Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15
zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1736) mer noch stark frequentierte Markt von am- bulanten Leistungserbringern wird in 2017 vermutlich weitere Transaktionen sehen. Hier könnten zum Beispiel Zahnärzte und Radiolo- gie im Investorenfokus stehen. Es zeigt sich allerdings, dass die Konsolidierung in diesem Segment anspruchsvoll ist und eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, bis sich größere Ein- heiten herausgebildet haben.“ „Golden opportunity for private equity“ Solche Einschätzungen treffen auch andere Unternehmensberatungen wie KPMG oder McKinsey. Insgesamt gerät in der Finanz- branche das Thema zahnärztliche MVZ in Deutschland mehr und mehr in den Fokus. Auch die europäische Fachpresse berichtet zunehmend über die Investmentchancen, die sich derzeit auf dem deutschen Dental- markt für Großanleger bieten. Immer wie- der ist in diesem Zusammenhang von „Gold Rush 4“, „golden opportunity for private equity“ und der Einleitung eines Konsolidie- rungsprozesses im stark fragmentierten deutschen Dentalmarkt die Rede. Dabei stellen Großinvestoren und hier gerade die Private-Equity-Gesellschaften ganz offen ihre Investmentpläne für den europäischen und deutschen Dentalmarkt vor. So gab die in Bahrain ansässige Private-Equity-Gesell- schaft „Investcorp“ am 15. Mai per Presse- mitteilung bekannt, dass sie nach dem Kauf der Kliniken Albstadt und der Privatzahnarzt- klinik Schloss Schellenstein den deutschen Dentalmarkt mithilfe einer „Buy-and-Build“- Strategie erschließen will. Deutschland sei der Kernmarkt in Europa und man glaube, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, in diesen Sektor zu investieren. Auszug Pressemitteilung Investcorp vom 18. Mai 2018: „Commenting on the invest- ment, Mohammed AlShroogi, Investcorp’s Co-CEO, said, ‚We are very excited about this platform investment in Germany which is one of our core markets in Europe. Having followed the development of the retail healthcare sector for a number of years, we believe now is the right time to invest in this sector in Germany. We are excited about the potential to build a sizeable dental business in Germany through a buy-and-build strategy and our acquisitions of PSS and Acura Klini- ken are ideal starting points to launch this initiative.‘” Ihr Ziel ist, den Markt der zahnärztlichen MVZ möglichst schnell zu durchdringen, um danach das aufgebaute Netzwerk oder die Kette in Sachen Rendite zu optimieren. Nach einer gewissen Haltezeit wird das Invest- ment mit möglichst hoher Gewinnmarge weiterverkauft, meist sogar an andere In- vestmentgesellschaften. Die durchschnittli- che Haltedauer beträgt in Deutschland laut einer PwC-Studie circa 5,3 Jahre, im Health- care-Bereich 4 Jahre. Abweichend davon gibt es auch Großinvestoren wie die Jakobs- Gruppe, denen ein längerfristiges Engage- ment im Vergleich zu den Investmentfonds im Dentalmarkt unterstellt werden kann. Die „Buy-and-Build“-Strategie ist dabei typisch für Groß- und Finanzinvestoren: Als Ausgangspunkt für die weitere Expansion wird zunächst eine MVZ-Trägergesellschaft, meist ein zugelassenes, finanzschwaches Krankenhaus, aufgekauft. Dabei spielt keine Rolle, ob dieses Krankenhaus über zahnärzt- liche oder chirurgische Fachabteilungen (zum Beispiel im Bereich der Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie) verfügt. Über das aufge- kaufte Krankenhaus werden dann – unab- hängig von dessen Standort – neue zahn- ärztliche MVZ gegründet oder bestehende aufgekauft. Größtenteils wandelt man exis- tierende Praxen (etwa Berufsausübungs- gemeinschaften) in MVZ um, um sie kurz darauf an den Investor zu verkaufen. Nicht selten werden „auf Vorrat“ MVZ-Gesell- schaften im Handelsregister eingetragen, ohne eine Zulassung zu beantragen, um sie dann später für Akquisitionen zu nutzen. Gekauft wird gerne auch auf Vorrat Diese MVZ konzentrieren sich am Anfang der Expansion üblicherweise auf möglichst gewinnbringende Leistungsbereiche wie die Implantologie. Zeitgleich gründen sie ei- gene Dentallabore. Ein ganz zentraler Punkt ist, einen vermeint- lich zusätzlichen Mehrwert für besonders renditeträchtige „Übernahmekandidaten“ zu schaffen, um als Investor besonders attraktiv zu erscheinen. Schließlich möchte Bei der „Buy-and-Build“-Strategie wird ein marodes Krankenhaus aufgekauft, über das neue zahnärztliche MVZ gegründet oder bestehende aufgekauft werden. Quelle: KZBV 24 Zahnärzte-MVZ
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