bundeshauptstadt ergab, dass 70 Prozent der Azubis im Beruf bleiben wollten, 11 Pro- zent planten ein Studium. Andererseits wür- den 41 Prozent die Ausbildung nicht wieder machen, wenn sie sich neu entscheiden müssten. Ein grundsätzliches Statement zum Thema gibt Dr. Christian Bittner, Zahnarzt in Salzgitter und Landesausbildungsberater der Zahnärztekammer Niedersachsen: „Ausbil- dung macht Arbeit, aber auch eine Menge Freude. Es ist eine Investition in die Zukunft. Wer heute nicht ausbildet, darf sich morgen nicht wundern, wenn es keine – bezahlbaren – Fachkräfte mehr gibt.“ mth Um mehr über die Bedürfnisse der ZFA zu erfahren, hat die Bundeszahnärzte- kammer (BZÄK) eine Studie zur „Be- rufs- und Arbeitszufriedenheit von Zahnmedizinischen Angestellten“ in Auftrag gegeben, umgesetzt von ei- nem Team um Prof. Dr. Michael Dick am Institut für Bildung, Beruf und Me- dien der Fakultät für Humanwissen- schaften der Otto-von-Guericke Uni- versität Magdeburg. Untersucht wer- den die Kammergebiete Baden-Würt- temberg, Berlin und Sachsen-Anhalt. Mit Ergebnissen wird im Juli nächsten Jahres gerechnet. \ Die BZÄK erforscht Bedürfnisse der ZFA S TUDIE Unterstützung und Wertschätzung sind für Azubis besonders wichtig. Foto: R. Kneschke - Fotolia.com 18 Praxis

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